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„Desaster“ an Schulen: Schwere Vorwürfe gegen Baden-Württemberg - Versagen auf ganzer Linie

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Von: Lisa Schönhaar

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Trotz Coronavirus in Baden-Württemberg dürfen alle Kinder seit Ende Juni wieder zur Schule gehen. Kultusministerin Eisenmann erntet für ihre Schulpolitik allerdings harte Kritik - sie sei ein „Desaster“.

Stuttgart - Um die Verbreitung des Coronavirus in Baden-Württemberg (BW24* berichtete) einzudämmen, waren die Schulen im Land für mehrere Wochen geschlossen und öffneten nur schrittweise wieder. Da sich das Coronavirus seit einiger Zeit langsamer verbreitet als zu Hochzeiten der Corona-Pandemie, hat die Landesregierung im Juni das Ende der Schulschließungen in Baden-Württemberg* beschlossen. Normalität ist deshalb trotzdem nicht wieder eingekehrt - und Kultusministerin Susanne Eisenmann wird nun heftig für ihre Schulpolitik während der Corona-Krise kritisiert.

Zum 29. Juni hat Kultusministerin Eisenmann die vollständige Öffnung aller Bildungseinrichtungen veranlasst. Zum Infektionsschutz vor dem Coronavirus in Baden-Württemberg* gelten jedoch weiterhin bestimmte Hygieneauflagen. Seit der Öffnung kam es bereits mehrfach zu Neuinfektionen an Schulen im Land: In der Landeshauptstadt Stuttgart* waren zuletzt mindestens fünf Schulen und zwei Kitas betroffen. Laut Gesundheitsamt geht der Corona-Ausbruch an den Schulen in Stuttgart* auf das sorglose Verhalten einer Großfamilie zurück. Weitere Fälle gab es im Kreis Göppingen: Dort hat eine Mutter drei ihrer Kinder mit dem Coronavirus infiziert*, das Virus verbreitete sich daraufhin in Schulen.

Schüler sitzen während Unterricht mit Abstand zueinander in umfunktionierter Turnhalle.
Schüler mit Mundschutz sitzen bei der Prüfungsvorbereitung fürs Abitur in einer zum Schulraum umfunktionierten Turnhalle. © Bodo Schackow/dpa-Zentralbild/dpa

Coronavirus in Baden-Württemberg führte zu Nachholbedarf vieler Schüler - Eisenmanns Schulkonzept in der Kritik

Die SPD im Landtag wirft Susanne Eisenmann in der Bildungspolitik nun Versagen auf ganzer Linie im Umgang mit dem Coronavirus in Baden-Württemberg vor. Der bildungspolitische Sprecher der SPD-Landtagsfraktion, Stefan Fulst-Blei, sagte, Eisenmanns Politik sei derzeit ein „mittleres Desaster“.

Anfang Juli hatte Susanne Eisenmann einen Plan vorgelegt, wie der Schulbetrieb nach den Sommerferien trotz Coronavirus in Baden-Württemberg weitergehen soll. Demnach soll möglichst viel Präsenzunterricht stattfinden. Zudem entfällt der Mindestabstand nach den Sommerferien an allen Schulen in Baden-Württemberg*. Fulst-Blei kritisiert, Eisenmann habe die Schulpflicht „faktisch abgeschafft“ - ihr Konzept sieht vor, dass Eltern ihre Kinder vom Präsenzunterricht per Telefonanruf befreien können. „Genau die, die es am nötigsten haben, bleiben dann zu Hause“, sagte Fulst-Blei.

Seit Öffnung der Schulen zeigt sich, welchen verheerenden Schaden die Corona-Krise bei Schülern hinterlassen hat: Durch den wegen des Coronavirus in Baden-Württemberg entfallenen Unterricht haben viele Schulen im Land bereits einen erheblichen Nachholbedarf ihrer Schüler gemeldet*. Fulst-Blei spricht von einer toxischen Mischung - einerseits schaffe Kultusministerin Susanne Eisenmann die Schulpflicht ab, andererseits mache sie den Schülern kein Angebot, Bildungsdefizite aufholen. Mit dem Scheitern der Bildungsplattform ella habe sie mit Innenminister Thomas Strobl einen Schaden von 6,5 Millionen Euro verursacht. Auf Kritik und Hinweise reagiere sie „abwatschend“, so der SPD-Politiker.

Wegen Coronavirus in Baden-Württemberg entstandene „Bildungsmisere" könnte sich weiter verschärfen

Das von Susanne Eisenmann beschlossene Nachhilfeprogramm in den Sommerferien, mit dem Lernlücken der Schüler geschlossen werden sollen, greife laut Fulst-Blei viel zu kurz. Kinder aus schwächeren Familien erreiche man mit dem freiwilligen Angebot in den letzten beiden Ferienwochen nicht. Stattdessen fordert die SPD ein Nachhilfebudget für das gesamte nächste Schuljahr, weil die durch das Coronavirus in Baden-Württemberg entstandene Bildungsmisere sonst weiter verschärft würde.

Seit Mitte Juni findet an allen Schulen trotz Coronavirus in Baden-Württemberg ein Unterricht im Schichtbetrieb* statt, der im Wechsel mit Fernunterricht und mit einem eingeschränkten Stundenplan durchgeführt wird. Ende Juni durften auch Grundschulen und Kitas wieder öffnen. Das Abstandsgebot soll - wie bereits jetzt an Grundschulen und Kitas - nach den Sommerferien auch an den weiterführenden Schulen entfallen. Dafür soll an allen weiterführenden Schulen in Baden-Württemberg eine Maskenpflicht gelten*.

Coronavirus in Baden-Württemberg: Schule nach den Sommerferien weiterhin mit vielen Einschränkungen

Zum Schutz vor dem Coronavirus in Baden-Württemberg soll der Unterricht in möglichst festen und konstanten Gruppen ablaufen, so dass sich die Schüler möglichst wenig durchmischen. Mehrtägige Ausflüge wie der Besuch im Schullandheim bleiben weiterhin verboten, auch Schüleraustausche und Studienreisen dürfen zunächst nicht stattfinden. Singen in geschlossenen Räumen bleibt zunächst ebenfalls untersagt.

Die Landesregierung von Ministerpräsident Winfried Kretschmann* stützt sich bei der Öffnung der Schulen auf eine Corona-Studie aus Baden-Württemberg mit Kindern bis zu zehn Jahren*. Sie hat ergeben, dass Kinder keine Treiber der Corona-Infektionen sind. Kretschmann sagte zu dem Ergebnis, es sei wichtig gewesen, die Öffnung der Kindergärten und Schulen angesichts des Coronavirus in Baden-Württemberg wissenschaftlich zu untermauern. *BW24 ist Teil des Ippen-Digital-Netzwerks.

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