Europapark Rust – die Geschichte des größten Freizeitparks Deutschlands
Der Europapark in Rust (Baden-Württemberg) ist Deutschlands größter Freizeitpark. Mit rund 5,8 Millionen Besuchern im Jahr 2019 ist er der besucherstärkste Park im deutschsprachigen Raum. 2019 landete er außerdem auf Platz 19 der am meisten besuchten Parks weltweit.
Am 12. Juli 1975 öffnet der Europark zum ersten Mal seine Pforten. 4.000 Besucher sind bei der Eröffnung dabei, bis zum Ende des Eröffnungsjahres kommen insgesamt schon 250.000 Menschen in den Freizeitpark. Über die Jahrzehnte wächst der Europapark stetig auf eine Gesamtfläche von heute rund 95 Hektar an, die Besucherzahlen steigen ebenso kontinuierlich.
Der Europapark und seine Geschichte
Besonders auffallend ist die heute thematische Aufteilung des Parks: Insgesamt 18 Themenbereiche erwarten die Besucher, 15 davon sind nach europäischen Ländern benannt und gestaltet, drei weitere ergänzen mit anderen thematischen Schwerpunkten, vor allem mit Attraktionen für Kinder. Daher auch der Name „Europa-Park“, sollte man meinen. Das aber stimmt gar nicht. Die Entstehungsgeschichte des Namens ist eine andere. Denn tatsächlich besteht die heute für Gäste so selbstverständliche Gestaltung nicht von Beginn an. Als der Park 1975 seine Tore öffnet, ist er noch ein einigermaßen bunter Mix nicht wirklich zusammenhängender Attraktionen.
Obwohl das „Europa“ im Namen Anderes vermuten lässt, heißt der Park nicht etwa wegen der heute bekannten Ländereinteilung so. Ursprünglich sollte nämlich nicht das kleine Städtchen Rust, sondern die nahe Freiburg gelegene Gemeinde Breisach Heimat Freizeitparks werden. Ausersehen war ein Gelände rund um den dort gelegenen „Europaweiher“. Obwohl der Plan sich schließlich zerschlägt, bleibt der kleine See aber als Namenspate erhalten.
Die Idee, das Parkgelände nach Ländern zu gestalten, entsteht dagegen erst einige Jahre nach Eröffnung, nämlich Anfang der 1980er Jahre. Eine eher zufällige Begegnung mit dem Filmarchitekten und Bühnenbildner Ulrich Damrau bringt die Pläne voran: Der entwarf schon 1979 eine Miniaturwelt für die parkeigene Märklin-Modellbahn-Schau und wird schließlich im Jahr 1981 mit einem Entwurf für die Thematisierung des Parks beauftragt. Zunächst sind den Parkbetreibern seine ersten Entwürfe seinerzeit für eine konkrete Umsetzung viel zu detailreich, mit einem Modell aber kann er seine Auftraggeber schließlich überzeugen: 1982 wird mit „Italien“ der erste länderspezifisch gestaltete Themenbereich eingeweiht. Es folgen Holland (1984), England (1988) und Frankreich (1990). Parallel entstehen währenddessen aber immer mehr andere Attraktionen, die erst später nach und nach in neu angelegte Themenbereiche integriert und – dazu passend – umgestaltet und umbenannt werden.
Europa-Park – Der Weg zur Gründung
Gegründet wird der Europa-Park von Franz Mack und seinem Sohn Roland. Schon seit 1780 ist die Familie Mack im Wagnergewerbe aktiv, verdient ihr Geld mit dem Bau von Rädern, Wagen und anderen landwirtschaftlichen Geräten aus Holz. Die Wagnerei, bald bekannt für ihre Handkarren und Kutschen, entwickelt sich im Laufe der Jahrzehnte zu einem der renommiertesten Hersteller für luxuriöse Salon- und ausgefeilte Packwagen. 1921, dem Geburtsjahr des späteren Parkgründers Franz Mack, baut dessen Vater Heinrich erstmals eine transportable Holzachterbahn und legt so den Grundstein für die Mack'sche Achterbahnbauer-Dynastie. Sitz der Firma ist das in der Nähe von Freiburg gelegene Waldkirch. Ab den 1950er Jahren – Franz Mack und seine Brüder Hermann und Willi haben das Geschäft von Vater Heinrich übernommen – exportieren die Macks ihr sich stetig vergrößerndes Sortiment an Fahrgeschäften europaweit an Jahrmärkte und Freizeitparks.
Die Idee, einen eigenen Freizeitpark zu bauen, kommt Franz und Roland Mack 1972 nach einem Verkaufsgespräch in den Vereinigten Staaten. Ein Ausstellungsplatz für neue Attraktionen soll es zunächst sein – auch, um Investoren anzuwerben. Ein erster möglicher Bauplatz ist auch schnell gefunden. An schon besagtem „Europaweiher“ in Breisach nämlich soll der Traum entstehen. Die Pläne aber scheitern am Veto verschiedener Ämter. Und auch der zweite Versuch an anderer Stelle ist nicht von Erfolg gekrönt. Erst im dritten Anlauf an dritter Stelle – im kleinen Fischerdörfchen Rust nämlich – kann der Park schließlich gebaut werden.
Der größte Freizeitpark im deutschsprachigen Raum
In Rust finden die Macks das kleine Schlösschen „Balthasar“. Umgeben von einem kleinen See bildet das denkmalgeschützte Gebäude bis heute das Zentrum des Parks, wird über die Jahre restauriert und umgebaut. Heute im deutschen Themenbereich gelegen, befindet sich ein Restaurant in den alten Mauern.
Inzwischen ist das Gelände rund um den Europa-Park auf die stetig wachsende Nachfrage eingestellt: Insgesamt sechs parkeigene Hotels sind im Europa-Park Resort zusammengefasst – dem größten Hotel-Resort Deutschlands, mit einer Kapazität von rund 5.800 Betten. Und entsprechend touristisch ausgerichtet ist auch das Angebot: Gebucht werden können ganze Familienurlaube mit diversen, wechselnden Shows auf verschiedenen im Resort verteilten Bühnen. Ergänzend zum eigentlichen Themenpark wird Ende 2019 mit „Rulantica“ auf einer Fläche von gut 46 Hektar auch ein eigener Wasserpark eröffnet.
Und natürlich pflegen die Parkbetreiber ihr Image auch medial: Schon seit 1995 sendet die ARD ihre Schlager-Sendung „Immer wieder sonntags“ live aus dem Park, seit 2002 findet jeden Februar auch die offizielle Wahl der „Miss Germany“ im Europa-Park Dome statt.
Bis heute übrigens wird der Europa-Park von Familie Mack betrieben, die im Laufe der Jahrzehnte nicht nur die meisten Fahrgeschäfte selbst entwirft, entwickelt und produziert, sondern auch für das Management verantwortlich ist. Franz Mack ist im Jahr 2010 verstorben. Seine Söhne Roland und Jürgen und deren Kinder sind heute für das Tagesgeschäft und die inzwischen aus dem Unternehmen hervorgegangenen Firmen zuständig.
Stand März 2022 kann der Europapark nach eigenen Angaben über 100 Attraktionen und Shows, 13 Achterbahnen, 45 Restaurants und Bars sowie sechs Hotels verzeichnen.