1. Heidelberg24
  2. Baden-Württemberg

Freiburg verbietet Fleisch im Schulessen – doch das schmeckt nicht jedem

Erstellt:

Von: Josefine Lenz

Kommentare

Um Kosten einzusparen, setzt Freiburg ausnahmslos auf vegetarische Schulgerichte. Das Fleisch verschwindet also vom Mittagstisch. Das schmeckt aber nicht jedem:

Es ist die erste Stadt in Baden-Württemberg, die diesen gewagten Schritt geht und damit gleichzeitig eine Welle der Empörung auslöst: In Freiburg gibt es künftig in allen städtischen Kitas und Grundschulen nur noch vegetarisches Schulessen. Das beschließt der grün-linke Gemeinderat am Dienstagabend (18. Oktober). Grund für das fleischlose Essen seien Kosteneinsparungen.

Aus Kostengründen: Freiburg verbietet Fleisch im Schulessen – und löst Diskussion aus

Ab kommendem Schuljahr werden die Kinder in den Kitas und Grundschulen in Freiburg nicht mehr zwischen zwei Gerichten wählen können, sondern nur noch das vegetarische Menü erhalten. Die Stadt schränkt die Auswahl beim warmen Mittagessen vor allem aus Kostengründen ein. Bildungsbürgermeisterin Christine Buchheit (Grüne) verteidigt den Vorschlag: „Wir wollen die Kostensteigerungen im Rahmen halten“, sagt sie. Gutes Fleisch sei ein Preistreiber.

Vegetarisches Essen an Freiburger Schulen – Preise werden trotzdem erhöht

Auf längere Sicht sei es möglich, die Regelung mit dem Einheitsmenü auch auf weiterführende Schulen anzuwenden. Der Anteil von Bio-Produkten bei der Schul- und Kita-Verpflegung soll auf 30 Prozent steigen - bisher sind es 20 Prozent. Auch soll der Preis fürs Essen von 3,90 auf 4,80 Euro steigen.

Für Sebastian Kölsch, Vizevorsitzende des Freiburger Gesamtelternbeirats, ist das ein Unding: „Freiburg liegt mit seinen Preisen bei Großstädten im Südwesten nach unseren Recherchen schon jetzt an der Spitze.“ Auch, dass die Kinder keine Auswahl mehr haben, sei nicht akzeptabel. Der Gesamtelternbeirat könne sich ein Streichen des Fleischs vorstellen - etwa durch zwei vegetarische Gerichte. „Die Wahl zwischen Gemüselasagne und Dampfnudeln ist auch eine Auswahl“, sagt er. Auch eine optionale Fleischbeilage zum vegetarischen Gericht sei denkbar, zum Beispiel einmal wöchentlich.

Kritik um fleischloses Schulessen in Freiburg – „Kinder sollen sich ausprobieren“

Das Stuttgarter Agrarministerium schaltet sich ebenfalls ein und wirft vor, dass zu einer ausgewogenen Ernährung Fleisch gehöre. „Kinder sollen in ihrer Entwicklung die Möglichkeit haben, einen eigenen Geschmack zu entwickeln und sich auszuprobieren. Dazu gehört auch der Verzehr von Fleisch“, teilt das baden-württembergische Agrarministerium mit. Verminderte Mengen seien dabei durchaus angebracht. 

Zu dem Einwand des Ministeriums sagt Hochschullehrerin Gertrud Winkler: „Ich gehe davon aus, dass die Mehrheit der Kinder zu Hause Fleisch und Wurstwaren bekommt.“ Somit sei auch dem Argument des Ministeriums Genüge getan. Das fleischlose Schulessen sei außerdem nachhaltig und zukunftsweisend.

Übrigens: Derzeit herrscht in Baden-Württemberg ein starker Lehrermangel. Dadurch muss immer wieder Unterricht ausfallen. Die Landesregierung will dagegen vorgehen.

Fleischloser Mittagstisch an Freiburger Schulen: „Essen mit einer Portion Mitgefühl“

Auch der Verein „Menschen für Tierrechte Baden-Württemberg“ begrüßt die Entscheidung in Freiburg. „Wir hoffen, dass auch andere Gemeinden dem Freiburger Beschluss folgen und Fleisch von den Speiseplänen streichen“, so Stephanie Kowalski, Tierärztin und Wissenschaftliche Mitarbeiterin bei den Menschen für Tierrechte, „schließlich tut man damit den zukünftigen Generationen gleich in mehrerlei Hinsicht etwas Gutes: gesundes, klimaschonendes Essen mit einer Portion Mitgefühl. Zwar wären diese positiven Effekte bei einer rein pflanzlichen Verpflegung noch weitreichender, dennoch sehen wir die Entscheidung des Gemeinderates als Schritt in die richtige Richtung.“ (dpa/jol)

Auch interessant

Kommentare