Stromausfall in Heidelberg – so bereitet sich die Stadt auf einen Blackout vor
Heidelberg - Im Falle von Naturkatastrophen oder Cyberangriffen kann es zu einem flächendeckenden Ausfall der Stromversorgung kommen. Wie ist die Stadt auf den Fall vorbereitet?
In der Wahrnehmung der Bevölkerung galt die Stromversorgung über viele Jahrzehnte als sicher. Aber Naturkatastrophen wie die Flut im Ahrtal, Cyberangriffe auf kritische Infrastruktur oder der Krieg in der Ukraine haben gezeigt, wie anfällig die Energieversorgung in Ausnahmefällen auch bei uns sein kann. Heidelberg als untere Katastrophenschutzbehörde bereitet sich für den Notfall vor und erstellt eine Stromausfallplanung. Sie ist am Mittwoch (8. März, 17:30 Uhr, Rathaus) Thema im Haupt- und Finanzausschuss.
Blackout in Heidelberg – wie die Stadt sich auf einen Notfall vorbereitet
Die Stromversorgung ist „tendenziell gesichert“, schreibt die Stadtverwaltung in einer Infovorlage. Redundant ausgelegte Steuerungssysteme, abgestufte Handlungspläne der Stromversorger und Netzbetreiber sowie regelmäßige Übungen sichern eine hohe Versorgungsqualität und dienen der Krisenvorsorge. „Dennoch hat sich die Situation der Stromversorgung in den vergangenen Jahren verschärft“, bilanziert die Verwaltung: Fehlende Stromleitungen, witterungsbedingte Ungleichgewichte in der Erzeugung erneuerbarer Energien und die Gefahr von Cyberangriffen auf Stromanlagen könnten zu einem instabilen Stromnetz führen. Zuletzt hatte ein relativ kurzer Stromausfall in Rohrbach auch Folgen für die Fernwärmeversorgung.
Dieser könnte weitreichende gesellschaftlichen Folgen haben. Vor allem die Bereiche Kommunikation, Gesundheitsversorgung, Mobilität und Lebensmittelversorgung wären von Einschränkungen und Ausfällen betroffen. Deshalb treibt Heidelberg die Planungen für einen möglichen großflächigen Stromausfall voran. Dabei liegt der Fokus insbesondere auf drei Handlungsfeldern: Treibstoffmanagement, die Möglichkeit zum Absetzen von Notrufen sowie die Einrichtung eines Notfalltreffpunkts. Eine vollständige Ersatzversorgung sei aber nicht darstellbar. Darum sollen Unternehmen und Haushalte eine eigene Vorsorge treffen, „um die Folgen – zumindest für eine gewisse Zeit – abmildern zu können.“

Stromausfallplanung in Heidelberg – darum will sich die Stadt kümmern
Um die Versorgung von besonders wichtigen Bereichen der kritischen Infrastruktur – etwa Wasserversorgung, Krankenhäuser oder Rettungsdienste – zu gewährleisten, will die Stadt sich um die Beschaffung von Treibstoff kümmern. So soll auch bei längerem Stromausfall der Weiterbetrieb von Notstromaggregaten und Einsatzfahrzeugen sichergestellt werden.
Daneben will Heidelberg im Falle eines großflächigen Stromausfalls einen großen Notfalltreffpunkt einrichten. Er soll als Anlaufstelle für die Bevölkerung dienen. Hier sollen Menschen in Notsituationen Informationen und Hilfe erhalten, Notrufe absetzen oder auch medizinisch erstversorgt werden. Laut Stadt werden verschiedene Objekte im Stadtgebiet auf ihre Eignung als Notfalltreffpunkte geprüft.
Zudem würde bei einem Blackout das Telefon- und Mobilfunknetz nach kurzer Zeit nicht mehr funktionieren. Damit Bürger Notfälle melden können, ist die Einrichtung von „Notfallleuchttürmen“ in den Stadtteilen vorgesehen. Sie sollen in den Gerätehäusern der Freiwilligen Feuerwehren untergebracht werden. Notstromaggregate sollen die Funktionsfähigkeit der Feuerwehrgebäude gewährleisten.
Nach einem Blackout – wie steht es um die Wasserversorgung in Heidelberg?
Bei einem Stromausfall wäre die Wasserversorgung in Heidelberg „zunächst uneingeschränkt sichergestellt (Durchschnittsverbrauch mindestens 24 Stunden, bei Höchstverbrauch 12 Stunden)“. Notstromaggregate in den Wasserwerken Rauschen, Entensee und Schlierbach könnten den Betrieb über mehrere Tage aufrechterhalten.
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Somit kann die Wasserversorgung in der Tiefebene des Stadtgebiets uneingeschränkt fortgeführt werden. „In Summe sind rund 80 Prozent der Versorgung über die drei Wasserwerke mit der Notstromversorgung abgesichert“, konstatiert die Verwaltung. Daneben gibt es in Heidelberg 32 Notbrunnen. Sie sind nicht mit dem öffentlichen Trinkwassernetz verbunden und können bei dessen Ausfall aktiviert werden.
Stromversorgung in Heidelberg – deutlich weniger Ausfälle als im Bundesschnitt
Um die Versorgungssicherheit mit Strom müssen sich Verbraucher in Heidelberg derzeit keine Sorgen machen. Sie ist in der Universitätsstadt sogar überdurchschnittlich hoch. Anhand eines Vergleichswerts der Bundesnetzagentur schneidet Heidelberg im sogenannten SAIDI-Wert besser ab, als der Bundesdurchschnitt: 2021 waren Endverbraucher im Versorgungsbereich der Stadtwerke nur 5,09 Minuten ohne Strom – bundesweit lag der Wert bei 10,73 Minuten. (rmx)