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Nach 38 Jahren in Heidelberg – Blumen-Holländer am Bismarckplatz vor dem Aus?

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Von: Florian Römer

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Heidelberg - 1986 eröffnete Peter Overdevest seinen Blumenladen am Bismarckplatz. Nach dem Aus für die Galeria Kaufhof-Filiale ist die Zukunft seines Standorts ungewiss:

Mitte März ereilte die Angestellten einer der beiden Galeria Kaufhof-Standorte in Heidelberg die Hiobsbotschaft: Die Filiale am Bismarckplatz wird spätestens Ende Januar 2024 geschlossen. Von der Maßnahme werden auch weitere Nutzer im ehemaligen Horten betroffen sein. Der Asien-Supermarkt im Untergeschoss wird sich einen neuen Standort suchen müssen. Was mit dem Zeitschriftenladen und den Verkaufsständen von Bäckerei Grimminger geschieht, ist aktuell ebenso ungewiss wie die Frage, wie es mit „Oranje Blumen“ weiter geht.

„Mir blutet das Herz“ – Blumen-Holländer am Bismarckplatz vor ungewisser Zukunft

Seit fast 40 Jahren ist Peter Overdevest mit seinem Blumenladen in einem kleinen Anbau des Warenhauses am Bismarckplatz. „Mir blutet das Herz“, erklärt der 59-Jährige, als wir ihn auf die bevorstehende Schließung der Galeria Kaufhof-Filiale in Heidelberg ansprechen. „Mit 21 Jahren habe ich das Geschäft hier eröffnet, das war 1986“, erinnert sich Overdevest im Gespräch mit HEIDELBERG24. Sein Blumenladen gehört für viele Heidelberger mittlerweile zum Bismarckplatz wie die Spaghettisäule oder der ehemalige Horten.

Seit 1986 betreibt Peter Overdevest seinen Blumenladen am Bismarckplatz.
Seit 1986 betreibt Peter Overdevest seinen Blumenladen am Bismarckplatz. © Mona Sauter/HEIDELBERG24

Ob es sein Geschäft an der B3/Rohrbacher Straße über die Kaufhofschließung hinaus geben wird? „Wir wissen es nicht“, sagt Overdevest. „Von der Schließung des Warenhauses haben wir aus der Presse erfahren“, erklärt Overdevest. Das findet er nach fast vier Jahrzehnten Partnerschaft mit Kaufhof traurig. „Ich hoffe sehr, dass wir am Bismarckplatz bleiben können. Aber mein Bauchgefühl sagt nichts Gutes für die Zukunft.“ Eine Nachfrage dieser Redaktion zu den Aussichten der Mieter am und im Warenhaus am Bismarckplatz ließ Galeria Kaufhof bislang unbeantwortet.

Auf der Westseite des Kaufhof am Bismarckplatz in Heidelberg gibt es seit fast vier Jahrzehnten den Blumenladen.
Auf der Westseite des Kaufhof am Bismarckplatz gibt es seit fast vier Jahrzehnten den Blumenladen. © Florian Römer/HEIDELBERG24

„Oranje Blumen“ am Bismarckplatz – in 38 Jahren erfolgreiches Familienunternehmen aufgebaut

In den vergangenen 38 Jahren hat Overdevest ein erfolgreiches Familienunternehmen aufgebaut. Neun Filialen betreibt der Niederländer mittlerweile im Südwesten, vier davon in oder an Kaufhof-Standorten. Die drei Galeria-Kaufhäuser in Mannheim, Mainz und Heilbronn sollen weiter bestehen. Rund 50 Festangestellte beschäftigt der 59-Jährige in Deutschland, 35 weitere in den Niederlanden. „Vom Einkauf bei Blumenversteigerungen über die Vorbereitung und den Transport nach Deutschland bis hin zur Auslieferung in die Filiale und den Verkauf machen wir alles selbst“, erzählt Overdevest stolz.

In Hirschberg (Rhein-Neckar-Kreis) hat „Oranje Blumen“ ein großes Lager. Drei bis vier Mal die Woche kommen dort Transporter mit Blumen aus Holland an. Von dort werden die Waren an die einzelnen Filialen weiter verteilt. Und selbst um den Müll kümmert sich sein Unternehmen selbst, erklärt Overdevest: Folien, Kartonage und was sonst noch als Abfall anfällt, wird gesammelt und zurück in die Niederlande transportiert. In einer firmeneigenen Anlage wird der Müll dort getrennt und gepresst, ehe es zum Recycling geht.

„Oranje Blumen“ am Bismarckplatz vor dem Aus? Kunden geschockt

Neben seiner Frau und einer Tochter arbeiten Overdevests drei Söhne im Unternehmen. „Vergangenes Jahr sind wird in die Geschäftsleitung aufgestiegen“, sagt Sjors Overdevest. „Für die neue Generation ist die anstehende Kaufhofschließung sicher nicht der beste Start.“ Das, was der Vater angefangen habe, wolle man weiterführen, vielleicht sogar größer machen. „Es geht uns ans Herz, dass der erste Laden, den mein Vater geöffnet hat, zumachen muss“, beschreibt Sjors Overdevest die Gefühlslage in der Familie.

Sjors Overdevest fände es traurig, wenn der erste Blumenladen seines Vaters am Bismarckplatz in Heidelberg schließen müsste.
Sjors Overdevest fände es traurig, wenn der erste Blumenladen seines Vaters am Bismarckplatz schließen müsste. © Mona Sauter/HEIDELBERG24

Und auch Kunden reagieren geschockt, als sie von dem möglichen Blumenladen-Aus am Bismarckplatz hören: „Da muss man doch was machen“, meint eine Kundin. Sie will in den kommenden Tagen eine Petition für den Verbleib von Overdevest und seinen Blumen starten. „Unser Laden ist sehr beliebt“, reagiert Sjors Overdevest, der sich vornehmlich um die Filiale in Saarbrücken kümmert. Rund 75 Prozent der Kundschaft in Heidelberg sind Stammkunden, schätzen Vater und Sohn. „Einige kommen sogar mehrfach in der Woche“, freut sich Peter Overdevest.

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Sollte es für Overdevest und seine Familie am Kaufhof nicht weitergehen, würde er gerne in der Nähe bleiben. „Der Bismarckplatz ist ein prima Standort“, sagt der 59-Jährige. Falls jemand eine Alternative wisse, könne man sich gern bei ihm melden. Natürlich höre er sich nach anderen Möglichkeiten um, auch wenn noch nicht klar sei, wie es weitergeht. In Heidelberg, so viel steht fest, will Overdevest auf jeden Fall bleiben. „In den vergangenen 38 Jahren ist mir die Stadt einfach ans Herz gewachsen.“ (rmx)

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