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„Auge zudrücken“ oder an Vorgaben halten – wie gehts mit Hakim‘s Imbiss weiter?

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Von: Florian Römer

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Heidelberg - Ende März ist die Frist zum Rückbau von Hakim‘s Imbiss abgelaufen. Passiert ist seither nichts. Welche Lösungen Lokalpolitiker für die Kultbude sehen:

Nicht nur wegen seiner Spare Ribs ist Hakim‘s Imbiss weit über die Stadtgrenzen von Heidelberg hinaus bekannt. Viele Gäste kommen auch wegen der einzigartigen Atmosphäre, die in dem über Jahre gewachsenen Anbau rund um den Imbisswagen herrscht. Geht es nach der Stadt Heidelberg, ist mit dem Wohnzimmer-Feeling bei Hakim‘s Imbiss aber bald Schluss: Sie pocht darauf, dass Betreiber Hakim Mossa einen vor Gericht geschlossenen Vergleich einhält und seinen Kult-Imbiss auf die genehmigten Maße zurückbaut.

Eine entsprechende Frist ist Ende März abgelaufen. Passiert ist bislang nichts. Hakim Mossa hofft, mit einer Unterschriftenaktion die Stadt zum Umdenken bewegen zu können. Über 850 Menschen haben für den Erhalt von Hakim‘s Imbiss in seiner jetzigen Form unterschrieben. Eine Stadtsprecherin bezweifelte zuletzt, dass die Verwaltung dadurch vom geforderten Rückbau abrückt. Eine Zwangsgeldandrohung hat Mossa aber bislang auch nicht erhalten.

StadtHeidelberg (Baden-Württemberg)
Einwohnerzahl158.741 (Stand: 31. Dezember 2020)
Fläche108,8 km²
OberbürgermeisterProf. Dr. Eckart Würzner (parteilos)

Hakim‘s Imbiss in Heidelberg vor Aus? Vergleich noch nicht umgesetzt

Wie geht es jetzt mit Mossa und seinem Imbiss weiter? Auch die Lokalpolitik beschäftigt sich mit dem Thema. Rechtlich, so die einhellige Meinung der Fraktionen im Heidelberger Gemeinderat sei die Causa „Hakim‘s Imbiss“ eindeutig: Der 2021 geschlossene Vergleich muss eingehalten werden. Darin hatte Mossa zugestimmt, seinen Imbiss bis Ende September 2022 zurückzubauen. Dass sich Mossa jetzt nicht mehr an den Vergleich halten möchte, sei „bedauerlich“, findet etwa Prof. Dr. Nicole Marmé, Fraktionsvorsitzende der CDU.

Die Stadt habe Mossa „ein zusätzliches Jahr der Nutzung gestattet unter der Voraussetzung, dass er sich im Anschluss auf die baugenehmigten Flächen zurückzieht“. Daher müsse der Vergleich jetzt umgesetzt werden. Die Wählerinitiative „Die Heidelberger“ würde es begrüßen, wenn Hakim Mossa seinen Imbiss in ähnlicher Form wie bisher weiter betreiben könnte, sagt Stadträtin Larissa Winter-Horn auf Nachfrage von HEIDELBERG24. Dabei müsse sich Mossa aber „wie alle anderen Gastronomen auch“ an rechtliche Vorgaben halten.

Könnte eine Erweiterung von Hakim‘s Imbiss nachträglich genehmigt werden?

Ein Aus für „Hakim‘s Imbiss und Steakhaus“ in der Südstadt wäre für Heidelberg ein Verlust. Denn – auch darin ist sich der Gemeinderat größtenteils einig – Hakim‘s Imbiss ist Kult. „Betreiber und Stadt sollten nach Möglichkeiten suchen, wie der Imbiss seine einzigartige Atmosphäre erhalten kann und einen verbindlichen Fahrplan erarbeiten, wie das erreicht werden kann“, fordert die Linke-Fraktion. „Grundsätzlich sollte die Stadt kleinen Gastro-Betrieben das Leben nicht durch zu hohe Auflagen und Bürokratie erschweren, sondern mehr möglich machen“, finden die Grünen im Heidelberger Gemeinderat. Bestimmte Hygiene- und Sicherheitsauflagen müssten dabei aber erfüllt werden.

Wie eine Lösung aussehen könnte, hat die CDU in Gesprächen mit der Stadtverwaltung schon eruiert: „Auf den baugenehmigten Flächen kann Hakim‘s Imbiss weiter betrieben werden“, berichtet Nicole Marmé. Nach entsprechendem Antrag wäre zudem eine Erweiterung im Außenbereich denkbar. Allerdings sind die Christdemokraten „in Sorge, wenn weiterhin Gäste in einsturzgefährdeten, selbstgezimmerten Anbauten bedient werden.“

Doch noch Chance für Kult-Imbiss? FDP in Heidelberg plädiert für „Lex Hakim“

Auch wenn die Sache rechtlich klar sei, plädiert Karl Breer dafür, den Status Quo beizubehalten. Mossa sei offiziell schon im Rentenalter und gesundheitlich angeschlagen. „Dieser Imbiss und die tägliche Kommunikation mit seinen Kunden sind sein Lebensinhalt“, erklärt der Fraktionsvorsitzende der FDP gegenüber dieser Redaktion. Ein Rückbau würde aus Sicht der FDP die spezielle Atmosphäre von Hakim‘s Imbiss zerstören und für die Kult-Bude eine Schließung auf Raten bedeuten: In den Wintermonaten und bei schlechtem Wetter wäre der Imbiss nicht überlebensfähig.

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„In Anbetracht von Hakims Lebensgeschichte, seinem Alter und seinem gesundheitlichen Zustand sollte es einer Stadt, die sich mit den Adjektiven ‚jung‘ und ‚tolerant‘ schmückt, auch möglich sein, in solch einem speziellen Fall ein Auge zuzudrücken“, fordert Breer. Selbstverständlich müssten alle Hygienevorschriften genauestens eingehalten und – falls noch nicht geschehen – ein großer Fettabscheider eingebaut werden. Diese „Lex Hakim“ wäre eine „Ausnahmeregelung“ und könne „nicht auf eine andere Person übertragen werden“, stellt Breer abschließend klar. (rmx)

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