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Die Geschichte der Thingstätte

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Von: Josefine Lenz

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Die Geschichte der Thingstätte
Die Geschichte der Thingstätte © HEIDELBERG24/ Sascha Kraft

Heidelberg – Wusstest Du, dass die Thingstätte eine Idee des Nationalsozialismus war? Erfahre mehr über die Geschichte Deiner Stadt!

Jeder Heidelberger kennt sie und für viele ist es das Ziel, wenn die Maiwanderung ruft. Doch kennst Du auch den historischen Hintergrund der Thingstätte?

Reise mit uns in eine Zeit vor 80 Jahren

Es ist das Jahr 1935, die Zeit des Nationalsozialismus. Der Architekt Hermann Alker hatte damals den Auftrag bekommen, die Thingstätte in Heidelberg und 39 weitere Plätze zu planen (später war die Rede sogar von 400 Thingstätten). Die griechischen Theater dienten ihm als Vorbilder. Zusammen mit den Heidelberger Studenten wurde dann innerhalb eines Jahres die Freilichtbühne erbaut.  

Angeblich sei auf dem Boden einst ein Merkurtempel erbaut worden, was die angestrebte ,Blut und Boden'-Ideologie nur noch mehr untermauerte.

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Die Thingstätte auf dem Heiligenberg ist geografisch gesehen ein Gegenstück zum Ehrenfriedhof auf dem Ameisenbuckel, der an die gefallenen Soldaten des Ersten Weltkriegs erinnern soll.

Insgesamt fanden 20.000 Menschen in den 56 Zuschauerreihen der Thingstätte Platz. 

Am 22. Juni 1935 eröffnete Joseph Goebbels die vollbesetzte ,Feierstätte' mit den Worten: „In diesem monumentalen Bau haben wir unserem Stil und unserer Lebensauffassung einen lebendigen plastischen und monumentalen Ausdruck gegeben. (...) Diese Stätten sind in Wirklichkeit die Landtage unserer Zeit. (...) Es wird einmal der Tag kommen, wo das deutsche Volk zu diesen steinernen Stätten wandelt, um sich auf ihnen in kultischen Spielen zu seinem unvergänglichen neuen Leben zu bekennen.“

Die Freilichtbühne sollte vor allem für Propagandaveranstaltungen genutzt werden und es fanden Vorstellungen, wie ,Der Weg ins Reich‘, auf ihr statt. Doch trotz damals hochtechnische Ausstattungen (Tonmischpult und Lautsprecheranlagen) verloren die Nationalsozialisten das Interesse an der Thingstätte. Auch das Wort ,Thing' wurde noch im selben Jahr verboten. Als in Deutschland der Zweite Weltkrieg begann, blieb die Thingstätte ungenutzt. 

Nach 1945

Einige Jahre ließ man die Thingstätte einfach verfallen, lediglich Jugendgruppen und die amerikanische Gemeinde gingen ab und an zur Stätte hinauf. Doch inzwischen steht der Platz unter Denkmalschutz und wird regelmäßig für Konzerte genutzt. So war beispielsweise Udo Jürgens schon einmal auf der Thingstätte und hat gesungen.

Trotz schwieriger Zufahrt, fehlender Elektrizität und  sanitären Anlagen zieht es jedes Jahr Tausende Menschen am 1. Mai auf die Thingstätte. Eigentlich ist laut der Stadt das Feiern oben auf dem Heiligenberg verboten, wird aber jedes Jahr aufs Neue geduldet. Leider findet man nach der Walpurgisnacht Berge von Müllhaufen. 

Auch der Verfall der Thingstätte ist nicht zu stoppen und die Bäume haben die Sicht zur Stadt komplett verdeckt.

Wo finde ich die Thingsätte?

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jol

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