Heidelberg steht zu Solidarität mit Ukraine-Flüchtlingen
Heidelberg - Ein Jahr seit Kriegsbeginn in der Ukraine ist Unterstützung dringend notwendig. Rund 2.000 Geflüchtete sind bislang in die Universitätsstadt gekommen.
Zum Jahrestag des russischen Überfalls auf die Ukraine bekräftigen Oberbürgermeister Eckart Würzner und Sozialbürgermeisterin Stefanie Jansen Heidelbergs Solidarität mit den geflüchteten Ukrainern und fordern tatkräftige Unterstützung von Bund und Land, um die aktuellen Herausforderungen gesamtgesellschaftlich bewältigen zu können.
Würzner: „Heidelberg solidarisch an der Seite der Ukrainer“
Seit Beginn des Krieges in der Ukraine sind nach Angaben der Stadt rund 2.000 Geflüchtete nach Heidelberg gekommen. Einige davon sind zwischenzeitlich bereits weitergereist. Derzeit leben etwa 1.700 Ukrainer im Stadtgebiet. Etwa 600 sind in kommunalen Unterkünften und Wohneinheiten untergebracht. Die Mehrheit der Geflüchteten ist privat bei Verwandten und Bekannten untergekommen. Rund 70 Prozent sind Frauen. Unter den Geflüchteten sind rund 500 minderjährig.
„Heidelberg ist solidarisch an der Seite der Ukrainer. Wir stehen als Stadtgesellschaft zusammen, um geflüchtete Menschen aufzunehmen und die humanitäre Katastrophe in ihrer Heimat einzudämmen“, sagt Oberbürgermeister Eckart Würzner (parteilos). „Aber es braucht auch die schnelle und tatkräftige Unterstützung von Bund und Land, damit wir diese schwierige Situation gesamtgesellschaftlich bewältigen können.“

Flüchtlinge „gewaltige Herausforderung“ – Kinder brauchen Unterstützung
Der Krieg in der Ukraine zeigt uns einmal mehr, dass es keine Sicherheit für Demokratie und Freiheit gibt. Beides müssen wir leben und verteidigen“, ergänzt Bürgermeisterin Stefanie Jansen (SPD). „Die Versorgung der Geflüchteten ist für uns auf kommunaler Ebene eine gewaltige Herausforderung. Denn es geht um mehr, als den Geflüchteten ein Dach über dem Kopf zu geben. Es geht um soziale Integration, um Plätze in Kitas, Schulen und den Weg in Arbeit und Ausbildung.“
Für 110 Kinder aus der Ukraine wurden Betreuungsplätze in Kindertageseinrichtungen angefragt. Etwa 80 Prozent konnten einen Platz finden. Zudem werden an privaten und öffentlichen Heidelberger Schulen rund 350 ukrainische Schüler werden unterrichtet. Einige erhalten in sogenannten Vorbereitungsklassen eine intensive Sprachförderung und werden auf den Wechsel in eine reguläre Klasse vorbereitet.
Die Schüler können das kommunale Heidelberger Unterstützungssystem Schule (HÜS) und die kommunale Sprachförderung nutzen, wenn sie von den Lehrkräften noch in die jeweiligen Gruppen gemeldet werden. Zunehmend zeigt sich ein Bedarf an psychosozialer und erzieherischer Unterstützung.
Ukraine-Flüchtlinge in Heidelberg – aktuelle Situation
Im Vergleich zum Sommer 2022, als die Zahl der Geflüchteten aus der Ukraine deutlich anstieg, hat sich der Zugang nach Baden-Württemberg und damit auch nach Heidelberg verlangsamt. Nachdem vorhandene Wohnungsreserven auf dem privaten Wohnungsmarkt in Heidelberg nahezu ausgeschöpft sind, erfolgt derzeit die Unterbringung in der Regel in Gemeinschaftsunterkünften. Je länger der Krieg dauert, desto unwahrscheinlicher scheint vielen angesichts der Zerstörungen eine Rückkehr.
Übrigens: Unser HEIDELBERG24-Newsletter informiert Dich regelmäßig über alles Wichtige, was in Deiner Stadt und Region passiert.
Geflüchtete aus der Ukraine erhielten zunächst Leistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz, seit 1. Juni 2022 haben sie Zugang zu regulären Sozialleistungen und zum Arbeitsmarkt. Hohe Hürden sind dabei oft fehlende Sprachkenntnisse. Von kommunalen Leistungen profitieren bisher mehr als 1.350 Menschen aus der Ukraine, beispielsweise durch das Heidelberg-Pass-Angebot.
Ein Jahr Krieg in der Ukraine – Solidaritätskundgebung am Samstag
Bereits kurz nach Kriegsausbruch am 24. Februar 2022 waren in Heidelberg Hilfsmaßnahmen angelaufen. Am Tag nach dem Einmarsch der russischen Truppen in die Ukraine hatte die Stadt eine Task Force eingerichtet, um ein gutes Betreuungs- und Sicherheitsnetz aufzubauen. Dem Aufruf von OB Würzner, den Geflüchteten Unterstützung und ein Zuhause zu geben, folgten hunderte Heidelberger.
Viele stellen bis heute privaten Wohnraum zur Verfügung, unterstützen mit Spenden, engagieren sich ehrenamtlich in Sprachkursen und anderen Hilfsangeboten, beteiligen sich an Friedenskundgebungen. Für Samstag (25. Februar, 13 Uhr) ist unter dem Motto „Nicht nachlassen! Die Ukraine weiter unterstützen“ eine Kundgebung geplant. Zur Solidaritätsdemo auf dem Universitätsplatz rufen unter anderem die Deutsch-Ukrainische Gesellschaft, die CDU, die FDP, die Grün-Alternative Liste, die Grünen und Volt auf.
Stadt hilft mit Begegnungs- und Beratungsangeboten
Die Stadt eröffnete eine Koordinationsstelle als ersten Anlaufpunkt für die Menschen aus der Ukraine in der Rudolf-Diesel-Straße, später eine Begegnungsstätte in der ehemaligen Julius-Springer-Schule in der Südstadt. Sie dient als sozialer Treffpunkt und Rückzugsraum. Spielgruppen für Kinder wurden eingerichtet, Beratung, Sprach- und Freizeitkurse angeboten – ein Angebot, das in dieser Form bis heute einzigartig in der Region ist.

Die Unterstützungs- und Spendenbereitschaft in Heidelberg war und ist seit Beginn des Krieges riesig. So spendeten beispielsweise der Rotary-Club 30.000 Euro für die Sportausstattung von ukrainischen Kindern und Jugendlichen an den Heidelberger Schulen und die Berufsfeuerwehr ein Drehleiterfahrzeug für Odessa – um nur zwei von zahlreichen Beispielen zu nennen.
Auch die Heidelberger Kulturschaffenden setzen bis heute starke Zeichen: So hat etwa das Theater Arbeitsplätze im künstlerischen und technischen Bereich für Geflüchtete aus der Ukraine geschaffen und das Kulturamt setzt in diesem Jahr den Hilde-Domin-Preis aus und ermöglicht mit den verbleibenden Haushaltsmitteln eine Gastresidenz für die ukrainische Schriftstellerin Hanna Osadko.
Weitere Infos unter heidelberg.de/ukraine. (rmx/pm)