Heidelberger im Gespräch: So soll die Kurfürsten-Anlage künftig gestaltet werden
Heidelberg - Der Verein gegen Müdigkeit will der Kurfürsten-Anlage einen neuen Anstrich verpassen. Nach einer Woche Gespräch mit Nutzern und Co. wird klar, was sich ändern soll.
Wer sich in den letzten Tagen an der Kurfürsten-Anlage in Heidelberg aufgehalten hat, muss festgestellt haben, dass die Stimmung dort eine etwas andere ist, als gewohnt. Auf der Parkanlage gegenüber der Stadtwerke steht nämlich ein Wagen, aus dem verwunschene Musik dröhnt, um ihn herum versammeln sich Menschen, die Federball und Tischtennis spielen, singen oder oder einfach nur abhängen. Auch HEIDELBERG24 ist vor Ort und schaut sich das ganze aus der Nähe an.
An der Heidelberger Kurfürsten-Anlage: Verein gegen Müdigkeit kommt mit Menschen ins Gespräch
Die Umbrüche an der Kurfürsten-Anlage sind auf ein Projekt des Vereines gegen Müdigkeit e.V. und der AG Park zurückzuführen. Den Menschen, die sich dort engagieren sind seit geraumer Zeit Spannungen im Areal aufgefallen. Daher nahmen sie sich vor, den dort liegenden Park aufzuwerten und mit den Menschen, die dort sind, ins Gespräch zu kommen, um mehr zu erfahren.
Direkt aus dem Park senden Ute Seitz und Shooresh Fezoni, beide Vorstände des Vereines gegen Müdigkeit, ein Radioprogramm. Darin sprechen sie mit allen, die über den Park an der Kurfürsten-Anlage sprechen wollen und stellen so mach eine interessante Frage: „Wenn der Park ein Tier wäre, welches wäre er?“, richtet sich Ute Seitz an ihre Gesprächspartner. „Eines, das nicht so schnell ist – ein Elefant“, „ein Dinosaurier“, „ein Alligator“, „ein Affe – verrückt, durchgeknallt…“

HEIDELBERG24 vor Ort – das ist unser Eindruck von der Kurfürsten-Anlage in Heidelberg
Jemand anderes, der mit dem Verein gegen Müdigkeit ins Gespräch über die Kurfürsten-Anlage kommt, vergleicht den Park mit: „Einer Katze – manchmal bisschen scheu sehr eigenwillig, aber auch immer wieder sehr freundlich. Zugewandt schlängelt sie sich durch die Beine, will Streicheleinheiten haben, macht es sich gemütlich in der Sonne und verzieht sich, wenn es regnet.“
„Mein persönliches Highlight war, dass wir so unheimlich herzlich empfangen wurden“, schwärmt Ute Seitz. Auch wir von HEIDELBERG24 teilen diese Erfahrung mit ihr. Als wir uns zu den Menschen im Park dazugesellt hatten, nahmen sie uns sogleich in ihre Mitte auf. Wir bekamen eine Sitzgelegenheit angeboten, wurden beschenkt und gleich als die Schwestern der „Jungs aus dem Park“ – wie sie sich selbst nannten – bezeichnet.

Heidelberger erinnern sich an die Kurfürsten-Anlage: „Es war wirklich traumhaft“
Eine Woche lang stand der Verein gegen Müdigkeit mit seinem Radiowagen inmitten des Parks an der Kurfürsten-Anlage. Währenddessen schwelgte so manch ein Parkbesucher in Erinnerungen, die auf Band festgehalten werden konnten.. Damals, als der Brunnen noch funktionstüchtig war, sei er „sauber und schön“ gewesen und habe viele Studenten in den Park gelockt. „Es war wirklich traumhaft“, erinnert sich ein Heidelberger. Damals sei er regelmäßig mit seiner Mutter im Park gewesen – es habe früher Pflanzen gegeben wie in Italien, die dem Park einen südlichen Flair verpassten.
„Es gibt hier auch unheimliche Situationen“, äußert eine Frau, die mit Ute Seitz ins Gespräch kommt. Der gleichen Meinung ist auch ein Anwohner der Kurfürsten-Anlage, der uns kontaktiert. Es sei in seinen Augen ein „Treffpunkt der Heidelberger Drogenszene“. Das für das Areal verantwortliche Polizeipräsidium Mannheim spricht von einer Einstufung der Kurfürsten-Anlage als „verrufenen Ort“ im Sinne des § 27 (1) Nr. 3 PolG BW. Einen besonders hitzigen Polizeieinsatz an der Heidelberger Kurfürsten-Anlage bekommen wir mit.
„Wir schlagen uns – wir vertragen uns“ – Kurfürsten-Anlage hat ihren eigenen Flair
Diese Einstufung erfolge „aufgrund einer erhöhten Straftatenbelastung im Vergleich zum Stadtteil Bergheim und der Stadtgebiets Heidelberg“, so die Polizei. Damit soll nun Schluss sein. Denn die Kurfürsten-Anlage soll dank dem Verein gegen Müdigkeit und der städtischen AG Park einen neuen Anstrich bekommen. Die Grünflächen der Kurfürsten-Anlage sollen wieder mehr werden, wie früher. Nostalgische Einblicke in die Kurfürsten-Anlage vergangener Jahre und auch den vollständigen Beitrag gibt es bei gegenmuedigkeit.org
„Wir schlagen uns – wir vertragen uns“, stellt jemand fest. Die Menschen haben unterschiedliche Gründe, um im Park an der Kurfürsten-Anlage abzuhängen. Die einen suchen jemanden zum Reden, die anderen sind da, um zuzuhören und ihre Hilfe anzubieten. „Die Leute akzeptieren mich und hier bin ich jemand“, sagt ein Heidelberger. Es wird getrunken, geredet, erlebt. Die Menschen suchen immer wieder nach Anschluss und finden ihn hier. Betont wird, dass auch die Anwohner hier von „den Jungs (und Mädels) aus dem Park“ an der Station Stadtwerke herzlich Willkommen sind.
Umgestaltungen an der Kurfürsten-Anlage: Stadt Heidelberg offenbart Pläne
Niemand soll von der Kurfürsten-Anlage verdrängt werden. Viel eher sollen Lösungen gefunden werden, die ein friedliches Zusammenleben mit allen ermöglichen. Momentan gibt es etliche Wünsche und Verbesserungsvorschläge, die erst mal verdaut werden müssen. Die Stadt Heidelberg verrät auf HEIDELBERG24-Anfrage den groben Plan: „Im Park selbst soll eine gegenseitige soziale Rücksichtnahme- und Respektkultur etabliert werden. Begegnungen sollen ermöglicht werden, Vorurteile und Ängste abgebaut werden“, so die Pressestelle der Stadt.
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Das soll durch eine Beteiligung der Nutzer an Umgestaltungsprozessen gelingen. Abgestimmte Einsätze von Streetworkern, Polizei und kommunalem Ordnungsdienst sollen diese Prozesse begleiten und unterstützen. Die Beleuchtungssituation im Park sowie die weitere gärtnerische Pflege und Gestaltung sollen in den Fokus gerückt worden sein. Auch die Brunnenanlage soll laut Pressestelle der Stadt Heidelberg wieder in Betrieb genommen werden. (mad)