Ärger um Gänsekot: Neckarwiese in Heidelberg ist ein „Idealbiotop“
Heidelberg - Jedes Frühjahr häufen sich Beschwerden über die Hinterlassenschaften der Gänsepopulation auf der Neckarwiese. Wie die Stadt gegen die Gänse vorgeht:
Zu Hunderten leben Gänse mittlerweile am Neckar in Heidelberg. Besonders auf der Neckarwiese sorgen die Hinterlassenschaften des Federviehs immer wieder für Ärger – immerhin zählt die Grünfläche zu den beliebtesten Freizeitarealen der Universitätsstadt. „Gänse und Gänseproblematik beschäftigen uns schon seit vielen Jahren“, resümiert Dr. Ernst Baader, Leiter des Landschafts- und Forstamts bei einem Vor-Ort-Termin am Mittwoch (15. Februar) auf der Neckarwiese.
Mehr Beschwerden – hat die Neckarwiese in Heidelberg ein Gänseproblem?
In den letzten Wochen haben sich Beschwerden über eine „vollgeschissene Neckarwiese“ gehäuft, erklärt Baader. „Das Thema Gänse auf der Neckarwiese ist fast ein Neuenheimer Dauerbrenner“. Das Phänomen trete jedes Frühjahr auf, wenn die Temperaturen wieder steigen und die Sonne sich wieder länger blicken lasse. Dann treffen Besucher der Neckarwiese auf eine Gänsepopulation, die dort seit Oktober relativ unbehelligt lebt. Besonders im Frühjahr sorgt der Gänsekot bei Spaziergängern, Sportlern und Familien mit Kindern für Ärger.
„Das Problem ist aber nicht so groß, wie es gemacht wird“, findet Baader. „Wir haben es im Griff.“ Denn: In der Regel reinigt das Team des Landschaftsamts regelmäßig die Grasflächen. Dazu kommt eine spezielle Maschine zum Einsatz, die neben dem Gänsekot auch Glasscherben aufsaugt. Wegen des feuchten Untergrunds kann die Kehrmaschine aber von Oktober bis März nicht eingesetzt werden. „Zum Sommer hin nehmen die Beschwerden wieder ab“, so der Leiter des Heidelberger Landschafts- und Forstamts.

Wie Heidelberg die Gänsepopulation unter Kontrolle hält
Wie viele Gänse insgesamt in Heidelberg und Umgebung leben, ist nicht klar. Mittlerweile bevölkern mit Kurzschnabelgans, Schwanengans, Nil- und Kanadagans vier Arten in der Universitätsstadt die Grünflächen. Seit mehreren Jahren versucht die Stadt mit unterschiedlichen Maßnahmen, einer unkontrollierten Ausbreitung der Gänsepopulation vorzubeugen. „Einige Dutzend Gänse werden jährlich geschossen“, führt Baader aus. Allerdings nicht auf der Neckarwiese, das ist zu gefährlich.

Die Schwanengans lebt dauerhaft im Bereich der Neckarwiese, nistet in der Regel auf der Liebesinsel am Iqbalufer. 2022 sei sein Team sechs Mal im Zwei-Wochen-Takt auf die Insel gefahren und habe über 400 Eier entnommen, erzählt Baader. Dafür habe sein Amt eine Ausnahmegenehmigung, denn die Schwanengans ist geschützt. In Heidelberg ist die lokale Population aber sehr groß.
Gekommen, um zu bleiben: Neckarwiese in Heidelberg „Idealbiotop“ für Gänse
Bei Kanada- und Nilgänsen wisse man nicht, wo sich die Nistplätze befinden. Diese invasiven Arten sind aus Sicht Baaders ein Problem, weil sie sich „massiv vermehrt“. In den kommenden Wochen wird das Landschaftsamt mit Drohnen und Wärmebildkameras im Naturschutzgebiet am Neckar auf die Suche nach Gelegen gehen. Daraus erhofft man sich auch Rückschlüsse auf die Populationsgröße.
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Wenn sich mit Schwanen-, Nil- und Kanadagans mehrere Arten auf der Neckarwiese aufhalten, ergebe sich für Besucher der Eindruck einer Gänseplage. Die Tiere sind laut Baader Teil des Neckarvorlands. Auf der Neckarwiese finden die Gänse ein „Idealbiotop“ vor, weiß der Fachmann: „Hier ist es flach, es gibt einen einfachen Zugang zum Wasser, reichlich Futter und keine Fressfeinde.“ Die Gänse sind gekommen, um zu bleiben: „Selbst, wenn man die Hälfte der Population wegschießt, wird das Biotop nachbesetzt“, sagt Baader. Die Neckarwiese ist als Habitat für Gänse einfach zu gut ... (rmx)