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6 Fragen an OB-Kandidaten: Papagiannaki-Sönmez will Tempolimit auch für Fahrräder

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Von: Florian Römer

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Heidelberg - Am 6. November wird in der Unistadt der Oberbürgermeister gewählt. Alina Papagiannaki-Sönmez von „Heidelberg in Bewegung“ erklärt, was sie in den kommenden acht Jahren vorhat:

Neun Kandidaten treten am 6. November zur Oberbürgermeister-Wahl in Heidelberg an. Im Gegensatz zur letzten Wahl 2014 bekommt der amtierende Rathauschef Prof. Dr. Eckart Würzner (parteilos) dieses Mal „richtige“ Konkurrenz. Insbesondere die Heidelberger Landtagsabgeordnete und ehemalige Wissenschaftsministerin Baden-Württembergs, Theresia Bauer, macht sich berechtigte Hoffnungen, den 61-Jährigen als Oberbürgermeister von Heidelberg abzulösen.

OB-Wahl in Heidelberg: 6 Fragen an Alina Papagiannaki-Sönmez (Heidelberg in Bewegung)

HEIDELBERG24 hat den OB-Kandidaten sechs Fragen zu den laut Heidelberg-Studie wichtigsten Themen Verkehr, Wohnen und Klimaschutz gestellt. Angeliki „Alina“ Papagiannaki-Sönmez ist Handwerksmeisterin, Berufsschullehrerin, Interkulturelle Beraterin für Migrantenorganisationen, Amateur-Theaterschauspielerin und lebt seit 1986 in Deutschland.

Die gebürtige Griechin gestaltete zwischen 2003 und 2013 das „Heidelberger Modell“, das erste Pilotprojekt in Deutschland, das insgesamt 25 lernschwachen Schüler*innen mit oder mit leichten Beeinträchtigung einen Gesellenbrief als Bildungsabschluss ermöglichte. Sie ist Mitgründerin der Wählervereigung „Heidelberg in Bewegung“ (HiB).

Alina Papagiannaki-Sönmez kandidiert für „Heidelberg in Bewegung“ bei der OB-Wahl.
Alina Papagiannaki-Sönmez kandidiert für „Heidelberg in Bewegung“ bei der OB-Wahl. © Alina Papagiannaki-Sönmez/Heidelberg in Bewegung

Was sind aus Ihrer Sicht die drängendsten Verkehrsprobleme in Heidelberg und wie wollen Sie diese angehen?

Papagiannaki-Sönmez: „Aus meiner Sicht sind aktuell die drängendsten Verkehrsprobleme in Heidelberg: zu viele Autos, unsicheres Radnetz und eine nicht durchgängige Nachtbeleuchtung von Fahrradwegen, „Fahrradstraßen“, die dennoch von Autos befahren werden (dürfen), stockender Verkehr zu Stoßzeiten, unzuverlässiger ÖPNV, auf mehreren Straßen in den verschiedenen Stadtteilen von Heidelberg für Fahrräder und Fußgänger schlecht geregelte Ampelschaltungen.

Für folgende umsetzbare Lösungsansätze möchte ich mich als zukünftige Oberbürgermeisterin einsetzen: Die Frequenz von Bussen und Bahnen soll erhöht werden. Vor allem abends und nachts ist dies dringend notwendig. Der ÖPNV in Heidelberg soll im Idealfall für alle kostenlos werden. Es soll immer und überall konsequent gegen geparkte Autos auf Geh- und Radwegen vorgegangen werden. Im gesamten Stadtgebiet soll ein allgemeines Tempolimit von 30 km/h gelten. E-Roller sollen nur noch auf ausgewiesenen Flächen abgestellt werden dürfen.

An neuralgischen Straßenübergängen (wie z.B. in der Nähe von Wohngruppen, Werkstätten für Menschen mit Behinderung etc.) müssen mehr Zebrastreifen bzw. Ampeln eingerichtet werden. Für eine gut geregelte Ampelschaltung für Fahradfahrer:innen und Fußgänger:innen ist ein Kompromiss nötig. Ein durchschnittliches zulässiges Tempolimit wird auch für Fahradfahrer:innen benötigt. Genau wie mit dem Auto fahren Menschen mit dem Rad innerhalb der Stadt unterschiedlich schnell, wobei mitunter erhebliche Geschwindigkeitsdifferenzen auftreten.“

Wie teuer sollte der ÖPNV Ihrer Meinung nach in Heidelberg und im Verbundnetz sein und warum?

Papagiannaki-Sönmez: „Im Idealfall kostenlos für alle. Kostenloser ÖPNV senkt die Mobilitätskosten aller Bürger:innen drastisch und fördert die soziale Teilhabe. Nur so kann der städtische Autoverkehr ohne Verbote aktiv verringert werden und eine klimafreundliche Mobilität von Allen ohne bürokratische Hürden genutzt werden.“

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Wie stehen Sie zu den Themen Anwohnerparken und Gehwegparken?

Papagiannaki-Sönmez: „Wildparken auf Geh- und Radwegen ist für beeinträchtigte Menschen, Radfahrer:innen sowie Menschen mit Kinderwägen nicht tragbar. Durch den entstehenden Platzmangel sind Geh- und Radwege sogar sehr oft unbenutzbar. Allerdings müssen zuerst die Voraussetzungen geschaffen werden, damit Autofahrer:innen keinen Grund mehr haben, auf Geh- und Radwegen parken zu müssen. Anwohner*innen, die auf ein Auto angewiesen sind, sollten haustürnah parken dürfen. Wohngegenden sollten grundsätzlich verkehrsarme Gegenden sein.“

Heidelberg will das Gehwegparken schrittweise unterbinden.
Heidelberg will das Gehwegparken schrittweise unterbinden. © HEIDELBERG24/Florian Römer

Heidelberg wächst und ist für immer mehr Menschen ein attraktiver Ort zum Leben. Gleichzeitig wird es immer schwerer, bezahlbaren Wohnraum zu finden. Wie wollen Sie sicherstellen, dass in der Unistadt ausreichend bezahlbarer Wohnraum zur Verfügung steht?

Papagiannaki-Sönmez: „Sanieren hat vor dem Abriss und Neubau Priorität. Bei Neubauten sollten nur Aufstockungen gefördert werden. Aufstockung, auch in Einkaufszentren, bietet sich zur Gewinnung für bezahlbaren Wohnraum an. Alternative Wohnprojekte mit multinutzbaren Räumen sind die Zukunft. Der Bau von Betriebswohnungen muss gezielt gefördert werden.

Mehrgenerationenhäuser mit Selbstverwaltung stärken das generationenübergreifende und inklusive Zusammenleben. Projekte wie die HageButze beweisen dies eindrücklich. Hier können z.B. ein neu errichtete Tiny-Häuser sowie Wohnprojekte für Auszubildende und Studierende anknüpfen. Zusätzlich müssen Erdgeschosse für barrierefreies Wohnen reserviert werden.“

Heidelberg will im Jahr 2030 klimaneutral sein. Falls Sie zum neuen OB gewählt werden – welche Maßnahmen wollen Sie ergreifen, um dieses Ziel zu erreichen?

Papagiannaki-Sönmez: „Um das Ziel eines klimaneutralen Heidelbergs bis 2030 zu erreichen, werde ich, falls ich zur neuen OB gewählt werde, folgende Maßnahmen ergreifen: Es werden nur bereits versiegelte Flächen bebaut, bestehende Grünflächen werden zur Bebauung nicht mehr ausgewiesen. Eine Begrünung von Gebäuden wird, bei kosten- und umwelttechnisch sinnvollen und effektiven Lösungen, für Neubauten verpflichtend.

Im gesamten Stadtgebiet soll die Anzahl der Autos reduziert werden. Ein allgemeines Tempolimit von 30 km/h wird schnellstmöglich im gesamten Stadtgebiet eingeführt. Der ÖPNV und weitere Alternativen zum Auto werden durch ein preiswerteres und effektiveres Angebot für alle attraktiver gestaltet. Stadtweit wird ein einheitliches Mehrweg-System (reCUP/reBOWL, reCIRCLE) eingeführt, um im Sinne der Kreislaufwirtschaft Ressourcen, Abfälle, Emissionen und Energieverschwendung zu minimieren.“

Sollten Sie zum OB gewählt werden – welches Projekt wollen Sie bis 2030 unbedingt in Heidelberg umsetzen?

Papagiannaki-Sönmez: „Ich möchte, dass die Bürger:innen sowie von Institutionen in Heidelberg und der MRN mit ihrem Engagement und ihrer Expertise gebündelt zu den wichtigsten und zuverlässigsten Partner:innen der Stadtverwaltung werden. Nur gemeinsames und demokratisches Umdenken kann in allen Fragen und gesellschaftlichen Anliegen unserer Stadt Heideberg zu erfolgreichem Umlenken führen.“ (rmx)

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