Hakim‘s Imbiss in Heidelberg darf keinen Alkohol ausschenken – „Verliere die Lust“
Heidelberg - Der Ärger zwischen Hakim Mossa und der Stadt reißt nicht ab. Jetzt erinnerte das Gewerbeamt den Kult-Wirt daran, dass in „Hakim‘s Imbiss“ kein Alkohol ausgeschenkt werden darf.
Update vom 11. Mai: „So langsam verliere ich die Lust“, sagt Hakim Mossa in einem Telefonat mit HEIDELBERG24. Was war passiert? „Vor ein paar Tagen waren zwei Beamte des Gewerbeamts bei mir und haben mir gesagt, dass ich keinen Alkohol mehr ausschenken darf“, erzählt der Betreiber von „Hakim‘s Imbiss“. Die Kontrolle durch den Kommunalen Ordnungsdienst (KOD) und die Abteilung Gewerberecht des Bürger- und Ordnungsamts hat am 5. Mai stattgefunden, bestätigt ein Sprecher der Stadt Heidelberg auf Nachfrage.
Keiner der elf anwesenden Gäste habe ein alkoholisches Getränk konsumiert, so der Stadtsprecher weiter. In einem anschließenden Gespräch habe man Mossa lediglich darauf hingewiesen, dass dies wegen der fehlenden Gaststättenerlaubnis auch nicht erlaubt sei. Beantragt hat der Kult-Wirt nach Angaben der Stadt auch keine. Streng genommen müsste er das aber. Denn: „Für den Verkauf von alkoholischen Getränken, die im Innen- oder Außenbereich der Gastwirtschaft verzehrt werden, bedarf es einer Gaststättenerlaubnis.“
Wie er jetzt mit dem Bier und Radler verfahren will, dass er noch auf Lager hat, weiß Mossa indes noch nicht. „Das kann man doch nicht wegwerfen.“
Stadt | Heidelberg (Baden-Württemberg) |
Einwohnerzahl | 158.741 (Stand: 31. Dezember 2020) |
Fläche | 108,8 km² |
Oberbürgermeister | Prof. Dr. Eckart Würzner (parteilos) |
Noch kein Zwangsgeld – was passiert mit Hakim‘s Imbiss in Heidelberg?
Update vom 28. April: Gut drei Wochen sind seit unserem letzten Gespräch mit Hakim Mossa vergangen. „Noch habe ich von der Stadt nichts bekommen“, sagt der Kultimbiss-Betreiber als wir ihn am Mittwoch (26. April) besuchen. Mossa hatte vor Ostern rund 850 Unterschriften bei der Stadt Heidelberg abgegeben. Seine Gäste kämpfen weiter für den Erhalt des Imbiss in seiner jetzigen Form: Die Petition wird nach wie vor unterschrieben, manche Kunden haben der Stadt auch direkt geschrieben, berichtet Mossa.
250 Kilometer Fahrt – Gast kommt regelmäßig von Schweizer Grenze zu Hakim‘s Imbiss
An der Theke finden wir einen Brief, den ein treuer Kunde an die Stadt verfasst hat: „Ich wohne in Schopfheim (Kreis Lörrach) an der Schweizer Grenze“, schreibt Dr. Julian Lambert. Der Ort liegt 250 Kilometer von Heidelberg entfernt. „Meine Freunde aus der Region und ich kommen seit 2015 regelmäßig zu Hakim‘s Imbiss“, bestätigt Lambert auf Nachfrage von HEIDELBERG24 – etwa vier bis fünf Mal im Jahr. Er hoffe sehr, dass Hakim „wie gewohnt“ weiter machen darf.
In der Wohlfühlatmosphäre von Hakim‘s Imbiss komme man schnell mit anderen Menschen aus anderen Regionen der Erde in Kontakt und führe interessante Gespräche. Die Kult-Bude diene dem Austausch verschiedener Kulturen und sei für die Stadt „ein absoluter Gewinn und Hotspot, den sich viele Gemeinden wünschen würden“, findet Lambert. Sollte Hakim‘s Imbiss wegen eine „bürokratischen Formalität“ schließen müssen, wäre das ein „sehr großer Fehler und Verlust für die Stadt Heidelberg“.

Über 850 Unterschriften für Hakim‘s Imbiss in Heidelberg – bleibt die Stadt hart?
Update vom 6. April: Eine Woche ist seit Ablauf der Frist verstrichen, die die Stadt Heidelberg Hakim Mossa und seinem Imbiss eingeräumt hat. Bis zum 31. März sollte er seinen Kult-Grill auf die genehmigten Maße zurückbauen. Geschehen ist bisher: nichts. Allerdings war „Hakim‘s Imbiss“ an der Ecke Sickingenstraße/Im Bosseldorn in den vergangenen Tagen dicht. „Imbiss bis 06.04.2023 geschlossen“ steht auf einem ausgedruckten Blatt Papier am Eingangstor.

In einem Telefonat mit HEIDELBERG24 klärt Mossa auf: „Aufgrund eines Trauerfalls hatte ich die vergangenen drei Tage zu.“ Am Wochenende will Hakim seinen Kult-Imbiss aber wieder öffnen. Aufgrund zahlreicher Medienberichte in den vergangenen Wochen sei die Zahl der Kunden deutlich gestiegen. „Teilweise waren die Schlangen so lang, dass die Kunden bis zu eineinhalb Stunden auf ihr Essen warten mussten“, berichtet Mossa, der alleine am Grill seiner Imbissbude steht.
Über 850 Unterschriften für Erhalt von Hakims Imbiss in Heidelberg
Dort lag in den vergangenen Wochen auch eine Unterschriftenliste zum Erhalt von Hakims Imbiss aus. Am Donnerstag (6. April) will Hakim Mossa die Unterschriften im Rathaus übergeben. „Zwischen 850 und 870 Menschen haben die Petition unterzeichnet“, freut sich der Kult-Imbiss-Betreiber. „Ich hoffe, dass die Unterschriftenaktion bei der Stadt zu einem Umdenken führt.“

Eine Stadtsprecherin bezweifelt das und verweist erneut auf den im Gerichtsverfahren geschlossenen Vergleich. Dieser sieht den Rückbau von Hakims Imbiss auf die genehmigten Dimensionen vor. „Auch wenn die Frist zum Rückbau jetzt verstrichen ist, braucht man nicht glauben, dass jetzt gleich die Bulldozer und Abrissbirne anrücken“, erklärt die Sprecherin auf Nachfrage von HEIDELBERG24. Die nächsten Schritte werden zunächst bürokratischer Natur sein – in Form einer schriftlichen Zwangsgeldandrohung.
Droht „Hakims Imbiss“ das Aus? Stadt fordert Rückbau der Kult-Bude
Erstmeldung vom 24. März: Es ist kurz nach 14 Uhr, als wir „Hakim‘s Imbiss und Steakhaus“ in der Sickingenstraße betreten. Über 20 Gäste sitzen gerade in dem Anbau an Tischen und essen, wofür der Kult-Imbiss weit über Heidelberg bekannt ist: Spare-Ribs, Steak-Baguette oder Bratkartoffeln. Es riecht nach Fett, unter dem teilweise mit Teppichen und Gemälden ausgehängten Anbaudach fängt sich grauer Rauch.
Doch das tut der Wohlfühlatmosphäre, die Hakim Mossa in über 18 Jahren an der Grenze zwischen Rohrbach und der Südstadt geschaffen hat, keinen Abbruch. Auf Vitrinen und Beistelltischen stehen zahllose Figuren und Vasen, in Schränken laden Bücher zum Schmökern, an jeder möglichen Ecke hängen Gemälde, in Teile des Anbaus wächst wilder Wein, in einer anderen Ecke läuft ein Fernseher – ein Imbiss mit Wohnzimmerfeeling.
Sorge um Kult-Imbiss in Heidelberg – Stadt fordert Rückbau auf genehmigte Dimensionen
„Die Leute sagen immer, sie fühlen sich bei uns wie Zuhause“, erzählt Hakim Mossa. „Ich will die Idylle als ein kleines Stück Kultur für Heidelberg behalten.“ Die Stadtverwaltung sieht das Kleinod allerdings nicht ganz so idyllisch. Bis auf den eigentlichen Imbisswagen und zwei Stehtische soll Mossa alles zurückbauen. Und das bis 31. März. Die Begründung: „Hakims Imbiss ist über viele Jahre immer wieder erweitert worden – ohne baurechtliche Genehmigung“, sagt eine Stadtsprecherin auf Anfrage von HEIDELBERG24. Deswegen hatte die Stadt 2019 eine Rückbauverfügung erlassen.
„Es tut mir weh, dass die Stadt mich dazu zwingt, alles was ich über Jahre aufgebaut habe, wegzuschmeißen“, erklärt Mossa. Auch Stadtangestellte zählten nach Angaben des Imbissbetreibers seit vielen Jahre zu seinen Kunden – „gesagt hat nie jemand etwas“, wundert sich Mossa. „Plötzlich heißt es: ‚Das ist ein Wohnzimmer, das passt nicht.‘“ Dabei habe er den Anbau nur der Gäste wegen hinzugefügt: „Damit es nicht zieht und für die Sicherheit.“ Jetzt versucht der gebürtige Afghane, mit einer Petition die Stadt doch noch umzustimmen.

Hakim‘s Imbiss soll zurückgebaut werden – „Trauerspiel, was hier passiert“
Der Unterstützung seiner Kunden kann sich Mossa indes sicher sein. „Es ist ein Trauerspiel zu hören, dass das alles hier abgebaut werden soll“, findet Dr. Stefan Seitz. Der Virologe an der Uni Heidelberg kommt seit 2007 regelmäßig in das Kult-Imbiss. Nachdem er im Fernsehen eine Reportage über Hakim gesehen hatte, sei er damals direkt hingefahren und habe sich eine Portion Spare-Ribs geholt, erzählt er. „Auf der Rückfahrt nach Mannheim war ich so begeistert, dass ich umgedreht habe, nochmal hierher gekommen bin und mir eine zweite Portion mitgenommen habe“, schildert Seitz.
Seither komme er ein bis zwei Mal im Monat in den Heidelberger Süden. Anfangs mit einzelnen Kollegen, mittlerweile in größeren Gruppen. „Für uns alle ist das ein Rückzugsort, eine Idylle. Ich fände es echt schade, wenn das ein Ende hätte. Das ist über die Jahre organisch gewachsen, jedes Mal hängen andere Bilder“, beschreibt Seitz die Atmosphäre, wegen der viele Gäste immer wieder kommen. „Wenn Hakim untergeht, geht Heidelberg unter – dann haben wir nur noch McDonald‘s“, überspitzt ein Kollege aus Seitz‘ Arbeitsgruppe. Ein anderer Gast ergänzt: „Ich finde es nicht fair, dass das jetzt abgerissen werden soll. Hakim macht seit vielen Jahren einen guten Job.“
Auch ehemalige GIs, die in den angrenzenden Campbell Barracks stationiert waren, schauen auf Europareise bei Hakim vorbei, ergänzt Mossa. Davon, dass Hakims Imbiss weit über die Grenzen der Region hinaus bekannt und beliebt ist, zeugen auch die mehr als 1.700 fast ausnahmslos positiven Google-Bewertungen.
Stadt Heidelberg beharrt auf Rückbau von Hakim‘s Imbiss
Die Stadtverwaltung beharrt indes auf der Rückbauanordnung. Diese betrifft „beide Imbisswagen, diverse Anbauten sowie einen Toiletten-Container“, stellt die Stadtsprecherin klar. Daneben muss künftig auch der Abstand zur Grundstücksgrenze eingehalten und ein Fettabscheider eingebaut werden. So soll die fachgerechte Entsorgung des Abwassers samt Bratenfett sichergestellt werden. Bereits 2015 ist es laut Stadt Heidelberg zu „Verstopfungen des Abwasserschachts samt Geruchsbelästigung und der weiterführenden Abwasserleitung“ gekommen.
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Trotz mehrerer Hinweise seien keine Änderungen am Imbiss vorgenommen, so die Stadt. Es folgte ein Gerichtsverfahren. Im August 2021 wurde ein Vergleich geschlossen, dem Mossa selbst auch zustimmte. Inhalt des Vergleichs: Bis zum 30. September 2022 hätte Mossa seinen Imbiss „auf das genehmigte Maß“ zurückbauen müssen. Trotz mehrfacher Ermahnung passierte nichts. Deshalb stellt die Stadt jetzt ein letztes Ultimatum: „Der Betreiber hat nun letztmals bis zum 31. März Gelegenheit erhalten, auf dem Grundstück ordnungsgemäße Zustände herzustellen.“ (rmx)