aufgefordert und in einem Fall sexuelle Handlungen an einem Kind vorgenommen“. Der in U-Haft sitzende Mann hat Kinder- und
Jugendmannschaften im Rugby trainiert. Heidelberg ist ein Rugby-Hotspot mit mehreren Vereinen in der Bundesliga.
Die vier mutmaßlichen Opfer waren zum Tatzeitpunkt zwischen 12 und 15 Jahre alt. Das Strafmaß bei Kindesmissbrauch liegt laut deutschem Recht zwischen zwei und 15 Jahren.
Fälle wie diese gibt es in Baden-Württemberg nicht selten. Sexueller Missbrauch im Sport wird nicht separat ausgewiesen, sondern in die Kategorie Beziehungen der Opfer zu Institutionen oder Gruppen aufgenommen. Darunter fallen etwa auch Fälle in Schulen. Die Zahl der Opfer sexuellen Missbrauchs in dieser Kategorie lag 2021 bei 68 von insgesamt 1.371 Fällen. Im Jahr 2018 lag sie bei 108 von insgesamt 1.282 geschädigten Kindern.
Laut den ersten von der Aufarbeitungs-Kommission ausgewerteten Anhörungen und Berichten geht die sexuelle Gewalt von Trainern, Betreuern oder Fahrern aus. Die Betroffenen berichteten von Übergriffen in der Turnhalle, der Umkleidekabine oder auf Fahrten zu Wettkämpfen.
Die Dunkelziffer bei sexualisierter Gewalt gegen Kinder im Vereinssport sei sehr hoch, weil er sehr familiäre Strukturen habe, sagt Julia Hollnagel von der Unabhängigen Anlaufstelle bei Gewalt und Missbrauch im Spitzensport. Hinweise auf Missbrauch würden nicht verfolgt, um dem Ruf des Vereins nicht zu schaden.
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Opfer im Leistungssport stoßen der Kommission zufolge bis heute häufig auf Unverständnis und Zurückweisung im eigenen Verein. „Es gibt im Sport bislang keine Kultur des Sprechens über Gewalt und keine Kultur des Zuhörens“, wie es in einer Veröffentlichung der Unabhängigen Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs heißt. Eltern sollten sich vor der Anmeldung ihres Kindes im Verein informieren, ob es Prävention gegen Übergriffe gebe. Wichtig sei, genau hinzuschauen. (pek mit dpa)