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Sinti-und-Roma-Zentrum in Heidelberg – Initiative fordert Bürgerbeteiligung

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Von: Florian Römer

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Heidelberg - Der geplante Neubau des Dokumentationszentrums für Sinti und Roma treibt weiter eine Bürgerinitiative um. In einem offenen Brief appelliert sie an OB Würzner und Gemeinderat:

Das Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma befindet sich seit Anfang der 1990er in der Heidelberger Altstadt. Es ist in einem denkmalgeschätzten Gebäude untergebracht, das saniert werden muss. Im Zuge der Sanierung soll es um einen Neubau erweitert werden. Das sorgt seit rund zwei Jahren für Ärger. Jetzt wendet sich eine Bürgerinitiative in einem offenen Brief an Oberbürgermeister Eckart Würzner und den Heidelberger Gemeinderat.

StadtHeidelberg (Baden-Württemberg)
Einwohnerzahl158.741 (Stand: 31. Dezember 2020)
Fläche108,8 km²
OberbürgermeisterProf. Dr. Eckart Würzner (parteilos)

Sinti-und-Roma-Zentrum in Heidelberg – Neubau für Initiative „zu massiv“

Im Februar 2020 startet ein Realisierungswettbewerb, im Juli 2021 setzten sich „bez + kock architekten“ aus Stuttgart mit ihrem Entwurf durch. Es folgte Kritik an dem kantigen Sandsteinbau und die Ankündigung, den Entwurf für das Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma nochmal zu abzuwandeln. Zur anstehenden Überarbeitung haben die Bürgerinitiative Bebauungsplan Bremeneck (BiBB), sowie die Vereine „Alt-Heidelberg“ und „Bürger für Heidelberg“ jetzt einen offenen Brief an OB Würzner und den Gemeinderat verfasst. Darin fordert die Initiative unter anderem, die Bürgerschaft einzubeziehen.

Bis Ende des Jahres soll ein „präsentabler Entwurf“ als „Grundlage für den Bebauungsplan“ stehen, heißt es in dem Schreiben, das HEIDELBERG24 vorliegt. Die Verfasser befürchten, „dass bis zur Offenlage Sachzwänge geschaffen und der Gemeinderat und die Bürgerschaft vor vollendete Tatsachen gestellt werden.“ Die Kritik an dem geplanten Neubau richte sich „einzig und allein“ gegen Umfang, Gestalt und „fragliche Klimaverträglichkeit: Wir halten ihn für zu massiv, nicht an die Stadtlandschaft angepasst und schädlich für das Stadtklima.“

So soll der Neubau des Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma in Heidelberg aussehen.
So soll der Neubau des Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma in Heidelberg aussehen. ©  bez + kock architekten (Stuttgart)

Offener Brief wegen Sinti-und-Roma-Zentrum in Heidelberg – Initiative will Bürgerbeteiligung

Auch wenn der Bau „von öffentlichem Interesse“ sei, rechtfertige das „nicht die Zerstörung des Bildes der Altstadt“. In der geplanten Größe würde der Bau das Grundstück „überfordern“ und das denkmalgeschützte Gebäude würde umbaut und wäre kaum noch sichtbar, wird im offenen Brief kritisiert. „Wasser- und Windströme, Licht- und Temperaturverhältnisse würden sich in der Umgebung durch den „sperrigen Block“ nachteilig ändern“, schreibt BiBB. Im Sommer käme es zu „erheblich mehr“ Hitzeabstrahlung, Luftströme würden umgelenkt und die Durchlüftung verschlechtert.

Deshalb wendet sich BiBB mit konkreten Fragen und einem Appell an Oberbürgermeister Eckart Würzner und das Stadtparlament. Wie der Änderungsauftrag an das Architekturbüro laute und welches Mitspracherecht die Stadt nach der Offenlegung der überarbeiteten Pläne habe, wollen die Verfasser des offenen Briefs wissen. „Sollte nicht die Bürgerschaft informiert und rechtzeitig mit einbezogen werden?“ Zudem fragen sich die Autoren, wie hoch das finanzielle und personelle Engagement der Stadt sei.

Bürgerinitiative appelliert an OB Würzner und Gemeinderat

Bürgerinitiative und die beiden Vereine appellieren deshalb an OB Würzner und den Gemeinderat:

  1. „Betrachten Sie bitte das Projekt aus dem Blickwinkel der Stadtgesellschaft. Veranlassen Sie eine Einbeziehung und Mitsprache der Bürgerschaft.
  2. Lassen Sie die Gesamtanlagenschutzsatzung zu ihrem Recht kommen – sie gilt für alle Bauherren in der Altstadt gleichermaßen. 
  3. Veranlassen Sie ein Klima- und Umweltschutzgutachten.
  4. Erwirken Sie das Aufstellen eines Schaugerüsts nach schweizerischem oder auch bayerischem Vorbild, damit wir alle eine bessere Vorstellung von der Dimension des Baus haben.
  5. Formulieren Sie den Aufstellungsbeschluss entsprechend diesen Gesichtspunkten neu.“

„Wir legen Wert auf eine weiterhin gute Nachbarschaft mit dem Dokumentationszentrum“, betonen die Autoren abschließend. „Wir wünschen uns und gehen davon aus, dass auch deren Vertreter diese Nachbarschaft und die gesamte Stadtgesellschaft wertschätzen und ihnen daran gelegen ist, sich gerade aufgrund ihrer Geschichte als Teil unserer Gesellschaft darzustellen, anstatt sich vom Umfeld abzuheben und dadurch Konflikte zu schaffen.“ 

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Wie auch immer der Entwurf für den Bau des Sinti-und-Roma-Zentrums ausfällt – die Finanzierung des Projekts sollte gesichert sein: der Bund wird den Bau mit 25 Millionen Euro bezuschussen. (rmx)

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