1. Heidelberg24
  2. Heidelberg

Kudu als Futtertier: Verein fordert Ende der Tiertötungen im Zoo Heidelberg

Erstellt:

Von: Sarah Isele

Kommentare

Heidelberg – Im Zoo wurde die Kudu-Herde aufgelöst, dabei wurde der Bock gezielt getötet und an Tiere verfüttert. Nun fordert Tierrechte BW das Ende von regulären Tiertötungen.

Seit Mitte Februar sind die Kudus in Heidelberg nicht mehr zu sehen. Grund dafür ist eine Herdenauflösung, um mehr Platz für die Zebras und Blessböcke in der Afrika-Anlage zu schaffen. Die Tiere wegzugeben, fiel dem Zoo Heidelberg nicht leicht. Immerhin haben die Weibchen eine neue Heimat in Zoos in Deutschland, Frankreich und der Slowakei gefunden. Der Bock musste getötet und als Futtertier an die Löwen und Tiger gegeben werden. Warum genau und was Tierrechte BW dazu sagt.

Kudu-Bock an Löwen und Tiger verfüttert: Aus diesem Grund

Der Zoo Heidelberg hat die Kudu-Haltung aufgegeben, um Zebras und Blessböcken eine bessere Haltung zu ermöglichen. Daraufhin wurde das Zuchtprogramm für große Kudus kontaktiert, um für die Tiere ein neues zu Hause zu finden. Aufgabe des Zuchtbuchs ist es, die Transfers der Tiere zu koordinieren und zu entscheiden, welches Tier in einem anderen Zoo einen Platz in einer Zuchtgruppe finden kann. Denn nur so kann die genetische Vielfalt der Kudus in den Zoos erhalten werden. Während die Weibchen an neue Zoos in Deutschland, Frankreich und der Slowakei übergeben wurden, sah das Schicksal des männlichen Kudus eher traurig aus.

Für das männliche Tier der Herde konnte keine geeignete Unterbringung gefunden werden, da ein Kudu-Bock nicht in eine bestehende Herde mit einem Bock integriert werden kann. Außerdem kann dieser Bock keine eigene Zuchtgruppe mehr führen, da seine Gene bereits in vielen anderen Kudus vorhanden sind. Es ist im Interesse der Zoos, Inzucht zu vermeiden. Daher wurde in Abstimmung mit allen Verantwortlichen des Zoos und Zuchtbuches die Entscheidung getroffen, den Kudu-Bock zu töten und als Futtertier an Löwen und Tiger zu verfüttern.

Kudus sind sensible Antilopen mit großen Ohren.
Kudus sind sensible Antilopen mit großen Ohren. © dpa/Attila Balazs

Kudu-Bock als Futtertier: „Tötung auf möglichst stressfreie Art“

Wie der Zoo Heidelberg auf Nachfrage von HEIDELBERG24 erklärt, erfolgte die Tötung „auf eine möglichst stressfreie Art und Weise: Das Tier wurde in seinem gewohnten Umfeld mit einem gezielten Schuss getötet.“ Laut dem Zoo ist durch einen plötzlichen Kugelschuss zu sterben, die am wenigsten belastende Todesart für Wildtiere. Warum der Kudu-Bock an andere Tier verfüttert wurde, erklärt der Zoo damit, dass die Beschaffung von qualitativ hochwertigem Futter ein zentrales Thema in der täglichen Arbeit eines Zoos sei.

Größtenteils bezieht der Zoo Fleisch in tiefgekühlter Form. Zusätzlich können, sofern möglich, eigene Zootiere verfüttert werden. Die Tötung erfolgt in allen Fällen fachgerecht und stressfrei. „Die Entscheidung, dass ein Zootier zum Futtertier wird, wird immer gut überlegt sein. Trotz vieler Emotionen, welches das Thema auslöst, ist dieses Vorgehen inzwischen Realität in vielen Zoos – auch im Zoo Heidelberg.“

Der Zoo selbst bemerkt, dass es für manche Besucher beklemmend sein mag, wenn eine geschlachtete Ziege oder Antilope im Löwengehege liegt. Jedoch: „Letztendlich zeigt sich hier der natürliche Zusammenhang von fressen und gefressen werden in einer Deutlichkeit, die für viele Menschen fremd und unbekannt ist. So gut wie alle Tierarten stehen innerhalb einer Nahrungskette in einer Beziehung zueinander. Ein Zusammenspiel, das auch in einem Zoo sichtbar werden sollte.“ 

Kudo-Bock an Löwen und Tiger verfüttert: Tierrechte BW fordert ein Ende der regulären Tiertötungen

Die Menschen für Tierrechte Baden-Württemberg e.V. ist ein gemeinnütziger Verein, der sich seit 1983 für die Rechte der Tiere einsetzt. Durch Öffentlichkeitsarbeit mache der Verein Tierleid für die Bevölkerung sichtbar und zeigt Alternativen auf. Zu der Tötung des Kudu-Bocks im Zoo Heidelberger hat der Verein eine starke Meinung. Zu Argumentierung des Zoos, dass der Bock keine eigene Zuchtgruppe mehr führen könne, sagen sie: „Anders ausgedrückt war der Bock für das Zuchtprogramm der EAZA einfach nicht mehr nützlich und man wollte ihn los werden, ansonsten hätte man ihn auch einfach kastrieren können.“

Übrigens: Unser HEIDELBERG24-Newsletter informiert Dich regelmäßig über alles Wichtige, was in Deiner Stadt und Region passiert.

Laut ihnen kann die Engagement der European Association of Zoos and Aquaria (EAZA) für das Wohlergehen der Tiere infrage gestellt werden. In einer Pressemitteilung führen sie Beispiele aus dem Zoo Kopenhagen an, in dem mehrere Tiere durch EAZA getötet und als Futtertiere genutzt wurden.

„Menschen für Tierrechte Baden-Württemberg e.V. lehnt jede Herangehensweise an das Leben, die es auf seine genetischen Bestandteile reduziert, als inakzeptabel ab. Tiere, denen nützliche Gene für die zukünftige Zucht fehlen, können zum Tode verurteilt werden. Dieses Urteil wird von Menschen durchgeführt, die behaupten, sie zu schützen. Wahre Tierfreund*innen besuchen daher keine Zoos!“, schreibt der e.V. in seine Pressemitteilung. (rah)

Auch interessant

Kommentare