Unterstützung für Bürgerwindpark in Heidelberg – aber es gibt auch Kritik
Heidelberg - Der Gemeinderat unterstützt das Vorhaben, am Lammerskopf einen Bürgerwindpark zu errichten. Von Naturschützern kommt allerdings Kritik:
Der Gemeinderat hat am 20. April mit großer Mehrheit entschieden, einen Bürgerwindpark bei Heidelberg zu unterstützen. Lediglich zwei Stadträte stimmten gegen die Pläne eines Konsortiums aus Stadtwerken und drei regionalen Energiegenossenschaften, auf dem Areal am Lammerskopf zwischen Ziegelhausen und Schönau bis zu 15 Windräder zu errichten. Zuvor hatte schon der Ausschuss für Klima, Umwelt und Mobilität dem Windenergie-Projekt zugestimmt. Naturschützer kritisieren indes die Ausschreibung auf der Fläche, die größtenteils in einem FFH-Schutzgebiet liegt.
Bürgerwindpark in Heidelberg – Gemeinderat unterstützt Leuchtturmprojekt am Lammerskopf
Der Windenergieausbau auf Heidelberger Gemarkung kann aus Sicht des Gemeinderats einen wichtigen Beitrag zu einer sicheren Energieversorgung und zum Klimaschutz darstellen. Nach bisherigen Erfahrungen mit Anlagen an vergleichbaren Standorten könnte mit dem Bürgerwindpark Lammerskopf der Jahresstrombedarf von der Hälfte bis zu drei Viertel rund 80.000 Haushalte in Heidelberg gedeckt werden, rechnen die potenziellen Betreiber.
ForstBW hatte die rund 600 Hektar große Fläche für den Bau von Windkraftanlagen ausgeschrieben. Das lokale Konsortium um die Stadtwerke Heidelberg hat sich in einem Sonderverfahren mit einem „Leuchtturmprojekt“ um den Zuschlag beworben. Damit hofft man, den Zuschlag vom Land zu bekommen, auch wenn man nicht die höchste Pacht für das Areal zahlen kann. Große Energieversorger könnten am Lammerskopf bis zu 20 Windräder aufstellen, so die Befürchtung.
Trotz Kritik: OB Würzner sicher – „Land wird Fläche für Windpark nutzen“
„Wir wünschen uns sehr, dass das Land und ForstBW die große Chance erkennt, hier ein Musterprojekt der Energiewende mit lokalen Akteuren umzusetzen“, erklärt Heidelbergs Oberbürgermeister Prof. Dr. Eckart Würzner. „Denn eines ist sicher – und das sage ich auch an die Adresse der Projektgegner: Das Land wird die Fläche für einen Windpark nutzen! Ich bin der Meinung: Dann macht es am besten eine lokale Allianz.“ So erhalte man Mitsprachemöglichkeiten und die Wertschöpfung bleibe in der Region.
„Die Entscheidung darüber, eine Sonderausschreibung zu ermöglichen, um einen Bürgerwindpark realisierbar zu machen, liegt nun beim Landwirtschaftsministerium unter Leitung von CDU-Minister Peter Hauk”, ergänzt Grünen-Stadträtin Dr. Ursula Röper. „Wir dürfen nicht noch länger Zeit verlieren. Wir brauchen Windenergie jetzt!”
BUND kritisiert Ausschreibung für Windpark am Lammerskopf
Grundsätzlich unterstütze die Naturschutzorganisation den Windenergieausbau, heißt es in einer Mitteilung des BUND Heidelberg. Voraussetzung dafür sei allerdings, dass man keine schwerwiegenden Konflikte mit dem Natur- und Artenschutz verursache. Und genau die sieht man bei der Fläche Lammerskopf vorprogrammiert. Sie liege „zum überwiegenden Teil“ im Flora-Faun-Habitat (FFH)-Schutzgebiet „Steinachtal und kleiner Odenwald“.
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In dem geplanten Areal gebe es „windkraftsensible Fledermausarten“, auch Wanderfalken und Uhus hätten dort ein geschütztes Brutgebiet. Deshalb sei am Lammerskopf „mit erheblichen artenschutzrechtlichen Konflikten zu rechnen“, warnt der BUND. Das Waldgebiet sei zudem prädestiniert für ein Landes-Artenhilfsprogramm, das andernorts erst geschaffen werden müsse. Eine Studie des Öko-Instituts Freiburg komme darüber hinaus zu dem Schluss, dass es in Baden-Württemberg „genügend Flächen mit ausreichender Winddichte mit geringem Konfliktrisiko“ gebe.
Soll mit Windpark am Lammerskopf der Ausbau von Windenergie torpediert werden?
„Fast möchte man mutmaßen, dass damit der Windenergieausbau bewusst torpediert wird“, sagt Dr. Jochen Schwarz, Vorsitzender des BUND Steinachtal. „Denn welcher Investor wird den Ausbau ernsthaft verfolgen, wenn er erkennen muss, dass ihm ein langwieriges naturschutzrechtliches Verfahren mit ungewissem Ausgang ins Haus steht?“
Beim geplanten Windpark müsse eine genaue natur- und artenschutzfachliche Untersuchung erfolgen und entsprechende Rücksicht genommen werden, finden indes die Grünen im Heidelberger Gemeinderat. „Die Nutzung von Windenergie kann im Einklang mit der Natur gestaltet und ausgebaut werden“, so Stadtrat Dr. Nicolá Lutzmann. Im weiteren Verfahren müsse man die genaue Dimensionierung des Windparks festlegen. Zuerst müssten Flächen im ausgeschriebenen Gebiet genutzt werden, die nicht im FFH-Gebiet liegen, fordert Lutzmann.
Gegen den Windpark bei Heidelberg macht auch die Initiative „Rettet den Odenwald“ mobil und hat eine Petition gestartet. 2.500 Menschen haben bislang unterschrieben (rmx)