Bis zu 15 Windräder über Heidelberg – regionales Konsortium plant „Bürgerwindpark“
Heidelberg - Anfang 2023 kündigte ForstBW an, eine Fläche bei Ziegelhausen für den Bau von Windrädern anzubieten. Jetzt bewirbt sich ein regionales Konsortium um den Zuschlag:
Angesichts des Klimawandels wird der Ausbau erneuerbarer Energien immer wichtiger. Baden-Württemberg treibt den Bau von Windkraftanlagen voran. Auch in unmittelbarer Nähe von Heidelberg könnten sich künftig Rotoren über dem Odenwald drehen: Zwischen dem Stadtteil Ziegelhausen und der Gemeinde Schönau (Rhein-Neckar-Kreis) wird ForstBW eine rund 600 Hektar große Fläche zur Errichtung von Windkraftanlage freigeben. Jetzt legen vier regionale Betreiber ein gemeinsames Konzept für den „Bürgerwindpark Lammerskopf“ vor.
Stadtwerke Heidelberg und drei Energiegenossenschaften wollen gemeinsamen Bürgerwindpark am Lammerskopf
Mit den Stadtwerken Heidelberg, den Energiegenossenschaften Heidelberg und Starkenburg sowie der Bürgerenergiegenossenschaft Kraichgau haben sich vier regionale Partner zusammengeschlossen. Sie wollen sich beim Land Baden-Württemberg im Sonderverfahren um den Zuschlag als innovatives Leuchttumprojekt bewerben. In ihrem Konzept für den „Bürgerwindpark Lammerskopf“ betonen die potentiellen Betreiber die Vorteile einer Umsetzung durch lokale Akteure. Neben dem Klimaschutz sollen nämlich auch Bürger vor Ort von dem Projekt profitieren.
„Mit unserem gemeinsamen Antrag geben wir dem Land eine einzigartige Chance“, sagt Oberbürgermeister Prof. Dr. Eckart Würzner. In unmittelbarer Nähe von Heidelberg, der fünftgrößten Stadt in Baden-Württemberg, könnte ein Bürgerwindpark entstehen. Das sei einzigartig im Land, betont der Rathauschef am Mittwoch (22. März) auf einer Pressekonferenz.

Windpark Lammerskopf: Leuchtturm-Konsortium will mit Innovationsbausteinen punkten
Auf der rund 600 Hektar großen Fläche wollen die Stadtwerke Heidelberg gemeinsam mit den regionalen Energiegenossenschaften zwischen zehn und 15 Windkraftanlagen errichten. Der am Lammerskopf gewonnene Windstrom soll dann vor Ort genutzt werden, erklärt Michael Teigeler, Geschäftsführer der Stadtwerke Heidelberg Energie. Das Bewerbungskonzept ist in mehrere Innovationsbausteinen aufgeteilt. So will man die Entscheider von den Vorteilen der Umsetzung durch regionalen Akteuere überzeugen.
Für die Wärmeversorgung der Stadt werden Wärmepumpen künftig wichtiger, prognostiziert Teigeler. Strom vom Windpark Lammerskopf könnte direkt mit Luftwärmeanlagen in Heidelberg verknüpft werden, lautet eine der Visionen. Überschüssigen Strom könnte man im Energie- und Zukunftsspeicher speichern, so Teigeler weiter. „Einen Teil des gewonnenen Windstroms könnte man auch direkt auf dem lokalen Strommarkt vermarktet werden“, ergänzt Andreas Gißler, Vorstand der Heidelberger Energiegenossenschaft.
Finanzielle Beteiligung der Bürger schafft Akzeptanz für Windkraftanlagen
Finanzielle Beteiligung der Bürger an Windkraftanlagen ist ein weiterer Baustein des Konzepts, mit dem das Konsortium punkten will. „Die finanzielle Einbindung der Leute vor Ort ist ein Kernelement der Akzeptanzsteigerung“, berichtet Micha Jost von den jahrelangen Erfahrungen der Energiegenossenschaft Starkenburg. „Wenn der direkte Nachbar den vorderen Teil des Rotors besitzt, der sich über den Köpfen dreht, wird die Anlage nicht mehr als Störung wahrgenommen“, so der Vorstand der Energiegenossenschaft, die unter anderem einen Teil des Windparks „Greiner Eck“ zwischen Schönau und Hirschhorn betreibt.
Rund 3.000 Mitglieder bringen die drei Energiegenossenschaften in das Leuchtturmprojekt ein. Sollte der Bürgerwindpark am Lammerskopf umgesetzt werden, würden etliche hinzukommen, so groß ist das Interesse: „Die Menschen scharren förmlich mit den Hufen, um mitmachen zu dürfen“, betont Jost. In Sachen Akzeptanz beobachtet Jost bei Windkraftanlagen einen Trend – weg vom „NIMBY“ (Not in my backyard; dt.: Nicht in meiner Nachbarschaft) zum „PIMBY“ (Please in my backyard).

Bei Vergabe an Leuchtturm-Allianz wird Auch Neckargemünd
Sollte das „Leuchtturm-Konsortium“ den Zuschlag für den Bürgerwindpark erhalten, will auch Neckargemünd Teile seines an den Lammerskopf angrenzenden Waldgebiets für Windräder zur Verfügung stellen. „Dazu gab es Anfang März ein einstimmiges Votum des Gemeinderats“, berichtet Neckargemünds Bürgermeister Frank Volk. In dem Fall würden 13 bis 15 Hektar Fläche hinzukommen. Sollte die Fläche an einen anderen Betreiber vergeben werden, wäre das Votum nicht so eindeutig, meint Volk.
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Den Antrag hat die Leuchtturm-Allianz am Dienstag (21. März) dem Land zukommen lassen. Jetzt hoffen alle lokalen Beteiligten, dass sie die Entscheidungsträger von ihrem Konzept überzeugen können. Und wenn nicht? Dann wird ForstBW die Fläche wohl in den nächsten Wochen ausschreiben und an den Meistbietenden vergeben. „Wenn ein großer Energieversorger die Fläche mit der maximalen Anzahl an Windkraftanlagen bebaut, ist das nicht in unserem Sinne“, stellt OB Würzner klar. (rmx)