Sie wollen mehr Gehalt? Wie Sie sich auf das Gespräch mit dem Boss am besten vorbereiten

Nach wie vor fällt es vielen Arbeitnehmern schwer, offen darüber zu sprechen, wie viel sie verdienen. Karriere-Experten zufolge könnten sie sich genau damit selbst im Weg stehen.
Das Thema Gehalt ist für viele Mitarbeiter ein heißes Eisen, das sie nicht gerne anfassen. Dabei kann es sich durchaus lohnen, bei der Chefin oder beim Chef nach einer Gehaltserhöhung zu fragen, wie Experten anhand von Studien immer wieder gerne schildern. Doch was sollte man dabei konkret beachten? Jill Cotton, Expertin für Karrieretrends bei Glassdoor, hat ein paar Tipps parat, wie eine erfolgreiche Gehaltsverhandlung gelingen kann. Das sind laut einer Mitteilung des Jobportals ihre Ratschläge:
10 Tipps für eine erfolgreiche Gehaltsverhandlung
- 1. „Gehälter vergleichen“: Vor der Gehaltsverhandlung sei es hilfreich zu überprüfen, was andere in vergleichbaren Positionen verdienen, heißt es in der Mitteilung von Glassdoor zur passenden Vorgehensweise unter anderem.
- 2. „Den richtigen Zeitpunkt wählen“: Wenn es bis zur jährlichen Leistungsbeurteilung noch zu lange hin ist, empfiehlt es sich der Expertin zufolge, um ein Gespräch zu bitten, wenn ein wichtiges Projekt erfolgreich abgeschlossen wurde und der oder die Vorgesetzte zufrieden sei. Ein unaufgeforderter Antrag auf eine Gehaltserhöhung in der arbeitsreichsten Woche des Jahres habe wahrscheinlich wenig Aussicht auf Erfolg.
- 3. „Den eigenen Wert zeigen“: In einer Zeit, in der auch die Unternehmen unter dem Druck steigender Kosten leiden würden, müssten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer deutlich machen, welchen Wert sie für das Unternehmen haben und dies anhand konkreter Beispiele belegen, so ein weiterer Tipp.
- 4. „Nach Gehaltsstufen fragen“: Immer mehr Unternehmen würden ihre Gehaltspolitik transparenter machen, heißt es weiter in der Mitteilung, indem sie intern die Gehaltsspannen für alle Positionen im Unternehmen veröffentlichten. Es lohnt sich der Karriere-Expertin zufolge also, zu überprüfen, ob das bei dem eigenen Arbeitgeber der Fall ist.
- 5. „Geld ist nicht alles“: Wenn eine Gehaltserhöhung in der derzeitigen Position nicht infrage komme, gebe es alternative Vorteile wie mehr Urlaubstage, flexible Arbeitszeiten, zusätzliche Leistungen oder Vergünstigungen sowie Unterstützung bei der Weiterbildung, die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer verhandeln könnten.
- 6. „Geduldig sein“: Es sei unwahrscheinlich, dass ein Vorgesetzter oder eine Vorgesetzte auf der Stelle eine Gehaltserhöhung geben könne, heißt es weiter in der Mitteilung von Glassdoor. Ein kurzes Dankesschreiben für das Gespräch mit einer Zusammenfassung, was besprochen wurde, sei hilfreich für alle Beteiligten, so demnach der Ratschlag der Expertin. Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sollten ihren Vorgesetzten zudem etwas Zeit geben, den Antrag zu prüfen und mit allen anderen Personen zu sprechen, die in den Prozess involviert seien.
- 7. „Mit Kolleginnen oder Kollegen über das Gehalt sprechen“: Die Gehälter der Kolleginnen oder Kollegen zu kennen, hilft, wie es in der Mitteilung weiter heißt, dabei, einzuschätzen, ob die eigene Bezahlung angemessen ist. Nur 30 Prozent der Arbeitnehmer in Deutschland gaben einer Studie von Glassdoor zufolge allerdings an, ihr Gehalt gegenüber Kollegen genannt zu haben.
- 8. „Nach den richtigen Stellenangeboten suchen“: Inserate, in denen ein Gehalt angegeben ist, erleichtern der Expertin zufolge Gehaltsverhandlungen und ersparen es Bewerberinnen oder Bewerbern, Zeit mit der Bewerbung auf eine Stelle zu verschwenden, die nicht den eigenen Gehaltsvorstellungen entspreche.
- 9. „Auf knifflige Fragen vorbereitet sein“: Fast zwei Drittel (65 Prozent) der Stellensuchenden seien der Meinung, dass Unternehmen in einem Vorstellungsgespräch nicht nach ihrem bisherigen Gehalt fragen sollten, heißt es weiter in der Mitteilung des Jobportals. Wenn Bewerberinnen oder Bewerber mit dieser Frage konfrontiert würden, sollten sie sich nicht zu einer Antwort gezwungen fühlen, so demnach der Tipp der Karriere-Expertin. Eine Recherche im Voraus helfe, sich selbst klarzumachen, welchen Mehrwert die eigenen Fähigkeiten für das Unternehmen haben.
- 10. „Strategisch vorgehen“: Bei einem Jobwechsel sollten sich Bewerber zudem überlegen, warum sie ein Unternehmen verlassen wollen und was sie von ihrer neuen Aufgabe erwarten (und was nicht), so ein weiterer Tipp der Expertin laut der Mitteilung. Zudem sei es wichtig, sich darüber im Klaren zu sein, welches Risiko mit einem Job- oder Branchenwechsel verbunden ist. Hilfreich sei hier, im Vorfeld zu überlegen, welche der eigenen Fähigkeiten auf eine andere Branche übertragbar sind.
Frage nach einer Gehaltserhöhung lohnt sich in vielen Fällen
Eine bereits im März veröffentlichte Studie von Glassdoor hatte gezeigt, dass gerade Frauen sich bei Gehaltsverhandlungen oft unwohl fühlen: „So hat die Hälfte der weiblichen Befragten beispielsweise das letzte Jobangebot einfach ohne zu verhandeln angenommen (51 %)„ heißt es in der Mitteilung des Portals zu der Studie. „Zudem hat sich nur etwas mehr als ein Drittel (35 %) der Frauen getraut, nach einer Gehaltserhöhung zu fragen – im Gegensatz zu 45 Prozent der männlichen Studienteilnehmer:innen.“ Und das obwohl die Umfrage auch gezeigt habe, dass es sich lohne, nach einer Gehaltserhöhung zu fragen: „83 Prozent der befragten Personen, die in den letzten 12 Monaten nach einer Gehaltserhöhung gefragt haben, haben auch eine bekommen – wenn auch nicht immer genau in der geforderten Höhe.“ (ahu)