+++ 18.20 Uhr: Wichtige Kandidierende Donald Trumps sind bei den Midterms in den USA entweder gescheitert oder befinden sich noch in Kopf-an-Kopf-Rennen mit demokratischen Kandidierenden. Die von Fachleuten erwartete „rote Welle“ – ein deutlicher Sieg der republikanischen Partei bei den Midterms – ist nicht eingetreten. Von zahlreichen Republikanern wird Trump deshalb kritisiert. Doch Trump selbst denkt offenbar, er hätte „Glückwünsche und Lob“ für seinen „großen Erfolg“ verdient.
Das schrieb er am Freitag (11. November) zumindest in seinem sozialen Netzwerk Truth Social. „Ich hatte einen so großen Erfolg bei den Unterstützungen, vielleicht einen Erfolg, wie ihn noch niemand zuvor hatte, sowohl bei den republikanischen Nominierungen als auch bei den allgemeinen Wahlen. Und ich bekomme weiterhin Fake News, RINO („Republicans in Name Only“, Anm. d. Red.) und linksradikale Kritik, aber nur selten Glückwünsche oder Lob“, schrieb Trump. „So ist es und so wird es immer sein!“
Zuvor hatte Trump damit angegeben, dass die meisten der mehr als 200 von ihm unterstützten Kandidatinnen und Kandidaten ihre Wahlen gewonnen hätten. Was er vergaß, zu erwähnen: Trump unterstützte größtenteils Kandidatinnen und Kandidaten, bei denen ein Wahlsieg relativ sicher war, da sie in republikanischen Gebieten antraten.
+++ 11.35 Uhr: Für Donald Trump ist die Sache klar. Die USA sind aus seiner Sicht nach den Midterms endgültig auf dem absteigenden Ast. „Manipulierte Wahlen, offene Grenzen = Länder der Dritten Welt. Die USA sind ein scheiternder Staat!“, schrieb er in der Nacht in einem seiner zahlreichen Beiträge auf seiner Social-Media-Plattform Truth Social. Die Niederlage des von ihm unterstützen Republikaners Blake Masters in Arizona konnte er sich tatsächlich nur mit Wahlbetrug erklären: „Sie haben das Elektron [sic] von Blake Masters gestohlen“, so Trump, der sicherlich nicht „Electron“, sondern „Election“ schreiben wollte.
Update vom Samstag, 12. November, 08.00 Uhr: Donald Trump kann es nicht lassen. Nach den Midterms 2022 wiederholt er eine alte Leier vom Wahlbetrug. „Die Demokraten finden alle möglichen Stimmen in Nevada und Arizona“, schrieb Trump auf seiner Social-Media-Plattform Truth Social. „Was für eine Schande, dass dies zugelassen werden kann!“ Zu dem Zeitpunkt, als Trump dies schrieb, war das Ergebnis von Arizona noch offen. Inzwischen wurde der Demokrat Mark Kelly dort zum Sieger ausgerufen. In Nevada verkürzte derweil die demokratische Kandidatin Catherine Cortez Masto weiter ihren Rckstand.
+++ 18.15 Uhr: Donald Trump hat nie aufgehört, falsche Behauptungen über die US-Wahlen 2020 zu verbreiten. Jetzt postet er auch falsche Behauptungen über die Midterm-Wahl 2022 auf seiner Online-Plattform Truth Social. Auch wenn er die Midterms als „großen Sieg“ ausgibt, behauptet Trump ohne jegliche Beweise, dass verschiedene Midterm-Rennen manipuliert oder gestohlen wurden. So etwa die Senatswahl in Pennsylvania, die der Demokrat John Fetterman gewonnen hat. Sein Kandidat, der Republikaner Mehmet Oz, hatte Fetterman bereits zu seinem Wahlsieg gratuliert.
+++ 15.15 Uhr: Aufgrund seiner Äußerungen kurz nach den Midterms ist klar, dass Donald Trump noch große Karriereziele hat. Doch seine Tochter und sein Schwiegersohn stehen dafür nicht mehr zur Verfügung. Ivanka Trump und Jared Kushner gehen offenbar auf Distanz zu Donald Trump.
+++ 14.25 Uhr: Donald Trump war mal wieder in Bestform. Auf seiner Social-Media-Plattform Truth Social rückte er sich in beste Licht und versuchte, den wiedergewählten Gouverneur von Florida, Ron DeSantis, kleinzureden (s. auch Update v. 12.43 Uhr). Unter anderem ließ Trump mal wieder seine Lieblingsmär vom Wahlbetrug vom Stapel. Diesmal ging es aber nicht um die Präsidentschaftswahl 2020, sondern um die Zwischenwahlen 2018.
+++ 12.43 Uhr: Nach den Midterms tobt bei den Republikanern der erbitterte Machtkampf zwischen Donald Trump und Ron DeSantis. Der ehemalige Präsident attackierte den Gouverneur Floridas mit mehreren Posts auf seiner Social-Media-Plattform Truth Social. DeSantis sei „ein durchschnittlicher Gouverneur“, ihm fehle die „Klasse“ und es sei Trump gewesen, der den „politisch toten“ DeSantis 2017 wiederbelebt hätte. Ein Berater Trumps sagte gegenüber Daily Beast, der Ex-Präsident sei bereit, „gegen DeSantis in den Krieg zu ziehen“.
+++ 11.46 Uhr: Kommenden Dienstag will Donald Trump sich an die Öffentlichkeit wenden. Der US-Präsident hatte bereits vor den Midterms diesen Termin als Tag „einer sehr großen Verkündung“ bezeichnet. Nun stehen offenbar Ort und Uhrzeit der Verkündung fest. Laut Alex Leary vom Wall Street Journal wird Trump am Dienstag um 21 Uhr Ortszeit in seinem Wohnsitz Mar-a-Lago vor die Kameras treten. Es wird erwartet, dass er dann seine Kandidatur für die Präsidentschaftswahl 2024 bekannt geben wird.
+++ 09.10 Uhr: Nun auch noch seine Freunde bei Fox and Friends: Brian Klimeade, Moderator der Morgen-Show, forderte von Donald Trump, sich zurückzuhalten. Zumindest bis zur Stichwahl der Midterms in Georgia solle Trump sich mit Ansagen über eigene politische Ambitionen zurückhalten. Die Attacken Trumps gegen Ron DeSantis nannte Kilmeade „verrückt“.
Update vom Freitag, 11. November, 07.20 Uhr: Während der frühere US-Präsident Donald Trump von Unregelmäßigkeiten und Wahlmanipulation bei den Midterms spricht, geht das einflussreiche Medienimperium von Robert Murdoch in den USA auf deutliche Distanz. Das „Wall Street Journal“ bezeichnete Trump in seinem Leitartikel als den „größten Verlierer der Republikanischen Partei“. Trump sei bei den Wahlen 2018, 2020, 2021 und 2022 „gefloppt“. Die Boulevard-Zeitung „New York Post“ bezeichnete Trump in einer Karikatur als „Trumpty Dumpty“, der einen „tiefen Fall“ erlitten habe. Die Zeitung zitierte einen Experten, der erklärte, zwei Wörter könnten erklären, warum die Republikaner bei den Midterms enttäuscht hätten: „Donald Trump“.
Und auch Fox News – lange Zeit Donald Trumps Lieblingssender – fand harsche Worte für Trump und lobte dessen Rivalen Ron DeSantis in höchsten Tönen.„Der größte Gewinner der Midterms war ohne Zweifel Gouverneur DeSantis, dessen Erdrutschsieg im Bundesstaat Florida atemberaubend war“, schrieb Fox-News-Kolumnistin Liz Peek. „Der größte Verlierer? Donald Trump.“
+++ 22.35 Uhr: Während Clark County, Nevada, am Donnerstag mit der Auszählung der Stimmen fortfuhr, wies der Standesbeamte des Bezirks den jüngsten Versuch von Donald Trump zurück, dem Staat Wahlmanipulation vorzuwerfen. Trump sei offensichtlich „falsch informiert“, hieß es laut CNN.
Trump behauptete am Donnerstag auf seiner Social-Media-Plattform fälschlicherweise, Clark County habe „ein korruptes Wahlsystem“ und warnte den republikanischen Senatskandidaten Adam Laxalt, „vorsichtig zu sein“. Eine Grundlage für die Behauptung des Ex-Präsidenten gab es nicht.
+++ 18.25 Uhr: Mitch McConnell, Minderheitenführer im Senat, wollte nicht direkt antworten, als er von CNN gefragt wurde, ob er Donald Trump die Schuld für das überraschend schwache Ergebnis der Republikaner am Wahltag gebe. Stattdessen sagte er: „Nun, ich bin genau wie Sie alle, ich beobachte und warte darauf, dass die Auszählung der Stimmen beendet wird.“
+++ 16.05 Uhr: Mit Michael Lawler stellt sich der nächste Republikaner gegen Donald Trump. Seine Partei solle sich nach den Midterms „nach vorne bewegen“. Das gelte sowohl für das Programm als auch für die Personalien der „Grand Old Party“.
Update vom Donnerstag, 10. November, 14.55 Uhr: Mit Blick auf Georgia und eine wahrscheinliche Stichwahl bemühen sich die dortigen Republikaner um eine Abgrenzung von Donald Trump. Geoff Duncan ging mit seinem Parteifreund hart ins Gericht. „Es gibt keine Möglichkeit zu leugnen, dass Donald Trump am Dienstagabend gefeuert wurde“, so der Vizegouverneur des Bundesstaates. Die Zukunft der Partei sehe er in Personen wie Ron DeSantis.
Wahl in Georgia | |
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Raphael Warnock (Demokrat) | 49,2 % |
Herschel Walker (Republikaner) | 48,7 % |
Chase Oliver (Libertarian) | 2,1 % |
Erstmeldung vom Donnerstag, 10. November: Washington, D.C. - Das Wall Street Journal hielt mit seiner Kritik nicht hinterm Berg. Donald Trump sei der größte Verlierer der Republikaner bei den Midterms schrieb das konservative Blatt in einem Kommentar. Der frühere Präsident habe „die Wahlen 2022 verpfuscht“ und könnte den Demokraten „weitere zwei Jahre Kontrolle über den Senat“ geben: „Vielleicht werden jetzt die Republikaner das Verlieren satthaben.“
Der Kommentar steht sinnbildlich für die schlechte Meinung, die auch viele andere Medien des rechten Spektrums in den USA teilen. Dass seine Lieblingszeitung New York Post am Tag nach den Wahlen mit einem Bild des erfolgreichen Gouverneurs von Florida aufmachte und Ron DeSantis als Mann der Zukunft bezeichnete („DeFuture“) dürfte Trump das Frühstück endgültig verdorben haben. Auch die rechte Nachrichten- und Meinungsseite Daily Caller, einst von Tucker Carlson aus der Taufe gehoben, schloss sich den Lobeshymnen auf DeSantis an und sprach von einem „Hoffnungsschimmer inmitten der Trümmer“.
Das Bild auf Fox News war auch nicht anders. Die vor den Zwischenwahlen groß dort angekündigte „rote Welle“, die sich in den Tagen vor den Wahlen sogar zu einem „roten Tsunami“ entwickelte, blieb nämlich aus. Stattdessen beklagte man auf Fox News und in anderen Medien des TV-Tycoons Rupert Murdoch die „absolute Katastrophe“ der Midterms.
Doch nach wie vor ist alles drin - für beide Parteien. Vor allem die zweite Kammer des US-Kongresses bleibt hart umkämpft. In drei Bundesstaaten sind die Ergebnisse der Midterms nicht bekannt. In Georgia liegt der Demokrat Raphael Warnock knapp vor dem Republikaner Herschel Walker. Keiner der beiden Kandidaten wird aber über die im Staat vorgeschriebene Marke von 50 Prozent der Stimmanteile kommen. Das wiederum bedeutet, dass eine Stichwahl am 6. Dezember den Sieger ermitteln wird. (Quelle: CNN)
Der Schuldige an den an der Misere war schnell ausgemacht. Jacqui Heinrich, die für Fox News als Korrespondentin aus dem Weißen Hauses berichtet, zitierte eine anonyme republikanische Quelle, die Klartext redete: „Wenn es vorher noch nicht klar war, sollte es jetzt klar sein: Wir haben ein Trump-Problem.“
Dass die zahlreichen Niederlagen der von Trump unterstützten Kandidatinnen und Kandidaten bei den Abstimmungen den früheren Präsidenten mächtig unter Druck setzen, liegt jedenfalls klar auf der Hand. Tatsächlich könnte die offene Kritik an Trump, der die verhältnismäßig schlechten Ergebnisse herunterspielt, seine Pläne über den Haufen werfen, noch im November seine lang erwartete Präsidentschaftskampagne zu starten.
So forderte ihn ausgerechnet seine frühere Pressesprecherin Kayleigh McEnany auf, die geplante Ankündigung der Präsidentschaftskandidatur erst mal auf Eis zu legen. Wichtiger sei jetzt, alle Energien in die möglicherweise entscheidende Stichwahl am 6. Dezember in Georgia zu stecken. „2022 ist noch nicht vorbei“, so McEnany. „Wir müssen die Biden-Agenda zum Erliegen bringen. Und das kann direkt über Georgia gehen.“
Der Frage, ob Trump in Georgia für Herschel Walker Wahlkampf machen sollte, wich McEnahy aus, indem sie einen anderen Namen ins Spiel brachte: Ihrer Meinung nach sollte eher Ron DeSantis nach Georgia reisen, um Walker zu unterstützen. „Wir müssen den Senat gewinnen“, so McEnanhy. Und das geht aus ihrer Sicht mit dem Hoffnungsträger Ron DeSantis wohl besser als mit Donald Trump. (Christian Stör/afp)