Lobby-Eklat: Nach Amthors Entscheidung - ist seine CDU-Karriere jetzt vorbei? Kühnert plädiert für Rücktritt
Philipp Amthor (CDU) steht wegen Lobbyarbeit in der Kritik. Der stellvertretende SPD-Chef Kevin Kühnert würde Amthor zum Rücktritt auffordern.
- Der CDU-Abgeordnete Philipp Amthor hat sich nun öffentlich zu Lobbyismus-Vorwürfen gegen ihn geäußert.
- Er hat 2018 ein US-Start-up Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) empfohlen - scheinbar nicht ohne Gegenleistung.
- Mecklenburg-Vorpommerns CDU-Generalsekretär sieht Amthor dennoch als geeigneten Kandidaten für den Landesvorsitz.
- Amthor verlässt den U-Ausschuss zum Breitscheidplatz-Anschlag (Update vom 16. Juni, 21.42 Uhr).
Update vom 21. Juni, 8.22 Uhr: Kevin Kühnert, der stellvertretende SPD-Chef, hat den CDU-Bundestagsabgeordneten Philipp Amthor scharf kritisiert: „Wäre Amthor ein Sozialdemokrat, würde ich ihn zum Rücktritt (als Bundestagsabgeordneter) auffordern, weil er der Glaubwürdigkeit der Partei schweren Schaden zugefügt hätte“, sagte Kühnert der „Welt am Sonntag“. Jedoch müsse jede Partei selbst entscheiden, was sie in ihren Reihen akzeptiert. „Mein Eindruck ist, dass die Standards in der Union da deutlich niedriger sind.“
Lobby-Eklat: Nach Amthors Entscheidung - ist seine CDU-Karriere jetzt vorbei?
Update vom 20. Juni, 21.25 Uhr: Nach den schweren Lobbyismus-Vorwürfen steht Philipp Amthor stark in der Kritik. Eckhardt Rehberg, kommissarischer CDU-Landesparteichef von Mecklenburg-Vorpommern, sprach sich dennoch dafür aus, Amthor eine zweite Chance zu gewähren. „Man sollte, das ist meine Auffassung, so einem jungen Mann auch durchaus eine zweite Chance geben“, sagte Rehberg dem Deutschlandfunk am Samstag.
Was in fünf oder zehn Jahren sei, müsse heute nicht betrachtet werden. „Ich kenne auch andere Politiker von den Grünen oder der SPD, die in Affären verstrickt waren und wiedergekommen sind.“ Die Vorwürfe müssten jedoch aufgeklärt werden.

Dass der 27-jährige Bundestagabgeordnete am Freitag seine Kandiatur zum Landesvorsitz zurückgezogen hatte, begrüßte Rehberg. Amthor habe erkannt, dass die Vorwürfe der CDU und ihm selbst geschadet hätten. Rehberg forderte seinen Parteikollegen auf, offene Fragen, wie etwa die Finanzierung von Flugreisen, zu klären.
Mit Blick auf den neuen Kandidaten für das Amt, den Landrat Michael Sack, sagte Rehberg: „Ich muss nicht immer super prominent sein, in Talkshows aufgetreten sein, rhetorisch geschliffene Rede im Deutschen Bundestag gehalten haben, um die Voraussetzungen zu erfüllen, Landesvorsitzender der CDU in Mecklenburg-Vorpommern zu werden.“
Nach Amthors Rücktritt als Kandidat für den Landesvorsitz: Michael Sack ist neuer Kandidat
Michael Sack kennt Amthor schon seit vielen Jahren. Die Situation sei speziell, sagte Sack der Ostsee-Zeitung am Samstag. „Ich kenne Philipp, seit er mit 13, 14 Jahren bei uns in Vorpommern im CDU-Büro gesessen hat und als Schülerpraktikant anfing. Und er hat mich 2018 in meinem Landratswahlkampf unterstützt.“
Sack wurde am Freitagabend vom Landesvorstand als Kandidat für den Parteivorsitz nominiert. Der überraschende Personalvorschlag ging offenbar auf Rehbergs Initiative zurück. Sack ist bislang der einzige Kandidat für den Posten. Der Bundestagsabgeordnete Philipp Amthor hatte am Freitag den Verzicht seiner Kandidatur erklärt. In der vergangenen Woche hatte die Landesjustizministerin Katy Hoffmeister ihre Kandidatur zurückgezogen und damit den Weg frei gemacht für Amthor.
Lobby-Eklat: Nach Amthors Entscheidung - ist seine CDU-Karriere jetzt vorbei? Parteifreund bleibt doppeldeutig
Update vom 20. Juni, 08.19 Uhr: Die Entscheidung Philipp Amthors (CDU), nicht für den Landesvorsitz seiner Partei in Mecklenburg-Vorpommern zu kandidieren, wurde in der Partei mit Respekt aufgenommen. Trotzdem fordern Parteifreunde weiter umfassende Aufklärung - so auch Eckhardt Rehberg (CDU), der derzeit die CDU in Mecklenburg-Vorpommern kommissarisch leitet.
Unter anderem müsse nun geklärt werden, wer die Reisen Amthors bezahlt habe, sagte Rehberg im Deutschlandfunk. Mit der Entscheidung dürfte die Karriere von Amthor zumindest vorerst gestoppt sein. Rehberg will sie aber noch nicht für beendet erklären. Dem Deutschlandfunk sagte er, dass auch Politiker anderer Parteien nach Skandalen wiedergekommen seien - und Amthor sei „ein junger Mann“.
Philipp Amthor (CDU) will nicht für Parteivorsitz in Mecklenburg-Vorpommern kandidieren
Update vom 19. Juni, 20.07 Uhr: Der zuletzt von Lobbyismus-Vorwürfen schwer getroffene CDU-Politiker Philipp Amthor wird nicht für den Landesvorsitz seiner Partei in Mecklenburg-Vorpommern kandidieren. Das wurde am Freitag nach einem Treffen des Landesvorstands mitgeteilt. Damit zog Amthor Konsequenzen aus den Anschuldigungen gegen seine Person. An seiner Stelle wird der Kommunalpolitiker Michael Sack für den Landesvorsitz antreten.
Die Opposition im Bundestag hatte Amthor kurz zuvor scharf kritisiert. In einer von der Linken beantragten Aktuellen Stunde warf deren Fraktionschef Dietmar Bartsch dem CDU-Mann am Freitag vor, er habe „völlig die Bodenhaftung verloren“. Er habe mit seinem Verhalten der Politik, dem Bundestag und seiner Heimat Mecklenburg-Vorpommern geschadet. „Wie konnte bei einem Mann von der Küste der Kompass nur so versagen?“ Es gebe immer noch viele offene Fragen, sagte Bartsch. „Der Mann muss endlich mal reinen Tisch machen.“ Dass er nicht an der Debatte teilnehme, sei „wirklich feige“.

Der Erste Parlamentarische Geschäftsführer der FDP-Fraktion, Marco Buschmann, sagte über das Verhalten des CDU-Politikers: „Das ist unanständig. Und das gefährdet auch das Ansehen unserer Arbeit, das gefährdet das Ansehen der Demokratie.“ Die Erste Parlamentarische Geschäftsführerin der Grünen-Fraktion, Britta Haßelmann, äußerte sich ähnlich. Nach wie vor sei nicht aufgeklärt, ob Amthor für seine Lobbytätigkeit einen Vorteil oder eine Gegenleistung erhalten habe, die auch heute schon nach dem Abgeordnetengesetz nicht erlaubt sei. „Das ist ein großer Fehler.“ Marco Buschmann und Britta Haßelmann äußerten sich auch in der Debatte um die Wahlrechtsreform. Die Zahl der Bundestagsabgeordneten soll begrenzt werden.
Fall Amthor: Nun äußert sich Merz zu seinem politischen Freund - „Ich hoffe ...“
Update vom 18. Juni, 16.16 Uhr: Der Kandidat für den CDU-Vorsitz, Friedrich Merz, hat das Verhalten seines Parteifreundes Philipp Amthor kritisiert und als „Mist“ bezeichnet. „Man darf nicht seinen Briefbogen als Abgeordneter verwenden, wenn man um Unterstützung für ein Unternehmen bittet, dem man geschäftlich verbunden ist“, sagte der Wirtschaftspolitiker Focus Online. Da habe Philipp Amthor offenbar der Instinkt verlassen. „Er hat einfach Mist gemacht.“
Merz sagte, er sei immer der Meinung gewesen, dass man „als einfacher Abgeordneter“ in „begrenztem Umfang berufliche Tätigkeiten ausüben“ dürfe. „Aber es braucht dann volle Transparenz. Das Abgeordnetenmandat mit beruflichen Tätigkeiten zu verquicken - das geht nicht.“

Merz gilt als politischer Freund Amthors. Am Aschermittwoch war der frühere Unions-Fraktionschef beim Traditionellen Heringsessen im Wahlkreis des 27-Jährigen Bundestagsabgeordneten in Ueckermünde in Mecklenburg-Vorpommern aufgetreten.
Merz sagte, er bedaure sehr, was passiert sei, weil er Amthor „als Menschen, als Abgeordneten und auch als Typ“ schätze. „Ich hoffe, dass er die Sache aufklärt und seine politische Arbeit danach fortsetzen kann.“
Fall Amthor: CDU-General spricht über Folgen der Lobby-Vorwürfe - und hat düstere Prophezeiung
Update vom 17. Juni, 20.07 Uhr: Philipp Amthor hat sich mit seiner Beziehung zum US-Start-up „Intelligence“ keinen Gefallen getan. Der junge CDU-Politiker steht massiv wegen einer möglichen Vorteilnahme in der Kritik. Allen voran die SPD fordert nun spürbare Konsequenzen (siehe unten).
Aus den eigenen Reihen weht dem 27-Jährigen ein erwartbar milderer Wind entgegen. „Er hat den Fehler zugegeben und nicht lange drumrum geredet. Das nehme ich ihm als Reue ab“, nimmt Mecklenburg-Vorpommerns CDU-Generalsekretär Wolfgang Waldmüller seinen Parteifreund in Schutz.
Waldmüller ist sich sicher, Philipp Amthor genieße auch nach der Affäre weiterhin Rückhalt in der Landespartei. Die Mehrzahl der Kreisverbände habe ihm ihre Unterstützung zugesichert. Amthor sei weiterhin der geeignete Kandidat für den Landesvorsitz.
Trotzdem hebt der Politiker den mahnenden Zeigefinger. Weitere Verfehlungen dürften auf keinen Fall zum Vorschein kommen. „Dann wird es schwer für ihn“, prophezeit er Philipp Amthor.
Philipp Amthor: Lobby-Vorwürfe - SPD fordert Konsequenz für alle Abgeordneten
Update vom 17. Juni, 9.29 Uhr: Die Lobbyismus-Vorwürfe an den CDU-Bundestagsabgeordneten Philipp Amthor treiben die deutsche Politik weiter um: Die SPD fordert nun, dass die Parlamentarier künftig auch Aktienoptionen als Nebeneinkünfte anzeigen müssen. Die Pflicht dazu sei „sehr erstrebenswert“, sagte der SPD-Obmann im Geschäftsordnungsausschuss, Matthias Bartke, der Zeitung Die Welt. Der Fall Amthor zeige, „dass die bestehenden Regeln zu den Anzeigepflichten reformbedürftig sind“.
Laut Spiegel prüft inzwischen auch die Generalstaatsanwaltschaft Berlin, ob im Fall Amthor ein Anfangsverdacht der „Bestechlichkeit und Bestechung von Mandatsträgern“ vorliegt. Hintergrund sei eine entsprechende Strafanzeige gegen Amthor, die bei der Berliner Justiz eingegangen ist. Den Fall Amthor nahmen SPD und Grüne überdies zum Anlass, die Union aufzufordern, ihren Widerstand gegen das seit langem geforderte Lobbyregister aufzugeben:
Nach Lobbyismus-Vorwürfen: Amthor zieht erste Konsequenz bei Untersuchungsausschuss
Update vom 16. Juni, 21.42 Uhr: Nach den jüngsten Lobbyismusvorwürfen zieht CDU-Politiker Philipp Amthor erste Konsequenzen: Er verlässt den Untersuchungsausschuss des Bundestags zum Terroranschlag auf dem Berliner Breitscheidplatz. Das erfuhr die dpa am Dienstag aus Kreisen der Unionsparteien in Berlin. Zuvor hatte die Neue Osnabrücker Zeitung darüber berichtet.
Den Rückzug hatte zuvor unter anderem Grünen-Chef Robert Habeck gefordert. Amthor sei erkennbar „ein Buddy“ von Ex-Verfassungsschutz-Chef Hans-Georg Maaßen, hatte er erklärt. Ihm sei nicht klar, wie unter diesen Umständen eine neutrale Befragung möglich sein solle. Der Spiegel hatte zuvor auch ein Foto gezeigt, auf dem Amthor mit Maaßen posiert.
Philipp Amthor (CDU): Unions-Politiker sauer - Forderung nach Konsequenzen
Update vom 16. Juni, 11.30 Uhr: Nach Lobbyismus-Vorwürfen gegen CDU-Politiker Philipp Amthor, erfährt der 27-Jährige Kritik aus den eigenen Reihen. „Es wird sicherlich ein Gespräch geben, um den Sachverhalt zu klären“, sagte der Parlamentarische Geschäftsführer der Union, Michael Grosse-Brömer (CDU) gegenüber der Zeitung Welt.
Auch der kommissarische Landesvorsitzende der CDU in Mecklenburg-Vorpommern,Eckhardt Rehberg äußerte sich kritisch: „Das war nicht gerade klug und clever, was er gemacht hat“, sagte er bei Bild Live.
Der Landesvorstand wird am Freitag über die Angelegenheit beraten. Amthor strebt den CDU-Landesvorsitz in Mecklenburg-Vorpommern an, seine einzige Mitbewerberin zog sich vor wenigen Tagen zurück.
CDU: Erneut Zweifel an Amthor - Habeck fordert Rücktritt aus Untersuchungsausschuss
Update vom 15. Juni, 18.30 Uhr: Der CDU-Politiker Philipp Amthor sollte aus Sicht von Grünen-Chef Robert Habeck den Untersuchungsausschuss des Bundestags zum Terroranschlag auf dem Berliner Breitscheidplatz verlassen. Er erwarte von der Führung der Union, dass sie Amthor aus dem Untersuchungsausschuss abziehe, sagte Habeck am Montag in Berlin. Dort solle auch der ehemalige Verfassungsschutzchef Hans-Georg Maaßen befragt werden, der „erkennbar ein Buddy von Philipp Amthor ist“, sagte Habeck, „so dass ich nicht sehen kann, wie da eine neutrale Befragung möglich sein sollte“. Wenn Amthor nicht selbst handele, müsse die Fraktionsführung der Union das tun.
Amthor steht in der Kritik, weil er sich für das US-Unternehmen Augustus Intelligence eingesetzt hatte. Er hat das inzwischen selbst als einen „Fehler“ bezeichnet: Er habe seine Nebentätigkeit zwar offiziell angezeigt, sich aber „politisch angreifbar“ gemacht. Im Bericht des Magazins „Spiegel“ darüber geht es auch um ein Foto, das Amthor unter anderem mit Maaßen zeigt.
Alle offenen Fragen in dem Fall müssten „lückenlos aufgeklärt werden“, forderte Habeck. Ob der 27-Jährige persönliche Konsequenzen ziehe und sein Bundestagsmandat niederlege, müsse er „selber wissen“. Der Grünen-Vorsitzende bekräftigte die Forderung nach einem Lobbyregister, über das sich nachvollziehen lasse, welche Verbände oder Unternehmen Gesetze und Verordnungen geprägt haben und wer welchen Zugang zu Ministerien und Abgeordneten hat.
Der Obmann der FDP-Fraktion im Amri-Untersuchungsausschuss, Benjamin Strasser, sagte, die Union solle sich „ernsthaft überlegen, Philipp Amthor aus dem Untersuchungsausschuss abzuziehen“. Bei solchen engen persönlichen und geschäftlichen Verquickungen mit handelnden Personen wie Hans-Georg Maaßen sei „eine unbefangene und kritische Befragung nicht denkbar“. Auch bei den Linken waren solche Bedenken laut geworden.
Lobbyismus-Vorwürfe gegen Amthor: SPD-Mann legt ihm Rücktritt nahe
Update vom 14. Juni: Die Kritik am Verhalten des CDU-Bundestagsabgeordneten Philipp Amthor aus Mecklenburg-Vorpommern nimmt zu. „Es reicht nicht, einfach von einem Fehler zu sprechen und zu versuchen, zur Tagesordnung überzugehen. Das ist inakzeptabel“, sagte SPD-Fraktionsvize Katja Mast am Sonntag. Bundestagsabgeordnete hätten eine besondere Vorbildfunktion. „Wir erwarten, dass die Causa Amthor vollumfänglich aufgeklärt wird.“
Schleswig-Holsteins SPD-Fraktionschef Ralf Stegner legte Amthor den Rücktritt nahe, sollte er die Vorwürfe nicht entkräften können. „Wem Käuflichkeit vorgeworfen wird, der muss das ausräumen, wenn er Bundestagsabgeordneter bleiben will, anstatt darüber nachzudenken, neue Ämter wie den CDU-Landesvorsitz und die Spitzenkandidatur in Mecklenburg-Vorpommern anzustreben“, sagte er dem Berliner Tagesspiegel.
Wie der Spiegel berichtete, hatte Amthor für die Firma Augustus Intelligence Lobbyarbeit betrieben und im Herbst 2018 mit einem Brief an Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) um politische Unterstützung gebeten. Der Entwurf des Schreibens wurde dem Nachrichtenmagazin zufolge auf Briefpapier des Bundestags verfasst und kursierte vor Versenden im Unternehmen.
Philipp Amthor wegen möglichem Lobbyismus unter Druck - CDU-Mann Hirte könnte in die Affäre gezogen werden
Das Wirtschaftsministerium gibt an, mit der Firma nicht über Kooperationen oder Fördergelder gesprochen zu haben. Amthor und die Geschäftsführung seien am 26. November 2018 zu einem Gespräch empfangen worden, teilte das Ministerium der Welt mit. „Themen des Termins waren eine kurze Unternehmensvorstellung sowie ein Austausch über Entwicklungen im Bereich Künstliche Intelligenz und Blockchain. Es wurden weder Kooperationen noch Fördergelder besprochen oder später vereinbart.“ Folgetermine gab es demnach keine.
Ausweislich einer älteren Regierungsantwort zu dem Treffen hatte es aber auch schon vier Tage vorher ein Gespräch gegeben, beide führte der damalige Parlamentarische Staatssekretär Christian Hirte (CDU). Auch er - der selbst als Thüringer CDU-Chef im Gespräch ist - gerät nun in den Fokus. Thüringens linker Ministerpräsident Bodo Ramelow twitterte: „Nicht käuflich aber bezahlbar? Mindestens aber berechenbar - für eine Handvoll Aktienoptionen und Direktorenpöstchen gibt's halt Gespräche mit der Bundespolitik. Lieber Herr Christian Hirte kannten Sie die Hintergründe? Wussten Sie von den Verbindungen? Wie ist Ihre Bewertung?“
Fall Amthor: Grüne und Kühnert dringen jetzt auf Lobby-Register
Die Parlamentarische Geschäftsführerin der Grünen-Bundestagsfraktion, Britta Haßelmann, forderte grundsätzliche Reformen. „Der Einfluss von Lobbyismus auf die Politik ist da. Das zeigt jetzt auch wieder der Fall Amthor“, sagte sie der Deutschen Presse-Agentur. „Ein verbindliches, gesetzliches Lobbyregister ist überfällig, klarere Veröffentlichungspflichten bei Nebentätigkeiten und ein legislativer Fußabdruck bei Gesetzgebungsverfahren sind dringend notwendig.“
SPD-Vize Kevin Kühnert forderte die Union auf, ihren Widerstand gegen ein Lobbyregister umgehend aufzugeben. „CDU und CSU müssen ihre jahrelange Blockade beenden und den Weg für mehr Transparenz endlich frei machen“, sagte er dem Tagesspiegel.
Philipp Amthor: „Ich bin nicht käuflich“ - Lobbyismus-Vorwurf wegen Arbeit für Augustus Intelligence

Erstmeldung vom 13. Juni: Berlin - Der CDU-Abgeordnete Philipp Amthor hat nun öffentlich Fehler im Zusammenhang mit Lobbyarbeit für das New Yorker Unternehmen Augustus Intelligence eingestanden. Auf seiner Facebook-Seite räumt er ein: „Es war ein Fehler“.
Für das Start-up aus den USA hatte der 27-jährige Unionspolitiker in einem Brief an Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) geworben - und das scheinbar nicht ohne Gegenleistung. Zuvor hatte der Spiegel berichtet. Der Entwurf des Schreibens, der dem Magazin vorliegt, sei im September 2018 auf dem Briefpapier des Deutschen Bundestags verfasst worden und vor dem Versenden im Unternehmen kursiert. Darin habe Amthor das Start-up gelobt und Altmaier um politische Unterstützung gebeten. Das Schreiben sei am 2. Oktober im Wirtschaftsministerium eingegangen.
Amthor entschuldigt sich auf Facebook: CDU-Nachwuchstalent legt Posten nieder
Auf seiner Facebook-Seite schreibt Amthor nun, er habe sich damit „politisch angreifbar“ gemacht. Und weiter: „Mein Engagement für das Unternehmen entspricht rückblickend nicht meinen eigenen Ansprüchen an die Wahrnehmung meiner politischen Aufgaben.“ Er habe Konsequenzen gezogen und seine Nebentätigkeit beendet.
Bereits Mitte 2018 habe es laut Recherchen des Spiegel in der internen Kommunikation der Firma geheißen, dass der Politiker „gut für uns“ sein werde. Für den Brief hätten Mitarbeiter Amthor gefeiert: Er sei „ein geiler Typ“ habe es geheißen, „wir müssen uns echt bei ihm bedanken“. Zwei Monate später sollen Augustus-Manager demnach gemeinsam mit Amthor zweimal den damaligen Parlamentarischen Staatssekretär im Wirtschaftsministerium, Christian Hirte, getroffen haben.
Philipp Amthor (CDU) bekam Aktienoptionen von Augustus - er räumt auf Facebook „Fehler“ ein
Amthor, der sich selbst einmal mit dem britischen Premier Boris Johnson verglichen hatte, hat von seinem Einsatz für das Unternehmen laut Spiegel womöglich persönlich profitiert. Er habe mindestens 2817 Aktienoptionen bekommen und bekleide einen Direktorenposten. Amthor habe außerdem Reisen und Aufenthalte in teuren Hotels mit Augustus-Mitarbeitern unternommen. Auf Spiegel-Anfragen, wer die Kosten getragen habe, habe Amthor nicht geantwortet.
Dem Spiegel zufolge sollen auch der ehemalige Verfassungsschutzchef Hans-Georg Maaßen, der frühere BND-Chef August Hanning sowie der ehemalige Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg Verbindungen zu dem Unternehmen und dessen Gründern haben.
„Ich bin nicht käuflich“, schreibt Amthor in seiner Facebook-Entschuldigung. Doch diese Aussage steht in Kritik. „Wenn jemand Lobbyarbeit für ein Unternehmen betreibt, von dem er später Aktienoptionen und einen Direktorenposten erhält, erweckt das den Eindruck der Käuflichkeit“, erklärte der Vorsitzende von Transparency Deutschland, Hartmut Bäumer. Eine Entschuldigung reiche im Fall Amthor nicht aus, Transparency International fordere eine „lückenlose Aufklärung“. Auch eine „strafrechtliche Relevanz“ sei möglich. Auf jeden Fall müssten die bisherigen Anzeigepflichten für Bundestagsabgeordnete verschärft werden.
Kritik kommt auch vonseiten der Jusos. So schreibt Ben Schneider, stellvertretender Vorsitzender der SPD Marzahn-Nord, auf Twitter, dass Amthor seinen Fehler nicht aufgrund von Einsicht eingestanden hätte - sondern vielmehr, weil er „erwischt wurde“. „Das ist kein Rückgrat. Das ist Opportunismus“, wettert Schneider.
Lobbyismus-Skandal um Philipp Amthor (CDU)? Politiker räumt Fehler ein
Amthor gilt in der CDU als Nachwuchstalent. Knapp anderthalb Jahre vor der Landtagswahl in Mecklenburg-Vorpommern hat er gute Chancen auf den Parteivorsitz in dem Bundesland. Der Landes-CDU fehlt nach dem überraschenden Rücktritt des Landesvorsitzenden Vincent Kokert seit März eine gewählte Parteispitze. Amthor ist derzeit der einzige Kandidat für den Landesvorsitz. Ein Wahlparteitag könnte laut Amthor im August stattfinden. Er schließt auch eine Spitzenkandidatur zur Landtagswahl nicht aus. Laut einer Umfrage überholte die CDU in Mecklenburg-Vorpommern zuletzt die von Ministerpräsidentin Manuela Schwesig geführte SPD in der Wählergunst deutlich.
Amthor hatte im vergangenen Jahr auch mit seiner entschiedenen Haltung gegen die schwedische Klimaschutzaktivistin Greta Thunberg auf sich Aufmerksam gemacht. Empörung erntete er jüngst für Aussagen über das NS-Vernichtlungslager Auschwitz. Auch gilt er als Freund des ehemaligen Verfassungsschutzchefs Hans-Georg Maaßen im ZDF-Talk Markus Lanz äußerte er sich dazu - und wurde von den eigenen Kollegen verspottet.