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Supermarkt: Immer mehr Marken führen Verbraucher hinters Licht – „Fiese Trickserei“

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Von: Patricia Huber

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Immer mehr Lebensmittelhersteller verringern ihre Produktgröße – der Preis bleibt gleich. Die versteckte Preiserhöhung führt Verbraucher hinters Licht.

München/Bonn – Die Preise für Lebensmittel und Co. steigen immer weiter. Die Inflationsrate ist laut Berechnungen des Statistischen Bundesamts weiterhin hoch. Doch nicht immer ist die Teuerung für Verbraucher auf den ersten Blick sichtbar. Besonders im Supermarkt lauern hier Preis-Fallen. Mit der sogenannten Shrinkflation werden die steigenden Preise durch die Hersteller geschickt vertuscht.

Höhere Kosten: Höhepunkt der Shrinkflation-Welle noch nicht erreicht

Erst kürzlich machte der Gummibärchen-Pionier Haribo genau damit Schlagzeilen. Der Bonner Süßwaren-Produzent hat angekündigt, die Packungsgröße der Goldbären zu verkleinern – doch der Preis bleibt gleich. Heißt also: Für 99 Cent erhält man künftig nur noch 175 statt 200 Gramm Goldbären. Daher kommt auch der Begriff Shrinkflation, der sich aus dem englischen Begriff für Schrumpfen und dem Wort Inflation zusammensetzt.

Nicht nur Haribo argumentiert die Änderung mit höheren Kosten in der Herstellung. Viele Firmen haben bereits erklärt, dass die Folgen des Ukraine-Krieges und der Coronavirus-Pandemie zu stark gestiegenen Kosten geführt haben. Armin Valet, Experte für Lebensmittel der Verbraucherzentrale Hamburg, erklärt gegenüber dem Handelsblatt: „Die Shrinkflation-Welle wird erst in einem halben Jahr richtig spürbar.“ Das liegt daran, dass die Umstellung von Verpackungsgrößen und Füllmengen nicht von heute auf morgen möglich ist.

Für Verbraucher ist dieses Vorgehen ärgerlich. Schließlich ist die Preiserhöhung somit nicht sofort erkennbar. Die Preise der Lieblingsprodukte kennt man schließlich eher, als die genaue Füllmenge. „Den wenigsten Käufern fällt auf, wenn die Tafel Schokolade nur noch 90 statt 100 Gramm hat oder statt zehn nur noch neun Taschentücher in der Packung sind“, erklärt Konsumgüterexperte Christoph Treiber dem Handelsblatt.

Doppelt getrickst: Kleinere Verpackung und höherer Preis

Verbraucherschützer Valet macht klar, dass die „Shrinkflation“ nicht verboten sei. „Eine fiese Trickserei, mit der Verbraucher hinters Licht geführt werden sollen, ist das trotzdem“, sagt er. Doch es geht noch schlimmer: Viele Hersteller verkleinern nämlich die Packungsgröße und erhöhen noch zusätzlich den Preis.

Das Handelsblatt hat hierzu auch Beispiele ermittelt. So schrumpfte beispielsweise die Weichspüler der Marke Vernel die Verpackung von 900 auf 850 Milliliter, während der Preis im Supermarkt von 1,79 Euro auf 1,99 Euro stieg. Genauso vorgegangen ist der Snack-Hersteller Intersnack bei den Ültje-Erdnüssen, oder aber auch Kleenex mit seinen Kosmetiktüchern in der Würfelbox. Die Preise sind gestiegen oder gleich geblieben, während die Verpackungsgröße geschrumpft ist.

Das waren jedoch noch nicht alle Tricks, mit denen Hersteller die Käufer hinters Licht führen. Eine beliebte Methode ist es auch, die Rezeptur der Produkte zu ändern. So werden teure Inhaltsstoffe durch billigere ersetzt. Die Qualität sinkt, der Preis bleibt gleich. (ph)

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