Schlag gegen Sprenger von Geldautomaten – Liste zeigt die Tatorte in BW
Ermittlern ist ein Schlag gegen eine Bande von Geldautomatensprengern gelungen. Ihnen werden über 50 Taten zur Last gelegt – fünf davon auch in der Metropolregion Rhein-Neckar.
Süddeutschen Ermittlern ist ein Schlag gegen eine niederländische Bande gelungen, die hierzulande mehr als 50 Geldautomaten gesprengt und dabei 5,2 Millionen Euro erbeutet haben soll. „Es handelt sich hierbei um eine der größten Aktionen gegen Geldautomatensprenger in den Niederlanden“, teilten die Landeskriminalämter Bayern und Baden-Württemberg sowie die Staatsanwaltschaft Bamberg gemeinsam am Donnerstag (2. Februar) in München mit.
Mit Ausnahme eines Falls in Thüringen hatten sich die seit November 2021 aktiven Täter nach aktuellem Ermittlungsstand stets Geldautomaten in den beiden süddeutschen Bundesländern ausgesucht. Am Montag (30. Januar) hatten die Beamten bei einer Razzia in den niederländischen Provinzen Utrecht und Limburg sowie in Belgien in Zusammenarbeit mit der dortigen Polizei 16 Gebäude durchsucht. Dabei wurden neun per Haftbefehl gesuchte Männer im Alter von 25 bis 41 Jahren festgenommen. Nach drei weiteren wird aktuell noch gefahndet.
Schlag gegen Geldautomatensprenger – vier Taten in Heidelberg, Mannheim und Region
Die erste Sprengung eines Geldautomaten führte die Bande laut Ermittlern am 5. November 2021 im Unterallgäu durch. Dabei brachen die Täter zunächst den Automaten mit einem Brecheisen auf und setzten anschließend Festsprengstoff ein, um an das Geld zu gelangen. Als Fluchtfahrzeug nutzten sie einen dunklen Audi RS6 Avant. Das Vorgehen war in den Folgefällen auffallend ähnlich, auch bei der ersten Automatensprengung der Bande am 10. November in Baden-Württemberg (Wolpersthausen).
Ingesamt 51 Taten werden der Bande in Deutschland zur Last gelegt, 17 davon sollen die neun Männer mit niederländischer, marokkanischer, afghanischer, türkischer und rumänischer Staatsangehörigkeit in Baden-Württemberg verübt haben. Darunter sollen auch mehrere Automatensprengungen in Heidelberg, Mannheim und dem Rhein-Neckar-Kreis sein.

In Bad Rappenau sprengten die Täter am 9. Dezember 2021 ein Loch in die Hauswand, in der eine Filiale der Volksbank untergebracht ist. Am 17. Dezember 2021 schlugen die mutmaßlichen Täter im Gewerbegebiet in Heidelberg-Rohrbach zu, wenige Wochen später sprengten sie einen Geldautomaten in Walldorf auf. Mitte 2022 waren sie wohl dann erneut in der Region am Werk. Am 26. Mai brachten sie einen Geldautomaten in einer Bank in Sinsheim-Reihen zur Explosion. Am 17. Juli wurden Anwohner der BB-Bank in Mannheim-Feudenheim durch einen lauten Knall aus dem Schlaf gerissen. Hier wurden die Täter bei der Flucht gefilmt.
17 Geldautomaten in Baden-Württemberg gesprengt – Liste zeigt alle Tatorte
Das Landeskriminalamt hat aufgelistet, an welchen Orten in Baden-Württemberg die mutmaßlichen Geldautomatensprenger seit Ende 2021 am Werk waren:
- Wolpertshausen
- Aalen-Ebnat
- Bad Rappenau-Bonfeld
- Heidelberg-Rohrbach
- Walldorf
- Karlsbad-Langensteinbach
- Bondorf
- Sinsheim-Reihen
- Westhausen
- Mannheim-Feudenheim
- Möckmühl
- Sindelfingen
- Gerlingen
- Neuhausen auf den Fildern
- Empfingen
- Bretzfeld
- Kappel-Grafenhausen
Bei den Taten sprengten sich die Täter „völlig rücksichtslos den Weg zum Geld frei, riskieren das Leben unbeteiligter Menschen und zerstören Gebäude“, so Baden-Württembergs Innenminister Thomas Strobl (CDU) anlässlich der Festnahmen. Der Sachschaden sei dabei regelmäßig höher als die Beute. Bei der aktuellen Serie in Deutschland beläuft er sich den Angaben zufolge auf 6,5 Millionen Euro.
Durch das Aufsprengen der Geldautomaten im Südwesten verursachten die Täter nach Angaben des Landeskriminalamts einen Sachschaden von rund 2,7 Millionen Euro. Aus den Automaten erbeuteten die Tatverdächtigen etwa 1,8 Millionen Euro.
Ermittler werfen Geldautomatensprengern in zehn Fällen versuchte Tötung vor
Bei den Durchsuchungen in Belgien und der Niederlande konnten die Fahnder mehrere zehntausend Euro Bargeld, Maskierungsgegenstände, Luxuskleidung und Luxusuhren sicherstellen. In einer Garage in Roermond fanden sie zudem ein mutmaßliches Tatfahrzeug, Audi RS6, und mehrere vorgefertigte Sprengpacks.
An der Razzia in den Niederlanden und in Belgien waren insgesamt mehr als 270 Einsatzkräfte und mehrere Staatsanwälte und Richter beteiligt. Die festgenommenen Personen werden vor Ort einem Haftrichter vorgeführt. Die Staatsanwaltschaft Bamberg hat die Auslieferung nach Deutschland beantragt.
Den mutmaßlichen Tätern werden unter anderem schwerer Bandendiebstahl, Herbeiführen einer Sprengstoffexplosion und Zerstörung eines Bauwerkes in mehreren Fällen vorgeworfen. Aufgrund des skrupellosen Vorgehens ermittelt die Staatsanwaltschaft Bamberg in zehn Fällen auch wegen versuchter Tötung. (rmx mit Material von dpa)