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Größere Kita-Gruppen in BW: Land erlaubt Ausnahmen – so viele Kinder sind jetzt zulässig

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Von: Peter Kiefer

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Stuttgart - In den Kitas im Südwesten gibt es akuten Personalmangel – bei steigendem Bedarf der Eltern an Kinderbetreuung. Die Politik will das mit einer Ausnahmeregelung auszubalancieren:

Es musste ja so kommen. Das Land Baden-Württemberg reagiert auf die alarmierende Lage in den Kitas und macht Abstriche bei Standards in der Kinderbetreuung. Es könne wie in der Corona-Pandemie wieder größere Gruppen geben, so Kultus-Staatssekretär Volker Schebesta (CDU) gegenüber der Deutschen Presse-Agentur in Stuttgart.

In Baden-Württemberg: Standards bei Kinder-Betreuung wegen Personalmangels gekippt

Die Ausnahmeregelung sehe vor, dass die Höchstgruppenstärke im Ausnahmefall um bis zu zwei Kinder überschritten werden kann. „Die Änderung der Verordnung ist aber auf das laufende Kitajahr begrenzt“, erklärte Schebesta. Der Entwurf gehe jetzt noch in die Anhörung bei Verbänden und Kommunen.

Gemeinde-, Städte- und Landkreistag hatten zuvor massiv Druck auf das Land gemacht, wieder Ausnahmen bei der Gruppengröße zuzulassen. Der dramatische Fachkräftemangel erlaube es nicht mehr, die bisherigen Standards einzuhalten und den Rechtsanspruch auf einen Kitaplatz zu erfüllen. Die Kommunen reagierten damit auf die Weigerung des Landes, die Sonderregeln für den Personalschlüssel und die Gruppengröße aus der Corona-Zeit zu verlängern. Daraufhin hatte Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) weitere Erleichterungen angekündigt.

Kita
Eine Betreuerin geht mit mehreren Kleinkindern auf einem Bürgersteig. © Peter Kneffel/dpa/Symbolbild

Nun hat das Kultusministerium das in eine Verordnung gegossen, die der dpa vorliegt. Demnach muss bei der Ausnahmeregelung gesichert sein, dass der Mindestpersonalschlüssel ohne Aufnahme der zusätzlichen Kinder eingehalten wird. Zudem muss die Aufsichtspflicht gewährleistet und die besonderen Bedürfnisse von behinderten Kindern berücksichtigt werden. Um die Gruppengröße erhöhen zu können, muss der Träger der Kita dies nur dem Landesjugendamt anzeigen.

Corona, Gruppe und Ukraine-Geflüchtete verschärfen Kita-Krise in BW

Schebesta hatte im Sommer noch argumentiert, man habe Sorge, dass Erzieher wegen der Belastung durch zu große Gruppen ihren Job aufgeben könnten. Mit der Ausnahmeregelung versuche das Ministerium den hohen Betreuungsbedarf der Eltern und die Belastung der Fachkräfte auszubalancieren, hieß es jetzt. Zuletzt hat Winfried Kretschmann heftige Kritik vom Lehrerverband VBE bekommen.

Die Lage verschärfte sich, weil Erzieher wegen Corona oder Grippe ausfallen. Hinzu kommt, dass viele geflüchtete Kinder aus der Ukraine betreut werden müssen. Erst am 8. Oktober hat es in Mannheim eine Demo gegeben, weil angeblich künftig bis zu 50 Kinder pro Kita-Gruppe drohen. Zwei Landtagsabgeordnete der Grünen haben daraufhin Klartext gesprochen.

Personalmangel in Kitas in BW: Zwei nicht-pädagogische Kräfte ersetzen einen fehlenden Erzieher

Schon seit 1. September gilt, dass fehlende Erzieher durch die doppelte Zahl an nicht-pädagogischen Kräften ersetzt werden können. Allerdings darf der Mindestpersonalschlüssel um nicht mehr als 20 Prozent unterschritten werden. Um besser auf Krankheitswellen reagieren zu können, gibt es auch eine flexiblere Vertretungsregelung: Fällt eine Fachkraft durch Krankheit aus, kann sie für maximal acht Wochen durch eine Zusatzkraft ersetzt werden.

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Die Kommunen halten die Abstriche für verkraftbar. Zuletzt hatte eine Studie der Bertelsmann Studie ergeben, dass das Verhältnis Kinder pro Kita-Fachkraft bundesweit spitze ist. In den Kinderkrippen habe sich der Personalschlüssel zuletzt weiter verbessert, eine Erzieherin kümmere sich im Durchschnitt um 2,9 Kinder. In Kindergärten kümmerte sich zuletzt eine Fachkraft um rechnerisch 6,5 Kinder. Die Studie hatte aber auch ergeben, dass im kommenden Jahr 57.600 Kitaplätze fehlen, weil der Bedarf der Eltern steigt. (dpa/pek)

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