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Mit dem singenden Busfahrer Karlheinz (57) auf Tour durch Ludwigshafen!

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Von: Klaudia Kendi-Prill

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Mit dem singenden Busfahrer Karlheinz Hölle auf Tour durch Ludwigshafen.
Mit dem singenden Busfahrer Karlheinz Hölle auf Tour durch Ludwigshafen. © LUDWIGSHAFEN24 /Klaudia Prill

Ludwigshafen - „Also in meinem Leben hab ich ja schon viel erlebt, aber so etwas noch nicht!“ staunt ein Fahrgast in der Linie 4. Der Grund: Der Operetten schmetternde Busfahrer Karlheinz! Wir haben ihn begleitet:

„Also ich singe schon mein ganzes Leben gern - es ist wie eine Sucht!“, erzählt uns der gutgelaunte Busfahrer Karlheinz. Normalerweise versüßt der in Heidelberg wohnende 57-Jährige den Fahrgästen in Sinsheim die Fahrt, doch bis am 6. August die Straßenbahnschienen in Oggersheim fertig sind, fährt er den Ersatzbus der Linie 4.

Neben sich hat er eine kleines Abspielgerät stehen – es ist seine Instrumental-Begleitung. Bis zu 12 Lieder kann er auf dem Chip speichern.

Sobald er losfährt, startet er das Gerät an und fängt an zu singen. Ob Tschaikowsky, Schubert oder Vivaldi, je nach Lust und Laune und je nachdem was dem Publikum gerade gefallen könnte.

Die Reaktionen auf die Gesangseinlagen fallen unterschiedlich aus. Ein paar Jugendliche können kaum glauben, dass der Bass Barriton ohne Mikrofon singt und laufen zu ihm nach vorne um sich selbst davon zu überzeugen. 

Eine ältere Dame fragt ihn: „Sei italiano?“ („Bist Du Italiener?“) Er verneint lachend, er singe nur am liebsten auf italienisch. Mit leuchtenden Augen sagt sie ihm, dass sie bei seinem „Ave Maria“ Gänsehaut bekommen hätte.

Eine andere Frau fragt ihn verwundert warum er denn überhaupt Busfahren würde? Mit so einer tollen Stimme?

Ja, warum eigentlich?

„Ich bin bei meiner Oma großgeworden und wir hatten leider nicht viel Geld. Damals hat eine Gesangsstunde 120 Mark gekostet!“ Nach seiner Ausbildung und Arbeit als Elektriker machte er seine zweite große Leidenschaft zum Beruf: Große Fahrzeuge zu fahren. Seit 10 Jahren arbeitet er bei der Firma Palatina Bus in Sinsheim. Mit Begeisterung spricht er über seine Arbeit und seine Kollegen.

Doch den Gesang hat er nicht vernachlässigt, nach mehreren Jahren im Chor, macht er eine Gesangsausbildung bei Edith Jäger und singt später sogar im Kammerchor des Nationaltheaters. „Aber 7 Tage die Woche immer das gleiche zu singen, das ist nichts für mich!“ 

Lieber singt er auf auf Hochzeiten, Beerdigungen und Weihnachtsfeiern – und natürlich vor allem: in seinem Bus!

„Ich wünschte ich hätte mehr singende Busfahrer“

Sein Chef Marcus Weigl hat nichts dagegen – ganz im Gegenteil: „Ich wünschte ich hätte noch mehr Fahrer wie Herr Hölle!“ Natürlich stehe die Sicherheit jedoch an erster Stelle. Doch Herr Weigl, der selbst jahrelang Bus gefahren ist, könne sehr gut beurteilen, ob die Fahrtätigkeit unter dem Singen leide. 

Der 57-Jährige fahre singend genauso gut Bus, als wenn er nicht singen würde. „Wenn die Bahnen wieder fahren, werden sich die Fahrgäste bestimmt den singenden Busfahrer wieder zurück wünschen!“, so Weigl stolz. 

kp

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