2 Galopper sterben bei Pferderennen in Mannheim: Staatsanwaltschaft spricht von Unglücksfällen

Mannheim - Der Tod eines Pferdes überschattet ein Pferderennen in Seckenheim - nicht das erste Mal, dass hier ein Tier gestorben ist. Die Staatsanwaltschaft sieht jedoch kein strafbares Handeln.
Update vom 17. Juni: Innerhalb eines Monats sterben im Rahmen von Rennveranstaltungen des Badischen Rennverein Mannheim-Seckenheim e.V. zwei Pferde – Ende März erleidet der fünfjährige Hengst „Hyper Hyper“ einen Schulterbruch und muss in der Folge eingeschläfert werden, den dreijährigen Hengst „Radmaan“ ereilt Ende April das gleiche Schicksal auf der Pferderennbahn, nachdem er reiterlos gegen eine Streckenbegrenzung gekracht war und sich schwer verletzt hatte. Die Tierrechtsorganisation PETA hat im Anschluss Anzeige gegen den Veranstalter und die beiden Pferdehalter erstattet – doch aus Sicht der Staatsanwaltschaft Mannheim konnte nach Prüfung kein strafbares Handeln in den beiden Fällen festgestellt werden.
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Zwei Pferde nach Unfällen bei Rennen in Mannheim eingeschläfert – kein Ermittlungsverfahren
Im Rahmen einer Anzeigesache wurden die Vorwürfe überprüft – mit dem Ergebnis, dass keine Ermittlungsverfahren eingeleitet werden. PETA hatte dem Verein und den Pferdehaltern Tierquälerei vorgeworfen. Für die Staatsanwaltschaft ist der Tatbestand jedoch nicht erfüllt, da der Paragraph 17 (Nr. 2) des Tierschutzgesetzes ein vorsätzliches Handeln beschreibt. „Fahrlässiges Handeln unterfällt dem Straftatbestand nicht. Insoweit kommt nur eine Ordnungswidrigkeit in Betracht“, heißt es in einer Mitteilung der Staatsanwaltschaft.
Bei dem Tod des Pferdes „Hyper Hyper“ lägen keine zureichenden Anhaltspunkte für das vorsätzliche Beibringen erheblicher Leiden oder Schmerzen vor. Der ohne erkennbaren Grund erlittenen Schulterbruch wurde demnach nicht vorsätzlich herbeigeführt. Auch der Reiter habe sich nicht rechtswidrig verhalten, der das Pferd per Trab von der Strecke des Pferderennens geführt hatte. Die Staatsanwaltschaft begründet das damit, dass der Reiter mit dem Tier, das in diesem Augenblick eine Gefahrenquelle darstellte, zur Vermeidung weiterer Unglücksfälle ausweichen musste.
Ähnlich schätzt die Staatsanwaltschaft Mannheim den Tod des Rennpferdes „Radmaan“ Ende April ein: Auch hier gebe es keine Anhaltspunkte für das vorsätzliche Herbeiführen von Schmerzen, vielmehr handele es sich dabei um einen Unglücksfall. „Das dreijährige Pferd musste auch nicht wegen Überforderung eingeschläfert werden, sondern wegen der Verletzung infolge des Zusammenpralls mit der Abgrenzung“, heißt es weiter in der Mitteilung.
Beide Fälle wurden zur Prüfung und Verfolgung etwaiger Ordnungswidrigkeiten in eigener Zuständigkeit an die Stadt Mannheim, Fachbereich Sicherheit und Ordnung, Veterinäramt abgegeben
Tödliche Pferderennen in Mannheim: Staatsanwaltschaft prüft Vorfälle
Update vom 10. Mai: Nach dem tödlichen Vorfall Ende April auf der Pferderennstrecke in Mannheim-Seckenheim, bei dem der dreijährige Hengst „Radmaan“ nach einem Zusammenstoß mit einer Streckenbegrenzung eingeschläfert werden musste, prüft die Staatsanwaltschaft Mannheim ein Ermittlungsverfahren gegen den Halter und Reiter des getöteten Pferdes eingeleitet. Das bestätigte der Dr. Edmund Haferbeck, Leiter der Rechtsabteilung bei der Tierschutzorganisation PETA, auf Anfrage von MANNHEIM24.
Darüber hinaus wirft die Organisation dem Badischen Rennverein Mannheim-Seckenheim e. V., der das Rennen veranstaltet hatte, vor, „Pferde im Rahmen der Rennen systematisch zu überfordern und ihr Leben für eine Freizeitveranstaltung billigend aufs Spiel zu setzen.“ Auch hier wurde durch PETA Anzeige erstattet – ob auch gegen den Verein ermittelt wird, kann die Staatsanwaltschaft Mannheim am Freitagmittag nicht bestätigen.
Ende März 2019 kommt es ebenfalls beim Pferderennen in Seckenheim zu einem weiteren tödlichen Tier-Drama: Aufgrund eines Schulterbruchs musste das Pferd „Hyper Hyper“ eingeschläfert werden. Auch in diesem Fall hat die Tierschutzorganisation Anzeige gegen Badischen Rennverein und den Halter und Reiter des Pferdes erstattet.
Update vom 2. Mai: Der Tod des dreijährigen Hengstes „Radmaan“ überschattet am 28. April das Badenia-Jagdrennen auf der Pferderennstrecke im Mannheimer Stadtteil Seckenheim. Das Tier wurde von einem anderen Pferd, das aufgrund eines gebrochenen Steigbügels gleich zu Beginn des Rennens reiterlos wurde, abgedrängt und prallte schließlich gegen eine Streckenabgrenzung – „Radmann“ muss daraufhin eingeschläfert werden.
Wie Herbert Rückert, Vorsitzender des Mannheimer Tierschutzvereins, gegenüber dem MM erklärt, müsse nun geprüft werden, ob sich der Badische Rennverein mit einem Verstoß gegen Paragraph 17 des Tierschutzgesetzes strafbar gemacht habe: „Es besteht der Verdacht auf Tierquälerei.“ Der Tatbestand könne auch dann erfüllt sein, wenn es aus Nachlässigkeit zu dem Unglück gekommen war. Jeder Halter, so Rückert, habe dafür zu sorgen, dass sein Tier geschützt sei.
Und wie steht der Rennverein den schweren Vorwürfen gegenüber? Stephan Buchner, der Präsident des Badischen Rennvereins, ist sich sicher, dass die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft eingestellt werden. „Was wir hier machen, ist keine Tierquälerei und wir tun alles dafür, die Sicherheitsstandards einzuhalten“, so Buchner gegenüber dem MM. Einen solchen Unfall hätte man nicht verhindern können. „Wir achten sehr auf unsere Pferde“, so Buchner weiter.
Pferd stirbt auf Rennbahn in Mannheim: „Peta“ erstattet Anzeige
Auf dem Badenia-Jagdrennen auf der Rennstrecke in Mannheim-Seckenheim wird ein Pferd namens „Sansa Stark“ gleich zu Beginn reiterlos - und das Unglück nimmt seinen Lauf.
Das Pferd drückt den heißen Favoriten „Radmaan“ an der Spitze gegen eine Hecke, woraufhin auch sein Reiter Lukas Delozier zu Boden stürzt und mit Verdacht auf Rippenbruch ins Krankenhaus eingeliefert wird. Für das verletzte Rennpferd „Radmaan“ kommt jede Hilfe zu spät. Das Tier muss nach dem Unfall beim Pferderennen eingeschläfert werden.
Die Tierschutzorganisation „Peta“ hat nun Anzeige bei der Staatsanwaltschaft Mannheim sowohl gegen die Veranstalter des Rennens „German Racing“ und gegen den Halter und Reiter des getöteten Pferdes erstattet. Das berichtet die Tierrechtsorganisation in einer Pressemitteilung am Dienstag (30. April).
Denn es ist nicht das erste Mal, dass auf der Pferderennbahn in Mannheim ein Tier stirbt. Bereits am 31. März wird das Rennpferd „Hyper Hyper“ wegen eines Schulterbruchs auf der Rennbahn getötet und auch 2017 wird der Saisonauftakt vom Tod eines Pferdes überschattet.
„In Mannheim werden Pferde für Geldpreise und aus Prestigegründen immer wieder in den Tod geritten. Aus Angst vor dem nächsten Peitschenschlag rennen die Tiere regelrecht um ihr Leben“, so Jana Hoger, Fachreferentin bei „Peta“. Dabei betont die Tierschutzorganisation vor allem, dass es insbesondere in Mannheim immer wieder zu Todesfällen komme.
Mehrere Pferderennen im Rahmen des Maimarkt-Turniers
Alleine im Zeitraum von 2011 bis 2013 sind in Deutschland laut „Peta“ mehr als 750 Pferde, die an Galopp- und Trabrennen teilgenommen haben, gestorben. „Oftmals werden schon zwei- oder dreijährige Pferde an den Start geschickt, obwohl sich die Tiere noch im Wachstum befinden“, so „Peta“. Häufige Folgen seien Sehnenschäden und Knochenbrüche, weil der Bewegungsapparat noch nicht richtig ausgebildet ist.
Auch im Rahmen des Maimarkts Mannheim finden zahlreiche Pferderennen statt. Das Hauptrennen findet am Dienstag statt. Da geht es um den großen Preis „Die Badenia“, der mit 65.000 Euro dotiert ist.
Ein Pferdehasser treibt in Ginsheim-Gustavsburg sein Unwesen: Er hat ein Pferd an mehreren Tagen hintereinander am Genitalbereich verletzt. Wie ein weiterer Fall im Dezember 2019 zeigt, ist dies allerdings leider kein Einzelfall. Auch hier wird ein Pferd in der Nacht schwer verletzt und weist tiefe Schnitte im Bauch und Genitalbereich auf.
jab/pm