Vermisst: Diese Menschen aus der Region sind seit Jahren spurlos verschwunden

80 Prozent der Vermisstenfälle in Deutschland klären sich innerhalb der ersten vier Wochen auf. Was bleibt, ist die kleine Zahl der Menschen, die auch nach Jahren verschwunden bleiben:
Am 6. Januar 2006 holt der geschiedene Michael Heger seinen Sohn Felix in Oftersheim zum Besuchswochenende ab. Es wird das letzte Mal in 12 Jahren gewesen sein, dass die Angehörigen den Zweijährigen sehen. Täglich werden beim Landeskriminalamt rund 250 bis 300 Vermisstenfahndungen erfasst. Knapp zwei Drittel aller Vermissten sind laut LKA männlich, etwa die Hälfte sind Kinder und Jugendliche. Der Anteil der Menschen, die länger als ein Jahr vermisst werden, liegt bei nur rund 3 Prozent.
Wann gilt ein Mensch als vermisst?
In der Regel melden Angehörige und Bekannte einen Menschen bei der Polizei als vermisst. Eine Fahndung wird dann eingeleitet, wenn die Person ihr gewohntes Umfeld verlassen hat, der Aufenthaltsort unbekannt ist, oder eine Gefahr für Leib und Leben besteht – etwa durch eine Straftat einen Unfall oder eine Suizidabsicht.
Bei Erwachsenen gilt: Wenn eine Gefahrenlage gegeben ist, wird gefahndet. Finden Ermittler einen Vermissten, wird er zunächst gefragt, ob sein Aufenthaltsort weitergegeben werden darf. Ist der Vermisste wohlauf, hat sich der Fall für die Polizei erledigt.
Anders ist das bei Kinder und Jugendlichen: Sie gelten für die Polizei bereits als vermisst, wenn sie ihren gewohnten Lebenskreis verlassen haben und ihr Aufenthaltsort nicht bekannt ist. Bei ihnen geht die Polizei zunächst grundsätzlich von einer Gefahr für Leib oder Leben aus – so lange die Ermittlungen nichts anderes ergeben.
Vermisst: Zweijähriger Felix Heger verschwand vor 14 Jahren
Während der Suche nach Felix wird Michaels Hegers Auto auf einem Parkplatz im Nordschwarzwald gefunden, jedoch zunächst keine Spur von Vater und Sohn. Sieben Wochen nachdem er seinen Sohn bei seiner Ex-Frau abholte, findet ein Spaziergänger die Leiche von Michael Heger im Wald in Bühlertal (Kreis Rastatt). Von hier an laufen die Ermittlungen ins Leere – vom kleinen Felix fehlt auch nach fast 13 Jahren jede Spur.

Wann wird die Suche nach einem Vermissten eingestellt?
Im Bereich des Polizeipräsidiums Mannheim, das auch mit dem Fall Felix betraut ist, gibt es aktuell noch 15 „Langzeit-Vermisste“. Die Suche nach diesen Menschen werde jedoch nicht nach einer bestimmten Zeit eingestellt, erklärt Polizeisprecher Dennis Steidel. „Wenn alle Maßnahmen ausgeschöpft sind und sich keine neuen Hinweise auf den Aufenthaltsort der vermissten Person ergeben, wird die „aktive Suche“ schrittweise reduziert. Gibt es neue Erkenntnisse, werden die Maßnahmen der Vermisstenfahndung wieder intensiviert.“ Zum vermissten Felix Heger habe es jedoch in letzter Zeit keine Hinweise mehr gegeben.
Auch im Bereich des Polizeipräsidiums Rheinpfalz werden zur Zeit 15 Menschen seit Längerem vermisst. Als „Langzeitvermisst“ gelten hier bereits Menschen, die nach sechs Wochen noch nicht aufgefunden wurden. „Dann setzt ein Automatismus ein und das Landeskriminalamt fordert die Dienststelle auf, den Zahnstatus und die DNA des Vermissten übermitteln“, erklärt Sprecherin Hannah Michel.
Vermisst: Daniel Melc verschwand vor 21 Jahren
„Nach 30 Jahren erfolgt eine Fallüberprüfung durch die Vermisstenstelle des LKA. Falls die entsprechenden Vorraussetzungen vorliegen, so beispielsweise das Vorhandensein von DNA, bleibt der Fall danach noch gesichert“, so Sabine Doll vom Polizeipräsidium Karlsruhe.
Einer der ältesten Fälle im Bereich des Präsidiums: der von Daniel Melc. Der damals 25-jährige Karlsruher wurde zuletzt am 17. August 1997 in der Nähe seines Elternhauses gesehen. Laut Doll seien zwar besonders wegen der Internetfahndung des LKA mehrere Hinweise aus der Bevölkerung eingegangen – dennoch fehlt von dem jungen Mann seit rund 21 Jahren jede Spur.

Vermisst: Kristine Walz seit 2003 spurlos verschwunden
Auch in Worms warten die Angehörigen von Kristine Walz seit Jahren vergeblich auf ein Lebenszeichen. Die damals 40-Jährige verschwand am 9. Februar 2003, nachdem sie am Nachmittag noch in einem Spielcasino in Worms gesehen wurde. 15 Jahre später bleibt die blonde Frau immer noch verschwunden.

Laut LKA erledigen sich etwa die Hälfte der Vermissten-Fälle innerhalb der ersten Woche. Die „Erledigungs-Quote“ nach einem Monat liegt dann bereits bei über 80 Prozent. In diesem Jahr (Stand Oktober) verzeichnet das Landeskriminalamt rund 13.300 Vermisstenfälle. Die Zahl beinhaltet sowohl Fälle, die sich innerhalb weniger Tage aufklären, als auch Vermisste, die bereits jahrelang verschwunden sind.
Im Bereich des Mannheimer Polizeipräsidiums gab es zwischen Januar und November 2018 insgesamt 2.211 Vermisstenfälle. Die Zahl beinhaltet aber auch beispielsweise Jugendliche, die wiederholt abgehauen und wieder zurückgekehrt sind. Auch das Polizeipräsidium Rheinpfalz verzeichnet 2018 rund 2.200 Vermisste. Neben Felix, der heute 15 Jahre alt wäre, gibt es in Deutschland noch über 1.900 weitere Kinder, die von ihrer Familie und Angehörigen schmerzlich vermisst werden. (kab)