Hoeneß attackiert BVB für Transfer-Strategie - Hat er recht? Seine Aussagen in der Analyse
FC Bayerns Ehrenpräsident Uli Hoeneß attackiert Borussia Dortmund. Die Transfer-Strategie des BVB sei „Unklug“. Hat er recht? Seine Aussagen in der Analyse.
- Uli Hoeneß bezeichnet die Transfer-Strategie von Borussia Dortmund* als „unklug“.
- In Dortmund* würden Leistungsträger schnell zum Verkaufsobjekt gemacht - anders als beim FC Bayern, argumentiert Hoeneß..
- Hat Uli Hoeneß recht? Die Aussagen des Ehrenpräsidenten des FC Bayern in der Analyse.
Hamm - Der FC Bayern ist derzeit nicht nur sportlich besser aufgestellt, sondern agiert zudem auch noch reifer auf dem Transfermarkt. So oder so ähnlich könnte man die jüngsten Aussagen von Ehrenpräsident Uli Hoeneß (68) interpretieren. Auch die Sommerpause - und gar der Ruhestand - lässt die Giftpfeile gen Dortmund nicht im Köcher ruhen. Die "Abteilung Attacke" ist zurück.
Name | Uli Hoeneß |
Geboren | 5. Januar 1952, Ulm |
Ehepartnerin | Susanne Hoeneß (verh. 1973) |
Kinder | Florian Hoeneß, Sabine Hoeneß |
Grund für Hoeneß‘ neuerliche Kritik an den BVB sind Spieler wie Jadon Sancho (20), die Borussia Dortmund nach wenigen Jahren wieder verlassen. „Wenn Dortmund einen hochtalentierten Spieler kauft und er gut spielt, kann man wenige Monate später entweder aus dem Klub selbst oder von außerhalb hören, dass er irgendwann ein Verkaufsobjekt darstellen wird“, sagt Hoeneß der FAZ. Die Antwort aus Dortmund in Person von Sportdirektor Michael Zorc* ließ nicht lange auf sich warten.
Krasses Transfer-Plus ist die eine Sache. Dass der BVB lediglich ein Sprungbrett für vielversprechende Talente darstellt und somit „ein Spieler die DNA eines Vereins“ nicht hunderprozentig aufsaugt, wie Hoeneß findet, die andere. Dadurch fehle Borussia Dortmund in wichtigen Spielen die entscheidenden Prozente an Leistung, glaubt Hoeneß. Hat der 68-Jährige recht? WA.de* analysiert seine Aussagen.
BVB: Uli Hoeneß kritisiert Transfer-Strategie von Borussia Dortmund - Hat er recht?
Leistungsträger kommen und gehen bei Borussia Dortmund. Was der Ehrenpräsident des FC Bayern als deutlichen Kritikpunkt anmerkt, gehört zum letztlich erfolgreichen Geschäftsmodell des BVB. Vielversprechende Talente wie Jadon Sancho werden nach Dortmund geholt, dort zu fußballerischen Größen geformt und für ein massives Transfer-Plus verkauft.
Im Sommer 2017 kam der damals 17 Jahre junge Sancho aus der U18 von Manchester City. 34 Scorerpunkte steuerte der Engländer in der vergangenen Saison zur Vize-Meisterschaft des BVB bei. Nun steht ein Wechsel zu Manchester United im Raum*. Die geforderte Ablösesumme für den Flügelspieler beträgt rund 120 Millionen Euro.

Noch immer sitzt der Stachel tief in München. „Mit Sancho war bei uns alles klar, aber im letzten Moment entschied er sich für Dortmund“, gibt Uli Hoeneß zu. Fraglich, ob der FC Bayern Sancho langfristig hätte halten können. Zumal der Engländer nie einen Hehl daraus machte, gerne in seine Heimat zurückkehren zu wollen. Sancho würde Dortmund aus freien Stücken verlassen. Nicht, weil der BVB ihn ins Schaufenster stellt.
BVB: Ousmane Dembélé streikt sich nach Spanien zum FC Barcelona
Ähnlich sieht das im Fall Ousmane Dembélé (23) aus. 15 Millionen Euro überwies der BVB im Sommer 2016 an Stades Rennes. Bereits ein Jahr später streikte sich der launische Franzose nach Spanien zum FC Barcelona. Auch der FC Bayern soll interessiert gewesen sein. Dank zahlreicher Bonus-Zahlungen beträgt das Transfer-Plus für den BVB mittlerweile stolze 123 Millionen Euro.
Jedoch: Clever investiert hatte Borussia Dortmund eben jenen Geldregen nicht. Andrey Yarmolenko (25 Millionen Euro), Maximilian Philipp (20 Millionen Euro), Ömer Toprak (12 Millionen Euro) und Jeremy Toljan (7 Millionen Euro) befinden sich allesamt nicht mehr in Dortmund. Die Rollen von Manuel Akanji (21,5 Millionen Euro) und Mahmoud Dahoud (12 Millionen Euro) sind umstritten beim BVB.
Uli Hoeneß gibt offen zu, der BVB sei mittlerweile ein interessanter Verein für Top-Talente. „Im Sponsoring kommen sie an uns überhaupt nicht heran, aber damit haben sie unseren finanziellen Vorsprung ganz schön ausgeglichen“, erklärt Hoeneß.
BVB: Uli Hoeneß erwähnt Robert Lewandowski als Vergleich
Durchaus erwirtschaftete Borussia Dortmund seit 2016 jährlich eine dreistellige Millionensumme an Transfer-Einnahmen. Für die Deutsche Meisterschaft hat es jedoch bislang nicht gereicht. Uli Hoeneß scheint den Grund dafür gefunden zu haben und verdeutlicht das am Beispiel Robert Lewandowski (31).

„Wir holen Spieler für Bayern München. Und niemals, um daraus Geschäfte zu machen“, sagt Hoeneß und fügt an: „Ein Spieler muss das Gefühl haben: Ich bin Bayern forever.“ Der polnische Weltklasse-Stürmer gilt in München lange als unverkäuflich. Eine Bezeichnung, die im Kader des BVB* wohl nur auf Kapitän Marco Reus* zutrifft. Der jedoch ist verletzt und musste den nächsten Rückschlag hinnehmen*.
BVB: Noch fehlen Borussia Dortmund die Argumente
Noch hat der BVB nicht das internationale Standing, um seine Leistungsträger über Jahre zu binden. Shinji Kagawa wechselte im Sommer 2012 zu Manchester United, um sich einen Kindheitstraum zu erfüllen. Mario Götze wollte 2013 den nächsten Schritt beim Konkurrenten aus zu dem Süden wagen.
Und auch bei Henrikh Mkhitaryan (42 Millionen Euro), Mats Hummels (35 Millionen Euro) und Ilkay Gündogan (27 Millionen Euro) fehlten Borussia Dortmund die Argumente, um die damals festen Säulen von einem Verbleib zu überzeugen. Das wohl derzeit größte: fehlende Titel-Aussichten beim BVB.
Sicherlich sind die ständigen Wechsel im BVB-Kader nicht förderlich für die Ambitionen des Vereins. Dennoch führen sie dazu, dass Spieler wie Erling Haaland und Co. Dortmund auswählen. Nun liegt es am BVB, eben jene Spieler auch langfristig zu halten. Damit sich etwas entwickelt bei Schwarz-Gelb. Uli Hoeneß hat zwar nicht Unrecht, aber eben nicht vollkommen recht.
In diesem Sommer bleibt die Mannschaft von Trainer Lucien Favre (62) wohl beisammen. BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke (61) hatte nicht umsonst betont, auch auf die möglichen Millionen eines Sancho-Verkaufs verzichten zu können. Noch besitzt der BVB nicht die Strahlkraft des FC Bayern.
Auf das von Uli Hoeneß bezeichnete Schaufenster kann Borussia Dortmund aber von Jahr zu Jahr mehr verzichten. *WA.de ist Teil des Ippen-Digital-Netzwerks.