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Tennis-Legende Boris Becker packt aus: So heftig war die Zeit im Gefängnis

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Von: Nils Wollenschläger

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Tennis-Legende Boris Becker spricht in einem TV-Interview erstmals über seine Zeit im Gefängnis. Dabei wird der Leimener teilweise sehr emotional:

Mit Spannung ist das erste TV-Interview von Boris Becker nach dessen Haftentlassung erwartet worden. Am Dienstagabend (20. Dezember) ist das Gespräch zwischen Becker und Moderator Steven Gätjen veröffentlicht worden. Darin schildert der Leimener, wie er die Zeit im Gefängnis erlebt hat.

Tennis-Legende Boris Becker spricht in Interview über seine Zeit in Haft

Die Tennis-Legende ist im April 2022 wegen Insolvenzverschleppung zu zweieinhalb Jahren Haft verurteilt worden. Bereits in der vergangenen Woche wurde Becker entlassen – und nach Deutschland abgeschoben. Grund dafür ist das sogenannte „Early Removal Scheme“ - ein Programm, das ausländische Inhaftierte in britischen Gefängnissen in ihre Heimatländer abschiebt, um das Strafvollzugssystem zu entlasten und dadurch Kosten zu sparen.

„Natürlich war ich schuldig“, sagt Becker zu Beginn des emotionalen Interviews. Der frühere Wimbledon-Champion schildert explizit, wie er den Urteilsspruch am 29. April erlebt hat. „Das Herz ist mir in den Keller gerutscht“, betont der Leimener, der nach dem Urteil direkt abgeführt wurde.

Boris Becker blickt auf seine Zeit im Gefängnis zurück

„Ich wurde sofort mit einer Realität konfrontiert, von der ich keine Ahnung hatte. Mörder, Kinderschänder und Drogenhändler leben dort Zelle an Zelle. Dort geht es jeden Tag ums nackte Überleben“, blickt Becker auf die ersten Tage in Haft zurück. „Das war der einsamste Moment meines Lebens. Ich war verzweifelt und hatte Angst.“ Ein wichtiger Halt in dieser schwierigen Zeit war neben seinen Kindern auch seine Freundin Lilian de Carvalho Monteiro.

„Im Gefängnis bist Du niemand. Du bist nur eine Nummer. Meine war A2923EV. Ich wurde nicht Boris genannt. Ich war eine Nummer. Und es interessiert sie einen Scheißdreck, wer Du bist“, führt Becker aus. „Ich glaube, ich habe den Menschen in mir wiederentdeckt, der ich einmal war. Ich habe eine harte Lektion gelernt. Eine sehr teure. Eine sehr schmerzhafte. Aber das Ganze hat mich etwas Wichtiges und Gutes gelehrt. Und manche Dinge passieren aus gutem Grund.“

Boris Becker wird bei TV-Interview emotional

Im Gefängnis in Huntercombe wurde Boris Becker von einem Häftling bedroht. „Ein Häftling wollte mich umbringen“, so Becker. Kurze Zeit später habe dieser sich dafür allerdings entschuldigt. „Ich habe ihn dann umarmt und ihm gesagt, dass ich für ihn großen Respekt habe“, beschreibt die sichtlich emotionale Tennis-Legende.

Boris Becker arbeitete nach kurzer Zeit als Mathe- und Englischlehrer. „Du wirst in der Zelle wahnsinnig! Durch den Job hat sich mein Leben im Gefängnis etwas normalisiert“, sagt der 55-Jährige. Liverpool-Trainer Jürgen Klopp, mit dem Becker befreundet ist, wollte ihn im Gefängnis besuchen, doch der Besuch wurde abgelehnt. „Sie hatten Angst um seine Sicherheit“, erklärt Becker.

Boris Becker
Tennis-Legende Boris Becker vor seiner Haft. © Kirsty O'connor/dpa

Boris Becker spricht über Telefonat mit seiner Mutter

An Muttertag durfte er mit seiner Mutter Elvira telefonieren. „Ich habe ihr gesagt, dass es mir gutgeht. Sie hat gesagt, dass sie mich liebt und vermisst“, sagt Becker und fügt hinzu: „Ich habe sie beruhigt, aber dabei habe ich gelogen. Es war gefährlich und ich wollte sie beruhigen. Es war ein wichtiger Anruf für sie, weil sie meine Stimme gehört hat.“

Am 12. Dezember hat Boris Becker dann erfahren, dass er am 15. Dezember das Gefängnis verlassen darf. Nach der Haftentlassung ist er direkt mit einem Privatjet nach Stuttgart geflogen worden. „Ein Freund von mir hat mir angeboten, dass eine Privatmaschine für mich organisiert. Ich wollte nicht im Trubel ankommen, das ist uns gelungen.“

Boris Becker verrät: So war seine Ankunft in Deutschland

Nach der Ankunft in Stuttgart ging es für Becker und seine Freundin Lilian in Richtung Heidelberg zu einem befreundeten Paar. „Das erste Bier, was ich dann getrunken habe, war das beste in meinem Leben“, schmunzelt Becker. (nwo)

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