Achtung, Spoiler: Star Wars 9 oder die ultimative Metapher in cineastischer Form
Nach der eher enttäuschenden Star-Wars-Episode 8 kommt nun das Finale der dritten Trilogie in die Kinos. Hier gibt‘s das Wichtigste zum Science-Fiction-Spektakel von J.J. Abrams.
- Mitte Dezember kommt das vermeintlich größte Filmspektakel 2019 in die Kinos.
- Hier gibt‘s die wichtigsten Infos zu Star Wars 9: Der Aufstieg Skywalkers.
- Ohne Spoiler? Fehlanzeige! Hier wird das Wichtigste verraten - zum Mitreden.
München - Es ist wie mit so vielen Neuverfilmungen unserer Zeit: Da gab es einmal wertvolle Bewegtbild-Geschichten, die etwas Besonderes waren und der älteren Generation auf ewig im Gedächtnis, ja in der Seele verbleiben. Spätestens mit der vier Milliarden Dollar schweren Übernahme durch Disney im Jahr 2012 stand fest, worauf sich Fans und passionierte Kinogänger einstellen dürfen.
36 Jahre nach dem Ende der Original-Trilogie kommt nun Star Wars 9 als (mutmaßlicher) Abschluss der Science-Fiction-Saga in die Kinos. Wie bei Teil sieben „Das Erwachen der Macht“ führte J. J. Abrams als Regisseur die Fäden, nachdem beim Vorgänger-Werk „Die letzten Jedi“ Rian Johnson sich nach Meinung der meisten Star-Wars-Fans nicht wirklich mit Ruhm bekleckerte.
Sie gehören zu denjenigen, die lieber die in sich gedrehte Story um Han Solo in Erinnerung behalten möchten, finden es aber gut, mitreden zu können? Hier erläutern wir die wichtigsten Säulen zu Star Wars 9: Der Aufstieg Skywalkers und was der vermeintlich größte Film des Jahres zu bieten hat:
Der Aufstieg Skywalkers: Spoiler zu Star Wars 9
Wie zu erwarten, endet die neunteilige Saga mit einem imposanten audiovisuellen Meisterwerk, das zeitlich mit beinahe zweieinhalb Stunden veranschlagt ist.
Natürlich steht die junge Heldin Rey im Vordergrund, die auf der Suche nach ihrer wahren Identität ist. Eingestrickt ist die Sinnsuche der Hauptprotagonistin in das große Ganze der Star-Wars-Saga, die mit Der Aufstieg Skywalkers ihr (mutmaßliches) Ende findet.
Als schöne Metapher fungiert die Szene, als Rey hinaus in die Weite einer Wüste wandert, beobachtet aus dem Raumschiff. Die Strecke ist nicht gerade, sondern schlägt einen Bogen. Hier wird der Umweg verdeutlicht, den die Heldin auf ihrer langen Reise in Kauf nehmen muss. Nicht zuletzt handelt es sich bei dieser Suche nach der Herkunft um das Grundmotiv der Trilogie, wie unsere Filmvorstellung verdeutlicht.
Abgesehen davon plant Kylo Ren, die Kämpferin zu töten und die Zeit der Jedi zu beenden. „Dann wirst du die gesamte Galaxie beherrschen“, verspricht der Imperator. Damit ist die düstere Stimmung dieses Kino-Neustarts vorgegeben. Die durch viele Kriege dezimierte Rebellion auf der einen Seite steht der übermächtigen Kriegsflotte des Imperators entgegen.
Reys Sinnsuche in Star Wars 9: Dritter Teil der modernen Trilogie
In dem neuen Machwerk endet das Abenteuer von Reys Reise, welches mit den Vorgängerfilmen „Das Erwachen der Macht“ (2015) und „Die letzten Jedi“ (2017) begonnen hat. Wird die junge Heldin ihre Erlösung finden? Auf jeden Fall. Abrams richtete gleich mehrere Szenen ein, in denen seine Kämpferin die Geburt rückwärts erlebt: anhand des Soges durch ein strudelndes Sandloch oder auch der Zwängung durch eine Felsspalte – bis sie schließlich dem Ursprung ihres quälenden Leidens auf die Schliche kommt.

Der Regisseur, der bereits den ersten Teil der modernen Trilogie inszeniert hat, erzählt nicht nur die individuelle Entwicklungsgeschichte. Der Kampf Gut gegen Böse ist seit den ersten drei Machwerken längst in einer Dauerschleife angekommen, in der sich Widerständler gegen die Vernichtung durch die Erste Ordnung wehren. Natürlich trifft es sich gut, dass das finale Gefecht mit Reys Suche zusammenfällt. Oder eben umgekehrt.
Star Wars 9, oder die finale Schlacht der Sternenkrieger
Abrams ist der Dirigent einer der größten Erzählungen des 20. Jahrhunderts, die Elemente aus Mythen, Religionen und Psychologie vermischt - dazu Komponenten aus (Pop-)Kultur und auch der Philosophie. Der Film legt ein flottes Tempo an den Tag, mit rasanten Schnitten - eine Sache, die Filmromantikern tendenziell missfällt. Trotz üppiger Spielzeit hängt die Geschichte kaum durch: Lediglich in der ersten Stunde verläuft es ein Stück weit schleppend.
Die Vorgeschichte muss man bei Star Wars - Der Aufstieg Skywalkers nicht zwingend kennen: Dann erlebt man kurzweiligen Science-Fiction-Spaß mit Spannung. Sogar ein Stück weit subtilen Humor findet in dem US-Spektakel Anwendung: So wird der Weltraum-Macho Poe beiläufig von einer Frau in seine Schranken verwiesen; ebenfalls wird eine gleichgeschlechtliche Partnerschaft zwischen zwei Frauen inszeniert, als das Imperium in die Schranken verwiesen wird.
Garniert ist der Film darüber hinaus - und das verdeutlichten bereits die Trailer - mit Verweisen und auch Protagonisten hinsichtlich der Ur-Trilogie: So erscheint Han Solo (Harrison Ford), der in der siebten Episode eigentlich von einem rotem Lichtschwert getötet wurde. Nun sieht der Kultdarsteller wieder äußerst lebendig aus. Hans alter Kumpel Lando Calrissian (Billy Dee Williams) darf ebenfalls nochmal ran. Der war letztmals als General in Episode III („Die Rückkehr der Jedi-Ritter“) zu sehen und erscheint nun auf einem Wüstenplaneten. Später sitzt er bei der finalen Weltraumschlacht wieder in seinem Millennium Falken, auf dem Nebensitz: der treue Weggefährte Chewbacca. Auch die Ewoks sind bei Der Aufstieg Skywalkers mit von der Partie: Die knuddeligen Lebewesen bejubeln den Triumph über die Flotte der Sternenzerstörer von Endor aus.

Obwohl nicht mehr am Leben, ist auch Schauspielerin Carrie Fisher nochmal als Prinzessin/General Leia zu sehen. Hierfür wurde aus den Vorgängerfilmen unveröffentlichtes Material hinzugezogen. Es ist absolut verblüffend, wie würdevoll und unaufgeregt sich der Film von Fisher und ihrer Paraderolle verabschieden. Denn: Auch sie hatte ein Lichtschwert und wurde als Jedi-Ritterin ausgebildet. Als junge Rebellin ist sie beim leidenschaftlichen Training zu sehen, wie Bild.de (Bezahlschranke) schildert.
Der Aufstieg Skywalkers und die Kunst der literarischen Metapher
Getragen wird „Der Aufstieg Skywalkers“ von den Darstellern Daisy Ridley als Rey und Adam Driver in der Rolle von Widersacher Kylo Ren. Auch er, der eigentlich Han Solos (Harrison Ford) Sohn ist und seinen Vater vernichtete, ist auf einer Reise. Es sind die stärksten Momente, wenn diese beiden außergewöhnlichen Schauspieler aufeinandertreffen. Abrams legt bei der Inszenierung dieser Begegnungen ein gutes Geschick an den Tag: Rey und Ren bilden bei einem ersten Aufeinandertreffen ein gleichschenkliges Dreieck der Macht. Dann gibt es einen rasant choreografierten Kampf, bei dem allerdings jeder letztlich mit sich selbst kämpft.
Später im Film stehen sie sich in einem tosenden Meer gegenüber und dieses Duell hat eine besondere Bedeutung: Wasser symbolisiert nicht nur den Ursprung des Lebens, sondern steht in Literatur und Kunst auch für den Seelenzustand des Menschen. Definitiv versteht J. J. Abrams das Spiel mit metaphorischen Verweisen.
Interessant ist indes der politische Unterton, den man in die Geschichte hineininterpretieren kann: Imperator Palpatine ist schließlich auf furchterregende Weise der Inbegriff des Bösen. Es liegt an der jungen (Nachfolge-)Generation mit der aufgewühlten Kämpferin Rey an der Spitze, etwas gegen den mit finsteren Absichten beladenen Protagonisten auszurichten und für eine bessere Zukunft einzustehen - während man selbst nach seiner wahren Bestimmung sucht.
Am Ende findet dieser Film einen unaufdringlichen Anknüpfungspunkt, der eine mögliche Weiterführung wahrscheinlich werden lässt. Als das Gute endgültig gewonnen hat und der letzte Vertreter der dunklen Macht geschlagen ist, fällt nämlich neuerlich die Frage nach dem Familiennamen von Rey. Und die Antwort lautet: Skywalker. Mit dieser Wendung dürfte nicht jeder Filmfan einverstanden sein.
Die wohl emotionalste Szene des ganzen Films ist wohl jene: Kurz vor seinem Ableben rettet Bösewicht Kylo Ren der angeschlagenen Rey mit letzter Kraft das Leben, ehe er wieder zu Ben Solo, dem Sohn von Han und Leia, wird. Es ist ein inniger Kuss der Zuneigung, als Rey kurz vor dessen Ableben die Lippen ins Gesicht drückt. Kurz zuvor ist sein Leben in sie hineingeflossen, um sie von den Toten zurückzuholen. Das erklärt auch den Twist der unerwarteten Namensfindung.
PF