Erstmeldung vom 9. Dezember: Berlin/Stuttgart - Impfempfehlungen der Ständigen Impfkommission (Stiko) gelten als medizinischer Standard und sind für viele Ärzte eine wichtige Richtschnur. Daher wurde die Entscheidung der Stiko zur Corona-Impfung für Kindern auch in Baden-Württemberg* mit Spannung erwartet. Wie das Expertengremium am Donnerstag (9. Dezember) mitteilte, empfiehlt man lediglich Kindern von fünf bis elf Jahren mit Vorerkrankungen und Kontakt zu Risikopatienten eine Corona-Impfung. Aber auch gesunde Kinder sollen auf Wunsch der Eltern und nach ärztlicher Aufklärung geimpft werden können.
Zuvor hatte eine der angesehensten medizinischen Fachzeitschriften, das New England Journal of Medicine, den Daumen für Kinderimpfungen mit BioNTech* gehoben. Demnach sind lediglich „milde und vorübergehende“ Nebenwirkungen nach der Impfung wie Fieber, Schmerzen am Einstich, Müdigkeit oder Kopfschmerzen beobachtet worden.
HEIDELBERG24* verrät, was die Stiko-Empfehlung im Klartext bedeutet und vor allem: Wie unterscheiden sich Kinder- und Erwachsenen-Impfstoff?
Bundesland | Baden-Württemberg |
Landeshauptstadt | Stuttgart |
Einwohnerzahl | 11.103.043 (Stand: 31. Dezember 2020) |
Ministerpräsident | Winfried Kretschmann (Grüne) |
Warum es keine uneingeschränkte Impfempfehlung für Kinder gibt, erklären Corona-Experten mit fehlenden Daten. „Es gibt zwar keinen direkten Hinweis auf ein Risiko der Impfung in dieser Altersgruppe, aber es gibt eben auch keine ausreichend sichere Datenbasis, um die Sicherheit abschließend zu bewerten“, sagte der Virologe Thomas Mertens am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur. Um das Risiko seltener Nebenwirkungen der Impfung weitgehend ausschließen zu können, müssen mehr Daten her. Es handelt sich noch nicht um eine endgültige Stiko-Empfehlung; Änderungen seien daher noch möglich. Das heißt, sobald weitere Daten zur Sicherheit des Impfstoffs in dieser Altersgruppe vorliegen, kann die Stiko-Empfehlung angepasst werden.
Obgleich die 7-Tage-Inzidenz in der Altersgruppe sehr hoch ist, verlaufen die meisten Corona-Infektionen weitgehend mild oder gar symptomfrei. Entsprechend haben Kinder ohne Vorerkrankungen derzeit ein geringes Risiko für eine schwere Covid-19-Erkrankung, Krankenhauseinweisung und Intensivbehandlung. Auch das ist ein weiterer Grund für die lediglich eingeschränkte Impfempfehlung.
Dessen ungeachtet weist die Stiko „erneut und nachdrücklich darauf hin“, dass Eltern, Lehrkräfte, Erzieherinnen und Erzieher sowie andere in der Betreuung von Kindern und Jugendlichen tätige Menschen „dringend das Impfangebot inklusive Auffrischimpfung für sich wahrnehmen sollen“.
Für Fünf- bis Elfjährige wird ein niedriger dosiertes und anders abgefülltes Präparat im Vergleich zum herkömmlichen BioNTech-Impfstoff verwendet. Während der Impfstoff für Erwachsene 30 Mikrogramm mRNA beinhaltet, sind es bei der Variante für die Fünf- bis Elfjährigen nur zehn Mikrogramm. Von dem mRNA-Vakzin sollen laut Stiko zwei Dosen im Abstand von drei bis sechs Wochen gegeben werden.
Baden-Württemberg erhält den ersten Corona-Impfstoff für Kinder am 13. Dezember. Das hat Gesundheitsminister Manne Lucha (Grüne) am Donnerstag mitgeteilt. Lucha bezeichnete die Stiko-Mitteilung als „wichtigen Schritt für die weitere Bekämpfung der Pandemie“. Der Bund habe rund 300.000 Kinderimpfdosen für den 13. Dezember zugesagt, eine weitere Lieferung soll im Januar folgen. „Darauf verlassen wir uns“, sagte Lucha. „Die Kinderärztinnen und -ärzte werden noch vor Weihnachten mit den Impfungen starten können.“
Zu mehreren Fragestellungen rund um die Corona-Impfungen hatten Stiko-Entscheidungen Diskussion und Kritik hervorgerufen, dem Gremium wurde zum Beispiel ein für Pandemieverhältnisse zu zögerliches Vorgehen vorgeworfen. (esk/dpa) *HEIDELBERG24 ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.