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Corona und Grippe: Doppel-Welle droht im Herbst – Experten raten zur Zweifach-Imfpung

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Von: Jason Blaschke

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Ab Herbst könnte die Kombination aus Corona und Grippe zu einer Doppelwelle führen. Gerade für Ältere könnte deshalb eine Doppelimpfung sinnvoll sein.

Das Coronavirus ist in Deutschland gerade wieder ein großes Thema. Anlass dafür ist auch die Zahl neuer Infektionen, die schon seit vielen Wochen bloß die Richtung nach oben kennt. Laut Robert Koch-Institut (RKI) liegt die 7-Tage-Inzidenz seit 1. Juli 2022 konstant über der Marke von 500 neuen Corona-Fällen binnen sieben Tagen und auf 100.000 Einwohner gerechnet. Da sich aber längst nicht mehr alle testen lassen, vermuten Experten eine große Dunkelziffer.

Angst vor Doppelwelle im Herbst: Schon heute viele Grippe- und Corona-Fälle

Hinzu kommt, dass neue Virusvarianten wie Omikron BA.2.75 auch für Geimpfte und Genesene gefährlich werden könnten, was die Kliniken und Arztpraxen ab Herbst zusätzlich belasten könnte. Noch nicht eingerechnet sind Grippe-Infektionen, die schon jetzt für zahlreiche Krankheitsfälle sorgen, sagt der Statistiker Christian Hesse gegenüber Focus Online. Der Grippe-Wert in Deutschland sei „dreimal so hoch, wie es sonst in Sommermonaten üblich ist“.

Und auch das RKI warnt, dass die Gefahr, die von Atemwegserregern ausgeht, in Deutschland aktuell groß ist. „Die Werte liegen auf einem deutlich höheren Niveau als in den Vorjahren“, heißt es in einem Bericht der Behörde. Zu solchen Atemwegserregern zählt in Deutschland das Coronavirus, aber auch Grippeerreger wie das Influenzavirus. Neben der Corona-Schutzimpfung rückt deshalb die Grippeschutz-Impfung zunehmend in Fokus.

Doppelimpfung gegen Grippe plus Corona „quasi in einem Abwasch“ machen

Speziell Menschen ab 60 Jahren, aber auch Vorerkranken wird die Grippeschutz-Impfung – die alljährlich aufgefrischt werden muss – empfohlen. Vonseiten der europäischen Gesundheitsbehörden ECDC und EMA heißt es, dass die zweite Corona-Boosterimpfung ab 60 Jahren „so schnell wie möglich“ empfohlen werden sollte. Auch deshalb wird darüber nachgedacht, Grippe- und Coronavirus-Impfung zu kombinieren.

„Beide Impfungen quasi in einem Abwasch zu erledigen“, empfiehlt etwa der Vorsitzende des Deutschen Hausärzteverbands, Ulrich Weigeldt. Der Berliner Morgenpost sagte er: „Es muss gelingen, die Impfquoten deutlich zu steigern – in der Vergangenheit hat sich nicht einmal jeder Zweite ab 60 gegen Grippe impfen lassen. Das ist deutlich zu wenig.“ Doch gerade in der momentanen Situation, in der so viele Krankheitserreger zirkulieren, sei die Impfung umso wichtiger.

Der Vorsitzende des Deutschen Hausärzteverbands, Ulrich Weigeldt.
Spricht sich für eine Kombi-Impfung gegen Corona und Grippe aus: Ulrich Weigeldt, Vorsitzender des Deutschen Hausärzteverbands (Archivbild). © Marius Becker/dpa

Mit Doppelimpfung gegen Doppelwelle im Herbst – konkrete Empfehlungen

Ganz grundsätzlich können die Corona- und die Grippeschutz-Impfung gleichzeitig verabreicht werden, heißt es von der Ständigen Impfkommission (Stiko). Ein zeitlicher Abstand müsse nicht eingehalten werden, heißt es in den FAQs der Behörde. Das RKI schreibt zur Grippeschutz-Impfung, dass eine Immunisierung ab Oktober erfolgen sollte, da es schon etwa zehn bis 14 Tage benötigt, bis ein Impfschutz vollständig aufgebaut ist.

Die Corona-Schutzimpfung sollte frühestens alle drei Monate aufgefrischt werden, wenn eine Person besonders gefährdet ist. Für medizinisches Personal wird die zweite Boosterimpfung frühestens sechs Monate nach der ersten empfohlen – zeitlich betrachtet könnte es daher für viele interessant sein, Corona- und Grippeschutz-Impfung gleichzeitig auffrischen zu lassen. Wer sich im Herbst zweifach impfen lässt, verringert zudem die Gefahr einer Doppelinfektion.

Corona-Expertenrat mit düsterer Prognose: Gefahr von „Co-Infektionen“

„Je weniger Menschen schwer an einer Influenza erkranken, desto mehr Behandlungskapazitäten bleiben frei für Covid-Patienten“, sagte Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer, der Berliner Morgenpost. Ob und in welchem Umfang sich im Herbst aber eine Doppelwelle mit Corona- und Influenzafällen entwickelt, werde sich zeigen, sagte Kassenärztechef Andreas Gassen ergänzend dazu. Weniger optimistisch zeigt sich der Corona-Expertenrat.

Hier fürchtet man primär neue Corona-Varianten in Deutschland, die das Infektionsgeschehen beeinflussen könnten. Auch sei nicht sicher, wie stark eine Influenza-Welle ausfallen könnte. „Hier sind einerseits Co-Infektionen möglich, andererseits belasten alle zwei Infektionserkrankungen auch unabhängig voneinander das Gesundheitswesen stark.“ Auch von der Seite kommt daher der Appell, sich gegen Grippe und Corona impfen zu lassen.

Doppelwelle im Herbst: Karl Lauterbach optimistisch – „kein Leben wie 2019!“

Optimistischer zeigt sich hier der Bundesgesundheitsminister. Karl Lauterbach schließt „Leben wie 2019“ im Herbst aus, warnt aber Berichten von Merkur.de zufolge davor, neue Corona-Varianten wie BA.5 zu unterschätzen. Zurecht, sagen Experten, weil sowohl Impfungen als auch alte Genesungen schützen nur bedingt vor einer Infektion. Die beste Immunität gegen BA.5 hätten Personen, die geimpft und frisch genesen sind, fanden dänische Forscher kürzlich heraus.

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