Gefahr vor Corona-Infektion: Experte rät zu zweitem Booster vor Volksfesten
Angesichts der hohen Infektionszahlen wundern sich viele Menschen, ob ein Besuch auf einem Volksfest sicher ist. Ein Experte klärt auf:
Im April hatte der Münchner Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) entschieden, dass die Wiesn in diesem Jahr wieder stattfinden soll. Zwei Mal hintereinander war das größte Volksfest der Welt mit seinen rund sechs Millionen Besuchern wegen der Pandemie abgesagt worden. Auch die Cannstatter Wasen in Stuttgart sollen dieses Jahr stattfinden. Doch sind Volksfeste angesichts der Coronavirus-Krise sicher?
Gefahr vor Infektion: Experte rät zu zweitem Booster vor Volksfesten
Trotz der hohen Covid-Zahlen, die tendenziell weiter steigen, scheint die Lage unter Kontrolle. Jedoch warnen die Fachleute, dass sich im Herbst wieder ändern könne. Vor allem, wenn bald die Feiersaison der Volksfeste beginnt. Mit Blick auf diese Zeit sieht der Müchner Infektiologe Christoph Spinner keinen Grund dazu, auf Volksfeste wie das Oktoberfest zu verzichten. „Ich wüsste nicht, warum die Wiesn nicht stattfinden sollte“, teilt Spinner der Deutschen Presse-Agentur mit. Jedoch rät er vor einem Volksfestbesuch zu einem zweiten Booster, da das Infektionsrisiko auf dem Volksfest erhöht sei.
Laut Spinner sollen sich Menschen mit Risiko für einen schweren Verlauf einer Covid-19 Infektion genau überlegen, ob sie große Feste besuchen möchten. „Natürlich weisen aktuelle Beobachtungen auf ein erhöhtes Risiko einer SARS-CoV-2-Infektion im Kontext von Volksfestveranstaltungen, wie es auch bei der Wiesn zu erwarten wäre. Die Optimierung des Impfschutzes, beispielsweise durch einen zweiten Booster zwei bis vier Wochen vor der Wiesn, kann das Infektionsrisiko noch einmal merklich senken“, sagt der Pandemie-Beauftragte der Technischen Universität München.
Impfempfehlung gegen Corona: Krankheiten nach Wiesn keine Neuerung
Wie hoch die Ansteckungsgefahr bei Volksfesten ist, zeigt bereits die Vergangenheit: Früher ging die sogenannte Wiesn-Grippe um. Dies ist durch die großen Menschenansammlungen und die Enge in den Bierzelten bedingt. Während der Volkfestzeit und danach registrierten Ärzte im Raum München erhöhte Zahlen von grippalen Infekten. Viele Experten raten aktuell zu einer Doppelimpfung gegen Corona und Grippe auf, da ohnehin eine nächste Krankheitswelle im Herbst befürchtet wird.
Bekannte „superspreader-Events“, also große Menschenansammlungen, Konzerte und Volksfeste galten in den letzten beiden Jahren als Brutstätten der Covid-Infektionen und waren in Lockdown-Zeiten die ersten öffentliche Ereignisse, die abgesagt wurden. Damit hatte man versucht, die Pandemie einzudämmen.
Corona-Impfung: Laut Infektiologe ist der zweite Booster sinnvoll
Spinner und andere Experten erklärn zudem, dass Menschen, die geimpft sind und zudem Corona einmal durchgemacht haben, mit höherer Wahrscheinlichkeit als nur Geimpfte vor einer erneuten Infektion geschützt seien. Dabei wird sich ohnehin durch die sehr hohe Infektiosität von Covid-19 eine Erkrankung auf Dauer kaum vermeiden lassen. „Es wird jeden früher oder später treffen“, erklärt Spinner. „Aus meiner Sicht ist es unverzichtbar, auch mit Covid-19 mehr und mehr zur Normalität zurückzukommen und den Schutz vor allem auf Risikogruppen zu fokussieren“, sagt der Mediziner. „Hohe Inzidenzen allein sollten uns keine Angst machen – aber wir müssen wachsam bleiben.“
Für Spinner ist ein zweiter Booster zwei bis vier Wochen vor der Wiesn sinnvoll, um das Infektionsrisiko zu senken. Doch darüber wird in Fachkreisen bereits seit Wochen diskutiert. So kann eine zusätzliche Booster-Impfung die Wahrscheinlichkeit einer Ansteckung senken, jedoch nicht die Ansteckung verhindern.
Gefahr vor Corona-Infektion: Unterschiedliche Experten-Meinungen
Und für wen ist der Booster sinnvoll? Auch hier sind die Experten sich nicht einig: Die Ständige Impfkommission empfiehlt den zweiten Booster für Risikogruppen und Menschen ab 70 Jahren; Auf EU-Ebene wird die Auffrischung allen Menschen ab 60 Jahren empfohlen. Währenddessen hat die WHO die Impfstoffentwickler dazu aufgerufen, Impfstoffe zu entwickeln, die stärker auf eine Verhinderung der Ansteckung zielen.
Es haben bereits mehrere Unternehmen mit klinischen Studien solcher Präparate begonnen. Jedoch wären diese frühestens für das Oktoberfest 2023 relevant. Bis dahin werden die Impfstoff-Unternehmen voraussichtlich zum Herbst 2022 angepasste Impfstoffe auf den Markt bringen, die gegen die Omikron-Varianten schützen sollen. Klar ist jedoch bei allen, dass ein erneuter Booster zumindest die Anzahl der Antikörper gegen Covid zeitweilig erhöht und dies als Schutz in der kommenden Festsaison sinnvoll ist. (rah)