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Neue Hoffnung bei Galeria Kaufhof: Neues Konzept – Gläubiger stimmen Insolvenzplan zu

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Von: Teresa Knoll

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Galeria Kaufhof erhält eine neue Chance: Die Gläubiger stimmten auf der Versammlung in Essen dem Insolvenzplan zu. Was das für die Kaufhaus-Kette bedeutet:

Neue Entwicklungen bei der Insolvenz von Galeria Kaufhof: In den Essener Messehallen fand am Montag (27. März) die Gläubigerversammlung der Galeria Karstadt Kaufhof GmbH statt. Dem vorgelegten Insolvenzplan haben die Gläubiger zugestimmt. Damit ist für Galeria der Weg frei, das Warenhausgeschäft in Deutschland im Rahmen des neuen Konzepts fortzuführen, wie vom Unternehmen in einer Pressemitteilung informiert wird.

Neues Konzept für Galeria Kaufhof: Gläubiger stimmen Insolvenzplan zu

Das Konzept sieht vor, dass sich Galeria in Zukunft auf chancenreiche Standorte und sinnvolle Flächen fokussieren wird. Außerdem soll ein schneller Umbau aller Filialen in drei Jahren erfolgen sowie Investitionen und Digitalisierung und die IT-Prozesslandschaft, effiziente wie schnelle Prozessabläufe, mehr Shop in Shop, ergänzende Angebote sowie insbesondere eine größere Lokalisierung mit mehr Verantwortung in den Regionen.

Das Vertrauen der Gläubiger in das neue Konzept ist gerechtfertigt, wie es in der Pressemitteilung heißt. Schon jetzt zeigen sich in den Pilot-Filialen erste Erfolge. Hier wurde investiert und das neue Verständnis vom Warenhaus der Zukunft in die Praxis umgesetzt. Sachwalter Dr. Frank Kebekus sagte dazu: „Jedem Beteiligten ist bewusst, dass die Zustimmung für die Gläubiger kein einfacher Schritt war. Der Verzicht ist groß und viele Beteiligte – Mitarbeitende, Vermieter, Lieferanten und zahlreiche weitere Gläubigergruppen – leisten ihren Anteil, um dem Warenhaus in Deutschland eine gute Ausgangsbasis zu ermöglichen. Deswegen bedanke ich mich ausdrücklich für das klare Votum.“

Kaufhof-Filiale in Mannheim
Galeria Kaufhof-Filiale in Mannheim – dieser Standort ist nicht von der Schließung betroffen. © MANNHEIM24/Marten Kopf

Galeria Kaufhof-Insolvenz: Einbußen trotz Sanierungsplan

Dies gelte umso mehr, da eine Ablehnung katastrophal gewesen wäre: die Stilllegung des Geschäftsbetriebs, die Schließung aller Filialen, die Kündigung aller Mitarbeitenden. „Mit ihrer überwältigenden Zustimmung senden die Gläubiger ein positives Signal an alle zukünftigen Galeria-Standorte mit ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und einen unmissverständlichen Auftrag an das Management und den Eigentümer.“, so Kebekus. Hoffnung gibt es für manche von der Schließung betroffenen Standorte, denn ein Modehändler möchte wohl einige Galeria Kaufhof-Filialen übernehmen.

Laut Deutscher Presse-Agentur (dpa) werden allerdings rund ein Viertel der zuletzt noch rund 16.000 Mitarbeiter ihren Arbeitsplatz verlieren. Denn 47 Galeria Kaufhof-Filialen werden durch die Insolvenz dennoch geschlossen. Der Stellenabbau trifft auch die Konzernzentrale in Essen und die verbleibenden Warenhäuser. Denn viele von ihnen sollen verkleinert werden. Am Rande des Gläubigertreffens demonstrierten in Essen rund 30 Galeria-Betriebsräte aus ganz Deutschland gegen den geplanten Stellenabbau. Kleiner Lichtblick dabei: Am Montag hieß es in Unternehmenskreisen, nach wie vor gebe es noch Gespräche mit Vermietern und Kommunen. Es sei deshalb möglich, das noch einige weitere Filialen gerettet werden könnten.

Galeria Kaufhof-Sanierung: Investitionen von bis zu 200 Millionen Euro

Damit der Insolvenzplan wirksam wird, fehlt noch die formelle Bestätigung durch das Amtsgericht Essen, wie es in der Galeria-Pressemitteilung heißt. Zur Befriedigung der Gläubiger stehen anschließend 50 Millionen Euro zur Verfügung. Auch wird der Galeria-Gesellschafter dann seine Zusage einlösen, die Sanierung des Unternehmens mit Investitionen von bis zu 200 Millionen Euro zu unterstützen. Das Insolvenzverfahren soll noch im Laufe des ersten Halbjahres 2023 beendet werden.

Eingeladen zur Gläubigerversammlung hatte das Amtsgericht Essen. Die Gläubiger hatten vor der Abstimmung die Möglichkeit, Fragen an das GaleriaManagement, den Generalbevollmächtigten Arndt Geiwitz und den Sachwalter Dr. Frank Kebekus zu stellen und Anmerkungen vorzubringen.

Galeria Kaufhof unter neuem Konzept: „Beste Chancen für eine Rückkehr“

Arndt Geiwitz, Generalbevollmächtigter von GALERIA, äußert sich positiv: „Die große Zustimmung der Gläubiger zeigt das Vertrauen in das neue Warenhauskonzept. Der Sanierungsplan und damit das Konzept vom Warenhaus der Zukunft geben GALERIA Karstadt Kaufhof beste Chancen für eine Rückkehr in die Erfolgsspur. Entscheidend ist, dass es gleichermaßen zügig wie konsequent durch das Management und den Eigentümer umgesetzt wird.“

Trotz der harten Einschnitte werden am Rande der Gläubigerversammlung allerdings etliche Stimmen laut, die Zweifel an der Nachhaltigkeit der Rettungsbemühungen äußerten. So bemängelt laut dpa der Wirtschaftsdezernent der Stadt Nürnberg, Michael Fraas: „Wir warten noch auf ein wirkliches Zukunftskonzept. Da ist bislang wenig Substanz.“ Der Wirtschaftsdezernent der Stadt München, Clemens Baumgärtner, sagt sogar: „Das ist der Tod auf Raten.“ Schon bei Schließungen in der Vergangenheit hätten die Warenhausbetreiber immer gesagt, die Einschnitte seien notwendig, damit der Rest der Häuser eine Überlebenschance habe. Doch wirklich geholfen habe das nie.

Der Chef der Handelsberatung BBE, Johannes Berentzen, äußert ebenfalls Zweifel an der Zukunftsfähigkeit des Konzepts. „Ich glaube nicht, dass der Umbau mit den bisher geplanten Maßnahmen erfolgreich sein wird“, sagt er der dpa. Nötig wären nach seiner Einschätzung deutlich höhere Investitionen als geplant und eine deutlich einschneidendere Veränderung des Konzeptes.(dpa/pm/resa)

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