Lippenstift im Öko-Test: Alarmstufe Rot – Note 6 für die meisten
Rote Lippen will man nicht unbedingt küssen, geschweige denn tragen, wenn man sieht, was drinsteckt. Neben bedenklichen Stoffen macht Öko-Test auch ein weiterer Punkt zu schaffen:
- Öko-Test hat 18 rote, matte Lippenstifte getestet (weitere Testerbichte).
- Die Mehrheit fällt durch
- Lieferketten sind möglicherweise nicht frei von Kinderarbeit
Von „Nude“ über Zinnoberrot bis Knallblau, ob matt oder glänzend, hell oder dunkel – der Wahl an Lippenstiften sind heute allem Anschein nach keine Grenzen gesetzt. Die perfekte Nuance, die einen am besten komplimentiert, muss man dabei sicherlich selber finden. Der absolute Klassiker ist aber bis heute: rot. Mit der Kult-Lippenfarbe hat Öko-Test sich nun auseinandergesetzt – und sieht Rot.
Lippenstifte bei Öko-Test: So viele essen wir jährlich
Während sich hartnäckig der Mythos hält, dass wir im Jahr etwa 8 Spinnen im Schlaf vertilgen, sprechen die wenigsten darüber, wie viel Lippenstift die Make-up-affinen unter uns jährlich verspeisen. Wer seine Lippen mit hübschen Farben schmückt, nimmt bei jeder Mahlzeit, jedem Mal über die Lippen lecken, jedem Schluck Wasser ein wenig von der Farbschicht auf – und kommt so auf ganze fünf Lippenstifte im Jahr, die er isst, wie Öko-Test schreibt. Kein Problem? Zumindest nicht, wenn das, was drin ist, unbedenklich ist.
Doch auch bei Make-up ist nicht alles Gold, was glänzt – selbst wenn der Lippenstift matt ist. Darum haben die Tester dieses Mal besonders genau hingeschaut. Sie haben die Produkte nicht nur gründlich auf ihre Inhaltsstoffe geprüft, sondern haben, wie auch beim Testbericht über Körperbutter in derselben Ausgabe, erstmals nachgehakt, ob bei der Herstellung möglicherweise Kinderarbeit verwendet wurde.
Lippenstifte bei Öko-Test: Keine Test-Gewinner, nur Verlierer
Das Ergebnis ist alles andere als schön. Den Großteil der getesteten Produkte kann – nein sollte – man sich abschminken. Nur eine handvoll sind für ihre vorgesehene Verwendung befriedigend. Und das bei einem Produkt, das man förmlich isst! Von Gewinnern kann kaum eine Rede sein, eher vom kleinsten Übel. Am besten weg kommen im Vergleich jedoch diese Produkte:
- Alverde Matt Lipstick, 10 („befriedigend“)
- Benecos Natural Mat Lipstick Wow! („befriedigend“)
- Lavera Velvet Matt, Lippenstift, 04 („befriedigend“)
- Essence Hydra Matte Lipstick 406 („befriedigend“)
Die drei oberen Produkte der Liste fallen unter zertifizierte Naturkosmetik. Immerhin fallen die anderen getesteten Artikel aus dieser Kategorie „nur“ als „mangelhaft“ durch. Sie versagen vor allem in Sachen unklarer Deklaration. Auf Seite der gewöhnlichen Lippenstifte gibt es einmal die Note „ausreichend“, zweimal „mangelhaft“, der Rest der Liste ist – ganz wie geschminkte Lippen – in tiefes Rot getaucht.
Lippenstifte bei Öko-Test: Möglicherweise mit Kinderarbeit hergestellt
Es wird deutlich: Das ganz große Problem ist Intransparenz bei der Rückverfolgbarkeit des Glitzerminerals Mica, das häufig durch Kinderarbeit in lebensgefährlichen Minen gewonnen wird. Lediglich die dm-Eigenmarken-Produkte können die gesamte Lieferkette des Stoffes als frei von Kinderarbeit nachweisen. Viele gehen ansonsten gar nicht darauf ein oder können nichts belegen.
Ein Problem, das jedoch nicht nur die Make-up-Industrie betrifft. Auch Kinderzahnpasta-Hersteller können im Öko-Test nicht nachweisen, woher sie ihr Mica beziehen, zudem fallen einige bekannte Marken durch.
Lippenstifte bei Öko-Test: Erbgutverändernd und krebserregend
Ein anderer kritischer Punkt: Titandioxid. Der Stoff ist als erbgutverändernd und möglicher Krebserreger in Lebensmitteln verboten, allerdings nicht in Make-up. Öko-Test hat ihn aufgrund der Tatsache, dass sich die Aufnahme von Make-up kaum vermeiden lässt, dennoch als bedenklich eingestuft.
Der kritische Stoff ist jedoch in sämtlichen getesteten Lippenstiften enthalten. Alle Details und den gesamten Testbericht von Öko-Test gibt es kostenpflichtig hier. (paw)