Maskenpflicht: Kehrt die Maßnahme im Herbst zurück? „Nicht gerechtfertigt“
Die Pläne für eine Maskenpflicht ab Herbst in Innenräumen stoßen auf ein geteiltes Echo. Einigen gehen die geplanten Corona-Auflagen nicht weit genug – andere sehen sie kritisch:
Das Thema Coronavirus ist in Baden-Württemberg und ganz Deutschland im Moment wieder omnipräsent. Der Grund dafür ist der erneute Zuwachs an Corona-Infektionen, aber auch die in Deutschland nachgewiesene Corona-Variante BA.2.75 betrachten einige Experten mit großer Sorge. „Noch bevor wir mit der BA.5-Welle durch sind, müssen wir uns vielleicht schon auf die nächste vorbereiten“, twitterte etwa der Molekularbiologe Ulrich Elling.
Krankheit | COVID-19 |
Erreger | SARS-CoV-2 |
Ursprung | China |
neuste Mutation | Omikron (BA.2.75) |
erstmals nachgewiesen | Indien |
Maskenpflicht ab Herbst spaltet Politik – Ideen von Linke und CDU
In Baden-Württemberg rüstet man sich schon für eine neue Corona-Welle, etwa mit Ideen für Impfkonzepte oder Maskenpflicht – und diese ist längst auch in der Bundespolitik wieder Thema. Signale von Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP) für eine Maskenpflicht in Innenräumen haben Berichten der Deutschen Presse-Agentur (DPA) zufolge eine Debatte über neue Corona-Maßnahmen ab Herbst ausgelöst.
Unions-Fraktionsvize Andrea Lindholz fordert etwa, dass eine erneute Maskenpflicht ab Herbst überall dort gelten müsse, wo sich besonders gefährdete Personen aufhalten. Dazu zählt Lindholz auch Supermärkte und Apotheken sowie den ÖPNV. Und auch die Linke befürwortet die Maske in vielen Bereichen. Deren gesundheitspolitische Sprecherin – Kathrin Vogler – betonte im Gespräch mit der WELT, dass „die Pandemie noch nicht vorbei ist.“
Lehrerverbandschef fordert Corona-Maskenpflicht an Schulen ab August
In einigen Bereichen, etwa im Einzelhandel, bei körpernahen Dienstleistungen oder bei Veranstaltungen in Innenräumen, sollte ab Herbst wieder eine Maskenpflicht greifen, meint Vogler. Lehrerverbandschef Heinz-Peter Meidinger gehen diese Ideen noch nicht weit genug. Er spricht sich für eine Maskenpflicht im Klassenzimmer schon ab Anfang August aus. Der „jetzige Zeitplan der Ampel-Regierung“ sei nicht geeignet.
Erst vor wenigen Wochen waren Berichten von kreiszeitung.de zufolge die Corona-Pläne für den Herbst bekannt geworden. Auch hier war eine Maskenpflicht-Light schon Thema. Genauso wie Meidinger sieht es auch Anja Piel – Vorstandsmitglied im Deutschen Gewerkschaftsbund. Sie spricht sich Berichten der WELT zufolge dafür aus, die „SARS-CoV-2-Arbeitsschutzregel wieder in Kraft zu setzen“, dazu gehöre auch das Maskentragen als „persönliche Schutzmaßnahme“.
Dehoga-Chefin bewertet neue Maskenpflicht kritisch – „nicht gerechtfertigt“
Es gibt aber auch Stimmen, die auf die Bremse treten, was eine neue Maskenpflicht ab Herbst angeht. Die Hauptgeschäftsführerin im Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga) – Ingrid Hartges – pocht auf eine Verhältnismäßigkeit der Maßnahmen. „Wir erleben aktuell zwar einen Anstieg der Infektionen, aber vor allem milde Verläufe. Und da sind drastische Einschnitte definitiv nicht gerechtfertigt.“
Unterstützung bekommt Hartges vom gesundheitspolitischen Sprecher der FDP-Fraktion im Bundestag, Andrew Ullmann. „Ich halte eine gezielte Maskenempfehlung für besser als eine allgemeine Maskentragepflicht“, erklärte der Liberale der WELT. Die Pflicht zum Tragen einer Maske halte er nur in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen für angemessen. Fest steht im Moment also bloß, dass die Meinungen zum Teil weit auseinander liegen.
Ich halte eine gezielte Maskenempfehlung für besser als eine allgemeine Maskentragepflicht.
Bürger bei Maskenpflicht gespalten, Justizminister nimmt sie ins Konzept
Das betrifft übrigens auch das Thema Impfen. Die EU-Gesundheitsinstitutionen empfehlen eine zweite Corona-Boosterimpfung für alle ab 60. In Deutschland aber sieht die aktuelle Corona-Impfempfehlung der Stiko bisher bloß eine vierte Impfung für alle Personen ab 70 Jahren, Vorerkrankte und Beschäftige im Gesundheitswesen vor. Auch auf EU-Ebene ist man sich mit Blick auf den künftigen Corona-Kurs also noch nicht ganz einig.
Und auch die Bürger sind sich zumindest in der Frage, ob es ab Herbst wieder eine Maskenpflicht geben soll, gespalten. Laut einer Umfrage der Fuldaer Zeitung gaben 53 Prozent an, für eine Maskenpflicht in Innenräumen zu sein, knapp über 46 Prozent sprachen sich gegen eine solche Pflicht aus. Bundesjustizminister Marco Buschmann bestätigte zuletzt in einem Gespräch mit den Zeitungen der Funke-Mediengruppe, dass eine „Maskenpflicht in Innenräumen in unserem Konzept sicher eine Rolle spielen wird.“