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Pfand in Baden-Württemberg: Initiativen planen „großes Pfandsystem“ für Weinflaschen

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Von: Katja Becher

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Stuttgart - Die meisten Weinflaschen landen in Deutschland im Altglas. In Baden-Württemberg soll jetzt eine 0,75-Liter-Pfandflasche für Wein auf den Markt kommen

Weinflaschen sind energieaufwendig zu produzieren. Mit einem Pfandsystem könnte die Branche deutlich umweltfreundlicher werden. In Baden-Württemberg gibt es dafür gleich zwei Initiativen. Schon lange gibt es im Südwesten ein Pfandsystem im 1-Literformat und Möglichkeiten, diese zu spülen. Nun soll auch eine 0,75-Liter-Mehrwegflasche für Wein auf den Markt kommen, wie HEIDELBERG24 berichtet.

„Großes Pfandsystem“ für Weinflaschen in Baden-Württemberg – standardisierte Flasche entwickelt

Die neu gegründete Wein-Mehrweg eG will noch in diesem Jahr erste Weine in die neuen Pfandflaschen abfüllen. Bisher gibt es Weinflaschen in vielen Formen und Farben. Laut Werner Bender, Vorstand der Wein-Mehrweg eG, habe fast jede Genossenschaft ihr eigenes Design. „So ist ein großes Pfandsystem schlicht nicht machbar“, sagt Bender.

Er schließe nicht aus, dass lokale Weinproduzenten schon vereinzelt ihre Flaschen zurücknehmen, doch ein großes Pfandsystem brauche eine standardisierte Flasche. Diese habe die Winzergenossenschaft nun entwickelt. Auch Supermarkt-Kunden müssen sich bald auf eine Pfand-Änderung einstellen – bei Süßigkeiten und Kaffe.

Mehrweg-Weinflaschen: Baden-Württemberg hat eines der leistungsfähigsten Spülzentren

Eine weitere Voraussetzung sind genug Spülmöglichkeiten, erklärt Bender. In Möglingen (Kreis Ludwigsburg) gibt es nach seinen Angaben eines der bundesweit leistungsfähigsten Spülzentren. Hier werden 24 Millionen Pfandflaschen im Jahr gereinigt. Bisher reihen sich auf dem Fließband jedoch nur 1-Liter-Weinflaschen. Das System gebe es laut Bender hier schon seit mehreren Jahrzehnten.

„Früher war die Literflasche am beliebtesten“, sagt er. Doch mittlerweile habe ihr die 0,75-Liter-Flasche den Rang abgelaufen. Im Spülzentrum in Möglingen werden heute nur noch halb so viele Literflaschen gespült wie zur Zeit seiner Eröffnung. Die Weinflasche allein besitze laut dem Deutschen Weininstitut einen Anteil von etwa 45 Prozent am CO2-Fußabdruck bei der Weinproduktion. Pfandflaschen aus Glas können laut Umweltbundesamt bis zu 50-mal wiederbefüllt werden. Damit spare man Energie und Ressourcen im Vergleich zur Verwendung von Einwegflaschen.

Pfand auf Weinflaschen in Baden-Württemberg: Weitere Initiative arbeitet an Konzept

Schon nach zehn Umläufen einer Mehrweg-Weinflasche habe man rund halb so viel CO2 verbraucht wie beim Recycling, sagte die Abteilungsleiterin beim baden-württembergischen Genossenschaftsverband, Ute Bader. Sie betreut das zweite, große Projekt aus dem Südwesten. Die Initiative „Zukunftsfähiges Mehrwegsystem“ arbeitet demnach ebenso an einem Konzept für ein Pfandsystem für 0,75-Liter-Weinflaschen.

Im Projekt seien Partner aus dem Handel und der Glasindustrie mit an Bord, sagt Bader. Mit wissenschaftlicher Beratung vom Weincampus Neustadt in Rheinland-Pfalz soll ein Konzept erarbeitet werden. Dabei verstehe man sich nicht als Konkurrenz zur Wein-Mehrweg eG. Vielmehr arbeiten die Initiativen aus Baden-Württemberg Seite an Seite. „Daran sieht man, dass es die Branche beschäftigt“, sagt der Geschäftsführer des Badischen Weinbauverbands, Holger Klein. (kab/dpa)

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