Alkylverbindungen) verunreinigte Orte sind nach Einschätzung des Umweltbundesamtes (Uba) allerdings noch unbekannt. „Was wir sehen ist vermutlich die Spitze des Eisberges“, heißt es in einer Antwort von Uba-Präsident Dirk Messner an die Süddeutsche
Zeitung, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt.
Am Donnerstag (23. Februar) veröffentlichten Recherchen von Süddeutscher Zeitung, NDR und WDR zufolge lassen sich an mehr als 1.500 Orten in Deutschland PFAS nachweisen. Einige PFAS finden unter anderem über Kläranlagen ihren Weg in Flüsse, Seen und Meere. Im vergangenen Jahr ergab eine Studie, dass PFAS selbst in den entlegensten Weltregionen im Regenwasser nachweisbar sind.
„Mit der Aufnahme von PFAS aus verunreinigten Böden und Wasser in Pflanzen und der Anreicherung in Fischen werden diese Stoffe auch in die menschliche Nahrungskette aufgenommen“, schreibt das Uba. Menschen können PFAS zudem über die Luft und Trinkwasser aufnehmen.
Wie der SWR unter Berufung auf ein Mitglied des Rechercheteams berichtet, seien in Baden-Württemberg rund 500 Fälle von Verunreinigungen mit PFAS sowie knapp 100 in Rheinland-Pfalz gefunden worden. Die größte Belastung im Südwesten befände sich demnach im Raum Rastatt. Schon 2013 wurde der Skandal um mit PFC belastetes Ackerland bekannt – mehr als 600 Hektar rund um Rastatt und Baden-Baden wurden mit den umweltschädlichen sogenannten per- und polyfluorierten Chemikalien (PFC) verunreinigt.
Aufgrund ihrer besonderen Eigenschaften – die Stoffe sind unter anderem sehr stabil und öl- wie auch wasserabweisend - werden sie breit verwendet. Sie finden sich in Alltagsgegenständen wie Anoraks, Pfannen und Kosmetik, sind aber auch Teil von Industrieprozessen und technischen Anwendungen. Eine Liste zeigt, welche Produkte mit PFAS hergestellt werden.
Einige PFAS sind bereits weitgehend verboten, weil sie als gefährlich gelten. „Von den relativ wenigen gut untersuchten PFAS gelten die meisten als mittel- bis hochtoxisch, vor allem für die Entwicklung von Kindern“, schreibt die Europäische Umweltagentur (EEA). Behörden mehrerer Länder, darunter Deutschland, streben ein weitgehend vollständiges Verbot der Stoffgruppe in der EU an. Dabei handelt es sich um eine Art Vorsichtsmaßnahme. Der Gedanke dabei: Wenn einige der Substanzen nachweislich schädlich sind, könnten es viele andere Vertreter der Stoffgruppe auch sein.
Aus Sicht des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI) ginge ein Komplettverbot zu weit, da dann auch viele Anwendungen untersagt wären, von denen gar keine Gefahr ausgehe. „Ich gehe davon aus, dass die Auswirkungen der Beschränkung für viele Industriezweige erheblich wären“, sagte Mirjam Merz, Expertin für Chemikalienpolitik und Gefahrstoffrecht beim BDI, der dpa.
Erfüllt der Behörden-Antrag alle Formalitäten, sollen am 22. März öffentliche Konsultationen starten. Dabei können sich beispielsweise Industrievertreter für Ausnahmen starkmachen. Die Entscheidung trifft am Ende die Europäische Kommission gemeinsam mit den EU-Mitgliedsstaaten. Mit einem Entschluss wird 2025 gerechnet. (kab/dpa)