Betrug in Schnelltest-Zentren? Daran erkennt man seriöse Anbieter

In Bayern und Nordrhein-Westfalen kam es womöglich zu Betrugsfällen in Schnelltestzentren, die nun eine Krisensitzung der Gesundheitsminister nach sich zogen. Aber wie erkennt man seriöse Anbieter?
„Wer sich an der Corona-Pandemie mit kriminellen Machenschaften bereichern will, gehört konsequent bestraft“, so die unmissverständliche Ansage von Klaus Holetschek, bayrischer Gesundheitsminister und Vorsitzender der Gesundheitsministerkonferenz. Nachdem es zu Betrugsvorwürfen gegen Corona-Schnelltestzentren in Bayern und Nordrhein-Westfalen* gekommen war, kamen die Gesundheitsminister der Länder am Montagmorgen in Berlin zu einer Krisensitzung zusammen, wie HEIDELBERG24* berichtet.
Ein möglicher Abrechnungsbetrug bei Schnelltest-Anbietern in Bayern und NRW zieht seit dem Wochenende immer weitere Kreise, die Justiz ermittelt. „Klar ist: Dort wo ein möglicher Schaden noch abwendbar ist, werden alle Maßnahmen ergriffen, um dies zu tun“, betonte Holetschek und forderte eine andere Auszahlungspraxis: „Bei Verdacht auf betrügerisches Vorgehen dürfen die Vergütungen erst nach Prüfung ausgezahlt werden.“
Betrug bei Corona-Schnelltestzentren: Bundesgesundheitsminister Spahn will zusätzliche Kontrollen
Jens Spahn sieht einen Bedarf an mehr Kontrollen bei Anbietern von Corona-Tests. „Gerade bei den privaten Dienstleistern (...) braucht es offenkundig noch zusätzliche Kontrollen“, so der Bundesgesundheitsminister am Sonntagabend in der ARD-Sendung „Anne Will“. Aus Berlin heraus könne man die Testzentren nicht kontrollieren. Das sei nur durch die Gesundheitsämter vor Ort möglich.
Im Kern geht es bei der Debatte um die Frage, wer die Zahl der ausgeführten Tests - der Bund übernimmt die Kosten für mindestens einen Schnelltest pro Bürger und Woche, die Teststellen erhalten 18 Euro pro Test - kontrolliert. „Der Bund schiebt die Verantwortung auf die Kassenärztlichen Vereinigungen und die Länder, und die schieben sie zurück an den Bund“, so Gerd Landsberg, Hauptgeschäftsführer des Städte- und Gemeindebunds, gegenüber der Rheinischen Post – und fügt hinzu: „Der Bund ist als Auftraggeber gefordert, bei den kostenlosen Bürgertests für eine angemessene Kontrolle zu sorgen.“ Die Gesundheitsämter der Kommunen könnten das nicht auch noch zusätzlich tun, seien ohnehin schon völlig überlastet.

Doch wie können Bürger*innen überhaupt seriöse Anbieter von schwarzen Schafen unterscheiden?
Corona: So erkennst Du seriöse Schnelltest-Anbieter
Schnelltestzentren sind eine wichtige Säule im Kampf gegen das Coronavirus*, sind zudem Ausgangspunkt für alle Bürger*innen, die beispielsweise shoppen gehen oder es sich in einem Restaurant schmecken lassen wollen – und somit auch wieder ein wichtiger Bestandtteil für eine Rückkehr zur Normalität. Aber woran erkennt man ein seriöses Testzentrum? Die folgenden Punkte zeigen wichtige Faktoren, auf die Du achten solltest:
- 1. Geregelte Terminvergabe: Eine geregelte Terminvergabe macht unbedingt Sinn! Bereits von außen kann man ein fehlendes Sicherheitskonzept schnell erkennen. Stationen, die mit „Testen ohne Termin“ werben, haben sich keine Gedanken über mögliche Risiken gemacht. Wenn unerwartet mehrere tausend Personen gleichzeitig in die Station drängen, kann ein Konzept ohne Terminbuchung nur schwer durchgeführt werden und es kann zu prekären Sicherheitslagen kommen. Für einen ordentlichen Ablauf ohne Sicherheitsrisiken und geregeltem Besucheraufkommen sorgt in der Regel eine digitale Terminvergabe.
Tipp: Buche einen Termin im Vorfeld – dies sichert einen geregelten und sauberen Test! - 2. Hygiene-Konzept: Ein ordentlich umgesetztes Hygiene-Konzept ist meist auf den ersten Blick erkennbar. Hier sollte man auf folgende Dinge achten: Wird die Maskenpflicht der Testpersonen ordentlich beschildert und umgesetzt? Sind Hygiene-Stationen mit Desinfektionsspendern ausgestattet? Sind die Räumlichkeiten vor Wind und Zugluft geschützt? Werden Flächen und Hände ausreichend und regelmäßig desinfiziert? Trägt das Personal die notwendige Schutzausrüstung?
Tipp: Solltest Du Zweifel haben, dass das gewählte Testzentrum kein Hygienekonzept umgesetzt hat, solltest Du Dich dort sicherheitshalber nicht testen lassen. Bei konkreten Missachtungen sollte die Beobachtung an das lokale Gesundheitsamt gemeldet werden. - 3. Testkit: Laientests sollte man Laien überlassen! Dennoch wenden einige Testzentren Laien- oder Selbsttests an. Diese werden meist im vorderen Nasenbereich angewendet und haben in der Regel eine viel niedrigere Sensitivität und Sensbilität. Wenn man sich unsicher ist, welches Testkit verwendet wird, ist in seriösen Schnelltestzentren immer ein Supervisor vor Ort, der fachliche Auskunft über das Testkit geben kann. Die Unterschiede der Testkits sind deutlich. Die Mindestanforderung von Laientests liegt bei einer Spezifität von über 97%. Im Vergleich dazu liegen professionelle Testkits bei circa 99,7 %.
Tipp: Du solltest Dich vor der Testdurchführung erkunden, welches Testkit verwendet und welcher Abstrich entnommen wird. Ein korrekt durchgeführter Nasen-Rachen Abstrich tut nicht weh und sorgt für eine hohe Testgenauigkeit. Wirbt ein Testzentrum jedoch mit dem Slogan „Schmerzfrei”, könnte das ein Indiz dafür sein, dass Laientests zur Anwendung kommen. - 4. Testdurchführung: Der häufigste Grund für ein falsches Testergebnis sind Fehlanwendungen. Nach der Testverordnung dürfen Laien in Testzentren Tests abnehmen, wenn Sie eine entsprechende Schulung und ein Zertifikat nachweisen können. Auch eine falsche oder zu frühe Auswertung der Tests können ein Indiz für Fehlanwendungen sein. In der Regel liegt das Testergebnis in 15-20 Minuten nach der Testdurchführung vor.
Tipp: Du solltest genau prüfen, wer der Betreiber des Zentrums ist, wer den medizinischen Bereich des Schnelltestzentrums leitet und wer für die Qualitätssicherung bei der Durchführung sorgt. - 5. Software-Lösung: Gut strukturierte Zentren bieten Software-Lösungen an, die für einen geregelten Ablauf sorgen. Ist eine Terminbuchung mit Online-Registrierung im Einsatz, wird eine Wartezimmersituation vor dem Test vermieden und ein kontaktloser Check-In ist möglich. Durch eine digitale Testauswertung können die Testpersonen sofort nach der Testdurchführung das Zentrum verlassen und müssen nicht vor Ort auf das Ergebnis warten.
Tipp: Sollte keine Softwarelösung im Einsatz sein, wird empfohlen, die örtlichen Bedingungen genau zu prüfen. Hier kann man beim Betreiber nachfragen, wie die Wartesituationen gestaltet sind und wie Ansteckungsgefahren in den Wartebereichen vor Ort vermieden werden. - 6. Datenschutz: Da bei der elektronischen Datenübermittlung Gesundheitsdaten übermittelt werden, muss der Datenschutz genau überprüft werden. Hunderttausende Datensätze wurden in deutschen Schnelltestzentren bereits durch Hackerangriffe öffentlich. In seriösen Schnelltestzentren werden DSGVO-konforme Softwarelösungen verwendet. Dabei erhältst Du Auskunft, wie die Daten verarbeitet werden. Wichtig ist, neben einer transparenten Aufklärung, auch die Datentrennung der medizinischen und der persönlichen Daten. Hier sollte der Betreiber garantieren, dass diese nicht gemeinsam auf einer Datenbank liegen.
Tipp: Lies auf der Webseite des Anbieters im Datenschutz nach, was mit den angegebenen Daten passiert. Eine saubere Aufklärung in Kombination mit einer seriösen Softwarelösung verspricht einen guten Umgang mit Deinen Daten! - 7. Kompatibilität mit Kontaktverfolgungs-Anbieter: Gute Schnelltestzentren arbeiten mit digitalen Lösungen. Hierbei sollte die Kompatibilität mit den großen Kontakverfolgungs-Apps wie der „Corona Warn-App”, “luca” und “Darfichrein” gegeben sein. Jedes Testzentrum hat die Möglichkeit, sich mit entsprechenden Softwarelösungen, wie beispielsweise der SODA-Software, an diese Systeme anzuschließen.
Tipp: Informiere Dich, mit welchen Kontaktverfolgungs-Anbietern Dein Testergebnis kompatibel ist!
(PM/dpa/rob) *HEIDELBERG24 und Merkur sind ein Angebot von IPPEN.MEDIA.