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Mobilfunk-Sensation: Viertes Handynetz kommt - Neuer Wettbewerber auf dem Markt

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Von: Patrick Freiwah

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Mobilfunkantenne nahe Potsdam: In Deutschland gibt es bald einen vierten Netzbetreiber - 1&1 Drillisch
Mobilfunkantenne nahe Potsdam: In Deutschland gibt es bald einen vierten Netzbetreiber - 1&1 Drillisch. © Christian Spicker/imago-images

Deutschlands Mobilfunkmarkt wächst um einen großen Anbieter: 1&1 Drillisch. Der Einstieg in das Betreibernetz der nächsten Generation 5G ist das Ziel. Was bedeutet das für die Kunden?

Maintal/München - Die Mobilfunkbranche in Deutschland wächst um einen vierten Anbieter: 1&1 Drillisch plant schon länger den Einstieg als Netzbetreiber, nun wurde bei dem Projekt nationales Roaming Vollzug vermeldet. Bereits seit geraumer Zeit plant der Anbieter akribisch eine Handy-Revolution auf dem deutschen Markt.

Mobilfunknetz in Deutschland: 1&1 Drillisch und O2 verhandeln

Eine Voraussetzung war die Einigung mit einem bereits tätigen Unternehmen, das den neuen Wettbewerber hierzulande beim Aufbau seines eigenen Mobilfunknetzes unterstützt beziehungsweise auf dessen Kapazitäten man zugreifen kann. Das hat den Vorteil, dass Kunden bereits während der jahrelangen Ausbauphase in Deutschland eine zuverlässige Mobilfunkversorgung in Anspruch nehmen können. Dafür kann beim Roaming auf das Netz eines Konkurrenten ausgewichen werden: Telefónica (O2). 1&1 Drillisch befand sich in ausgiebigen Verhandlungen mit den drei großen Playern auf dem deutschen Mobilfunkmarkt, nun hat sich das Unternehmen aus dem hessischen Maintal mit dem Münchner Konzern auf eine Vertiefung der bereits bestehenden Partnerschaft geeinigt.

Mit den anderen beiden Giganten Telekom* und Vodafone sei eine entsprechende Einigung zuvor gescheitert: Mit Blick auf die ergebnislosen Verhandlungen lässt Firmenchef Ralf Dommermuth wissen: „Die Positionen waren unüberbrückbar.“ Im Jahr 2019 hatte die Firma für einen Betrag von rund 1,1 Milliarden Euro erstmals ein Frequenzspektrum ersteigert, nun wurde also die nächste wichtige Hürde auf dem Weg zum Mobilfunknetzbetreiber in Deutschland genommen

Mobilfunknetzbetreiber in Deutschland: 1&1 Drillisch und O2 machen gemeinsame Sache

Durch den Deal mit O2 bekommt Drillisch zukünftig den Zugang zum O2-Netz. Die Vereinbarung gilt rückwirkend ab Sommer 2020 zunächst für einen Zeitraum von fünf Jahren, wie die dpa berichtet. Interessant ist der Aspekt, dass die neue Vereinbarung lediglich die Mobilfunkstandards 2G, 3G und 4G abdeckt.

Die neueste Generation 5G (alle wichtigen Antworten) ist hiervon ausgenommen, denn 1&1 Drillisch plant eine spätere 5G-Nutzung ausschließlich über eigene Antennen. Laut Dommermuth bedeute diese Entscheidung eine riesige Chance für das hessische Unternehmen: So könne im eigenen Netz von Anfang an modernste Technologie verbaut werden - frei von technologischen „Altlasten“ der Konkurrenz. Die Nachricht, dass die 2017 übernommene Tochter des Telekommunikationsunternehmens United Internet in den deutschen Mobilfunkmarkt einsteigt, hat sich prompt auf den Aktienkurs ausgewirkt:

Sobald 1&1 Drillisch sein 5G-Netz startet, bekommen Neukunden dann Highspeed-Verbindungen, über das „National Roaming“ von O2 gibt es dann „nur“ 4G-Tempo (LTE). Dommermuth hält das für einen „nicht wahrnehmbaren“ Nachteil, denn man werde schnell viele eigene Antennen anbieten. Dazu sei der Unterschied zwischen 4G- und 5G-Verbindungen auf dem Land ohnehin gering, weil alteingesessene Netzbetreiber dort keine Gigabitverbindungen ermöglichten, sondern dies nur in großen Städten täten.

1&1 Drillisch neuer Wettbewerber im Mobilfunknetz - Das bedeutet der Deal für Verbraucher

Was die Partnerschaft zwischen 1&1 Drillisch und Telefónica für die Verbraucher bedeutet, dazu hat sich die Bundesnetzagentur geäußert: „Das ist eine gute Nachricht für die Mobilfunkkunden in Deutschland“, schildert Behördenchef Jochen Homann, für den die Zusammenarbeit ein „Indiz für die Attraktivität und Dynamik des deutschen Mobilfunkmarktes“ sei.

Für bessere Angebote in Form von niedrigeren Preisen ist es noch zu früh, wie Experte Professor Torsten Gerpott von der Universität Duisburg-Essen meint: „Es geht weiter wie bisher, die angebotenen Leistungen von Drillisch werden nicht besser und damit wird der Druck auf die Konkurrenz auch nicht größer.“ Das werde sich jedoch dann ändern, sobald 1&1 Drillisch mit seinem eigenen 5G-Netz in Deutschland startet: Denn dann können Mobilfunkkunden unter vier statt wie bisher unter drei Netzbetreibern auswählen, wodurch sich der Wettbewerb verschärfen werde.

Bleibt noch die Frage, was hat O2 davon? Schon länger arbeitet das Unternehmen mit dem Neueinsteiger zusammen. Letztlich handelt es sich auch für Telefónica Deutschland um eine „Win-Win-Partnerschaft“, wie Deutschland-Chef Markus Haas erläutert: Das Unternehmen laste sein Netz besser aus und erziele damit mehr Einnahmen. Besonders hohe Investitionen in ländlichen Gegenden würden auf die Bilanz schlagen, die Vereinbarung mit 1&1 Drillisch stelle einen „positiven Deckungsbeitrag insbesondere in den unwirtschaftlichen Regionen Deutschlands“ in Aussicht. (PF mit dpa) *Merkur.de ist ein Angebot des Ippen Digital Netzwerks

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