Wie HEIDELBERG24* berichtet, soll laut Unilever in einigen Wochen keine Knorr Zigeunersauce mehr in den Supermarkt-Regalen zu finden sein. Kunden finden die Soße dann nur noch unter dem Namen „Paprikasauce Ungarische Art“. Vor dem Hintergrund der Rassismus-Debatte werden aktuell viele Namen und Begriffe in Frage gestellt. So sorgte zum Beispiel ein Hotel in Augsburg mit seinem ehemaligen Namen „Drei Mohren“ für Diskussionen. In der Heidelberger Altstadt wird aktuell diskutiert, ob eine 200 Jahre alte Kneipe ihren Namen ändern muss* – ein Student hat jetzt sogar Anzeige erstattet. Auch in der Veranstaltungsstätte Capitol in Mannheim entbrannte aufgrund einer „Sarotti-Mohr“-Werbung* eine hitzige Rassismus-Debatte.
Der Begriff „Zigeuner“ ist eine alte Sammelbezeichnung für verschiedene Volksgruppen, die sich wohl von Indien aus vor allem über Südosteuropa verbreiteten. Der Zentralrat der in Deutschland vor allem lebenden Volksgruppen Sinti und Roma nennt den Begriff „eine von Klischees überlagerte Fremdbezeichnung der Mehrheitsgesellschaft, die von den meisten Angehörigen der Minderheit als diskriminierend abgelehnt wird“. Auch im öffentlichen Sprachgebrauch wird der Begriff so empfunden.
In der Küchentechnik wird der Begriff „Zigeunersauce“ bereits seit mehr als 100 Jahren verwendet. Im Nachschlagebuch für die klassische Küche von Escoffier ist er schon 1903 zu finden. Er bezeichnet eine würzige, scharfe Sauce mit stückigen Einlagen und wird heute in der Regel aus Tomaten hergestellt, häufig mit Paprika, Zwiebeln, Essig und Gewürzen. Traditionell verbindet der Verbraucher die Sauce mit der Geschmacksrichtung ungarisch und scharf. Nach Angaben von Sinti und Roma entstammt die „Zigeunersauce“ nicht ihrer Küche.
Der Zentralrat der Deutschen Sinti und Roma begrüßte die Entscheidung von Unilever, die Knorr Zigeunersauce umzubenennen. „Es ist gut, dass Knorr hier auf die Beschwerden offenbar vieler Menschen reagiert“, sagte der Vorsitzende Romani Rose der BILD. Ihm selbst bereite der wachsende Antiziganismus in Deutschland und Europa jedoch größere Sorgen. „Für den Zentralrat sind vor diesem Hintergrund Zigeunerschnitzel und Zigeunersauce nicht von oberster Dringlichkeit.“ Viel wichtiger sei es, Begriffe wie „Zigeuner“ kontextabhängig zu bewerten, „wenn etwa in Fußballstadien „Zigeuner“ oder „Jude“ mit offen beleidigender Absicht skandiert wird.“ (kab/dpa) *HEIDELBERG24 ist Teil des Ippen-Digital-Netzwerks.