Deutschland vor neuem Corona-Lockdown: Studie untersucht Maßnahmen - Ein Aspekt wegweisend

Deutschland steht vor dem nächsten (Teil-)Lockdown. Der Wissensstand ist diesmal ein anderer als im Frühjahr. Wie ist es um die Effizienz der Corona-Maßnahmen bestellt?
- Deutschland begibt sich zum zweiten Mal in den Corona-Lockdown: Welche Maßnahmen sind am sinnvollsten?
- Schottische Wissenschaftler präsentieren eine Auswertung aus 131 Ländern - im Hinblick auf den R-Wert.
- Demnach weist ein Verbot von öffentlichen Veranstaltungen den größten Effekt auf.
- Auf weitere Hilfsmittel zur Eindämmung der Infektionsgefahr mit Sars-CoV-2* trifft das weniger zu.
Edinburgh/Berlin - Angesichts der hohen Corona-Infektionszahlen im Herbst 2020 steht Deutschland vor einem neuen Lockdown. Im Vergleich zum Frühjahr des Jahres plant die Bundesregierung jedoch eine abgeschwächte Version („Lockdown Light“) mit dem Ziel, der Bevölkerung trotz Pandemie ein Weihnachtsfest mit der Familie zu ermöglichen. Als Alternative fürchtet die politische Führung offenbar, dass über den Jahreswechsel schlimmstenfalls ein Kontaktverbot mit Freunden und Verwandten nötig wird.
Daher werden am Mittwoch (28. Oktober) bundesweit Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie bekannt gegeben, die für den kompletten November gelten sollen in der Hoffnung, das Infektionsgeschehen mit Sars-CoV-2 zu bändigen. Was bringt es also, das öffentliche Leben weitestgehend lahmzulegen?
Corona-Lockdown: Welche Maßnahmen fruchten bei der Eindämmung der Infektionsgefahr?
Der Kenntnisstand zur Wirksamkeit eines Lockdowns lässt sich mittlerweile anhand von Erfahrungswerten analysieren. Eine in der Fachzeitschrift „Lancet“ veröffentlichte Studie von schottischen Forschern hat die R-Werte von insgesamt 131 Ländern unter die Lupe genommen - und die entsprechenden Corona-Maßnahmen im Hinblick auf ihren Erfolg ausgewertet. Hier wurden acht Hilfsmittel im Zeitraum von Januar bis Juli 2020 untersucht, die angewendet wurden, um der Pandemie Herr zu werden.
Die Wissenschaftler der University of Edinburgh kommen in ihrer Auswertung zum Schluss, dass von den Corona-Maßnahmen lediglich zwei prädestiniert sind, die Zahl der Infektionen mit Sars-CoV-2 deutlich herabzusenken: das Verbot von öffentlichen Veranstaltungen. Demnach würden sich die Ansteckungen* um bis zu 24 Prozent vermeiden lassen, so der Schluss der Experten.
Ähnlich stark macht sich lediglich das Versammlungsverbot von mehr als zehn Menschen bemerkbar. Hier fallen sicher auch die Regelungen bezüglich Alkoholverbot ins Gewicht.
Corona-Lockdown-Regeln: Am wichtigsten erscheint die Vermeidung von Menschenansammlungen
Die Erkenntnisse verdeutlichen, dass zur Eindämmung der Corona-Pandemie hauptsächlich Einschränkungen im Hinblick auf Menschenansammlungen notwendig erscheinen. Mit etwas Abstand folgen zwei weitere Maßnahmen, die den R-Wert* von Corona-Infizierten nachweislich gesenkt haben: die Schließung von Schulen* (15 Prozent) sowie die Schließung von Arbeitsstätten und Büros (13 Prozent). Was von den Experten aus Edinburgh in ihrer Auswertung nicht explizit berücksichtigt wurde: sportliche Betätigung mit Gleichgesinnten, die im Zuge der neuen Maßnahmen der Bundesregierung für November verboten werden soll.
Nur wenig Auswirkung auf das Infektionsgeschehen hatte in den 131 untersuchten Ländern angeblich eine Ausgangsbeschränkung. Auch die Stilllegung von öffentlichen Transportmitteln habe den Corona-R-Wert in den betroffenen Ländern lediglich im unteren einstelligen Bereich reduziert, urteilen die Wissenschaftler aus Großbritannien.
Vor dem Corona-Gipfel in Berlin äußerten Top-Virologen massive Kritik an Merkels Lockdown-Plänen. (PF) *Merkur.de ist ein Angebot des Ippen Digital Netzwerks