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Brutale Auseinandersetzungen in Gefängnis in Ecuador: Angehörige belagern Gefängnistore

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Von: Helena Gries

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In einem Gefängnis in Ecuador kommt es zu blutigen Auseinandersetzungen. Verfeindete Banden gehen mit Waffen aufeinander los.

Update vom Mittwoch, 11. Mai, 10.00 Uhr: Einen Tag nach einem Massenausbruch aus einem Gefängnis in Ecuador hat die Polizei 200 geflüchtete Häftlinge festgenommen. Das berichtet die Nachrichtenagentur AFP. Von insgesamt 220 Flüchtigen sind „200 bereits wieder eingefangen“ worden, wird Einsatzleiter Geovanny Ponce zitiert. Grund für den Ausbruch der Häftlinge waren Kämpfe in der Haftanstalt von Bellavista in der Provinz Santo Domingo de los Tsáchilas. Dabei wurden 44 Insassen getötet.

Laut Informationen der AFP sind Mitglieder rivalisierender Banden mit Messern aufeinander losgegangen, wobei zehn Gefangene und ein Polizist verletzt wurden. Mittlerweile sei wieder „völlige Ruhe“ hergestellt worden, sagten Beamte gegenüber der AFP bei einem Ortsbesuch im Gefängnis. An den Mauern der Haftanstalt seien noch Brandspuren und ein Loch zu sehen, aus dem die Häftlinge entkommen sein sollen.

Ecuador: Kämpfe zwischen rivalisierenden Drogenbanden – 1200 Morde bereits in diesem Jahr

Viele Angehörige, meist Frauen, hätten vor den Toren des Gefängnisses gestanden und auf Informationen über ihre Familienmitglieder gewartet. In der Gegend um das Gefängnis in Ecuador seien bewaffnete Soldaten im Einsatz gewesen. Zudem seien sechs Bandenführer aus Belavista in zwei andere Hochsicherheitsgefängnisse verlegt worden, um weitere Gewalttaten zu verhindern.

Nachdem es in einem Gefängnis in Ecuador zu blutigen Auseinandersetzungen gekommen war, trauern Angehörige um ihre Familienmitglieder.
Nachdem es in einem Gefängnis in Ecuador zu blutigen Auseinandersetzungen gekommen war, trauern Angehörige um ihre Familienmitglieder. © Dolores Ochoa/dpa

In den chronisch überfüllten Gefängnissen von Ecuador kommt es laut Angaben der AFP immer wieder zu Ausschreitungen, die häufig von rivalisierenden Drogenbanden ausgelöst werden. Seit Februar 2021 seien bei einer Reihe von blutigen Aufständen in Ecuadors Gefängnissen fast 400 Häftlinge getötet. Ecuadors rechtsgerichteter Präsident Guillermo Lasso habe zuletzt ein Maßnahmenpaket, das unter anderem Begnadigungen sowie mehr Geld für die Gefängnisse vorsähe, erlassen, um der Situation Herr zu werden.

Brutale Auseinandersetzungen in Ecuador: 44 Tote bei Kämpfen in Gefängnis

Erstmeldung vom Dienstag, 10. Mai, 11:30 Uhr: Santo Domingo – Bei gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen verfeindeten Banden in einem Gefängnis in Ecuador sind mindestens 44 Menschen ums Leben gekommen. Das teilte die Generalstaatsanwaltschaft des südamerikanischen Landes am Montagabend (Ortszeit) mit. Die meisten Opfer in der Haftanstalt von Santo Domingo seien mit Hieb- und Stichwaffen getötet worden, sagte Innenminister Patricio Carrillo. „Was am heutigen Morgen in dem Gefängnis von Santo Domingo geschah, ist eine Grausamkeit.“

Das Gefängnis sei mittlerweile wieder unter der Kontrolle der Sicherheitskräfte, sagte Polizeichef Fausto Salinas. Rund 350 Einsatzkräfte durchsuchten über Stunden die Haftanstalt. Die Polizeikräfte hätten Schusswaffen, Munition und Granaten sichergestellt. Rund 220 Häftlinge flohen während der Krawalle aus der Haftanstalt. Nach Angaben der Behörden wurden 112 Insassen mittlerweile wieder festgenommen, nach den übrigen wird weiter gefahndet.

Kämpfe in Gefängnis in Ecuador: Auseinandersetzungen zwischen Gangs fordern Tote

Hintergrund der blutigen Kämpfe waren Medienberichten zufolge Auseinandersetzungen zwischen Mitgliedern der Gang Los Lobos und deren Splittergruppe R7. Demnach war ein Mitglied von R7 aus einem anderen Gefängnis in die Haftanstalt von Santo Domingo verlegt worden. Das soll die Krawalle ausgelöst haben. Am Montag wurden erneut sechs Bandenchefs in andere Gefängnisse gebracht, wie das Innenministerium mitteilte.

Anführer von Banden, die im Bellavista-Gefängnis operieren, werden in andere Gefängnisse verlegt. Bei gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen verfeindeten Banden in einem Gefängnis in Ecuador sind mindestens 44 Menschen ums Leben gekommen.
Anführer von Banden, die im Bellavista-Gefängnis operieren, werden in andere Gefängnisse verlegt. Bei gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen verfeindeten Banden in einem Gefängnis in Ecuador sind mindestens 44 Menschen ums Leben gekommen. © Dolores Ochoa/dpa

In Ecuador kommt es immer wieder zu Gefangenen-Meutereien und Kämpfen zwischen verfeindeten Banden. Im vergangenen Jahr kamen dabei über 200 Menschen ums Leben, Präsident Guillermo Lasso hatte einen Ausnahmezustand in den Gefängnissen des Landes ausgerufen. Daraufhin übernahmen Bundespolizei und Streitkräfte die Kontrolle über die Haftanstalten des südamerikanischen Landes.

Wie fast überall in Lateinamerika sind die Gefängnisse in Ecuador überfüllt. Viele Haftanstalten werden von Verbrechersyndikaten kontrolliert. Oftmals sorgen die Sicherheitskräfte lediglich dafür, dass die Gefangenen in den Haftanstalten bleiben. Innerhalb der Mauern bleiben sich die Häftlinge weitgehend selbst überlassen. Zahlreiche inhaftierte Gang-Bosse steuern die Geschäfte ihrer kriminellen Organisationen aus dem Gefängnis heraus. (hg/dpa)

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